Nagetiere
Biber: Darum sind sie für die Artenvielfalt so wichtig
- Veröffentlicht: 02.04.2024
- 11:00 Uhr
- Claudia Frickel
Biber gestalten sich ihren Lebensraum so, wie er ihnen gefällt - und das ist gut für die Natur. Ihre Dämme und Burgen am Wasser sind komplexe Gebilde, in denen die ganze Familie lebt.
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Biber: Das Wichtigste zu den großen Nagern
Europäische Biber galten bei uns 150 Jahre lang als ausgestorben. Inzwischen haben sie sich ihren Lebensraum in Europa und Asien zurückerobert - jedenfalls teilweise.
Nach Capybaras handelt es sich bei Bibern um die zweitgrößten Nager der Erde - und die größten in Europa. Sie ähneln Nutrias und Bisamratten, sind aber größer.
Biber sind semiaquatische Säugetiere: Sie wohnen am Ufer sowie in Teichen, Seen oder Bächen. Ihre Dämme stauen das Wasser - und helfen so bei der Renaturierung. Das sorgt für Artenvielfalt.
Die Nagetiere bleiben immer mit einem Partner zusammen. In ihren komplexen Bauten wohnen sie mit ihrer ganzen Familie.
Alles zu Bibern auf einen Blick
Der Steckbrief des Europäischen Bibers
Wissenschaftlicher Name: Castor fiber
Ordnung: Nagetiere
Familie: Biber
Lebensraum: große Teile Europas, unter anderem Deutschland, Frankreich, Österreich, Niederlande, Schweiz, Polen, Norwegen, Belgien, Kroatien, Tschechische Republik, Dänemark; in Asien in China, Belarus und der Mongolei
Größe: Körper 80 bis 105 Zentimeter, Schwanz 30 bis 35 Zentimeter
Farbe: dunkelbraun, grau, schwarz
Lebenserwartung: 20 Jahre
Nahrung: ausschließlich Pflanzen, zum Beispiel Gräser, Kräuter, Sträucher, Wasserpflanzen, Zweige, Ringe oder Blätter
Feinde: Wölfe, Bären, Greifvögel, Hunde, Menschen, große Raubfische
Verhalten: nacht- und dämmerungsaktiv
Aktueller Bestand: nicht gefährdet; in Deutschland auf der Roten Liste
Biber: Diese Arten gibt es
- Der Familie der Biber gehören nur zwei Arten an. Das sind der Europäische Biber, auch Eurasischer Biber genannt, sowie der Kanadische Biber.
- Der Kanadische Biber ist etwas größer als sein europäischer Artgenosse. Die Körperlänge beträgt bis zu 120 statt bis zu 105 Zentimetern. Zudem können sich Fellfarbe sowie Form von Schwanz und Schädel leicht unterscheiden.
- Trotzdem sehen sich die Nagetiere sehr ähnlich und du könntest sie wahrscheinlich auf den ersten Blick nicht auseinanderhalten.
Das Aussehen von Bibern: Perfekt ans Wasser angepasst
🦫Der plumpe, stromlinienförmige Körper von Bibern reduziert ihren Energie-Verbrauch beim Schwimmen. Weil Augen, Nase und Ohren oben am Kopf sitzen, bleiben sie beim Schwimmen über der Wasseroberfläche. So entdeckt der Nager Gefahren und bleibt selbst verborgen.
👩 Das dunkelbraune bis grau-schwarze Fell der Tiere ist mit 230 Haaren pro Quadratmillimeter sehr dicht. Es schützt sie vor Nässe und Kälte. Zum Vergleich: Menschen haben auf der gleichen Fläche nur maximal sechs Haare.
🪮Ihr Fell müssen Biber pflegen, damit es wasserabweisend bleibt. Dazu kämmen sie es mit einer Putzkralle, die an einer Zehe der Hinterfüße sitzt. Zudem fetten sie es mit einem öligen Sekret aus dem After ein, dem sogenannten Bibergeil.
🌊 Der breite, platte Schwanz von Bibern ist mit einer schuppigen Haut bedeckt. Die sogenannte Kelle dient zum Steuern im Wasser. Darin können Biber außerdem Fett ablagern und auf die Wasseroberfläche schlagen, um Feinde zu vertreiben. An heißen Tagen halten sie die Kelle ins Wasser, um sich abzukühlen.
👁 Die Nager können gut tauchen: Bis zu 15 Minuten bleiben sie unter Wasser. Praktischerweise verschließen sie dabei Nase und Ohren, damit keine Feuchtigkeit eindringt. Eine Nickhaut schützt die Augen. Zwischen ihren Zehen der Hinterpfoten sitzen Schwimmhäute.
Biber und ihre Burgen, Bauten und Dämme: Wie die Nager ihr Zuhause errichten
🌳Biber erschaffen sich ihren Wohnraum selbst - und nehmen dafür viel Arbeit auf sich. Zum Bau ihrer typischen Dämme verwenden sie junge Bäume, Zweige, Schilf, Schlamm, Erde und andere Pflanzen.
🔧Mit den Dämmen stauen die Nager Gewässer. So bleiben die Eingänge zu ihren Bauten immer unter Wasser - was sie vor Feinden schützt. Den Wasserstand regulieren Biber aktiv: Beschädigungen im Damm dichten sie umgehend ab.
🛏️Den eigentlichen Bau graben die Tiere häufig in Böschungen am Wasser. Mehrere Röhren führen vom Eingang zu einer gepolsterten, trockenen Schlaf- und Wohnhöhle. Diese befindet sich stets über dem Wasser.
🏰Ist das Ufer zu flach, bauen sich die Biber eine Burg. Dazu schichten sie wieder Zweige, Äste und andere Pflanzen aufeinander. Dann kriechen sie darunter und nagen eine Art Höhle in den Haufen.
🐍Die kunstvolle Biberburg bessern die Bewohner ständig aus. Große Bauten können bis zwölf Meter lang und zwei Meter hoch sein - vor allem, wenn sie von mehreren Generationen genutzt wird. Manchmal finden dort auch Ringelnattern, Bisamratten und Mäuse ein Zuhause.
Starke Biber-Zähne können sogar Bäume fällen
🔪Auffällig sind bei Bibern die vier bis zu 3,5 Zentimeter langen Schneidezähne. Sie besitzen keine Wurzeln und wachsen ständig weiter. Wenn sie an Holz nagen, schleifen Biber ihre Zähne scharf wie Messer.
🟠 Die Zähne sind meist orange-rot gefärbt. Das liegt an einer Eisenverbindung im Zahnschmelz, die sie sehr hart macht.
🦷 Mit den Zähnen und der kräftigen Kiefermuskulatur können die Nager Bäume fällen. Dazu setzen sie sich auf die Hinterbeine und benagen den Stamm in horizontaler Richtung.
⌛Ungefähr 50 Zentimeter über dem Boden haken sie die oberen Schneidezähne in die Rinde und raspeln mit unteren Zähnen. So entstehen zwei parallele Rillen rund um den Stamm. Der sieht nach einer Weile aus wie eine Sanduhr - und knickt an der Stelle bald um.
🌃 Einen Stamm mit zehn Zentimetern Durchmesser schaffen Biber in einer Nacht.
Hier fällt ein Biber einen Baum
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Wie und wo Biber wohnen: Alles zu Lebensraum und Lebensweise
🧮 Europäische Biber finden sich in vielen Ländern Europas, wenn auch überwiegend lückenhaft. In Deutschland sind in allen Bundesländern geschätzte 40.000 Tiere daheim.
🗺️ Die meisten tummeln sich entlang der Elbe in Sachsen-Anhalt, Sachsen, Niedersachsen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Größere Bestände gibt es zudem in Bayern.
🌛 Biber leben an und im Wasser. Größtenteils befinden sie sich am Ufer und an Land. Im Wasser sind sie nur ein paar Stunden pro Tag. Aus ihrem Bau kommen sie nachts und in der Dämmerung heraus, tagsüber ruhen sie.
🧑🤝🧑 Die Tiere sind monogam und bleiben mit einem Partner zusammen - es sei denn, dieser stirbt. In ihren Bauten hausen sie mit den Nachkommen aus dem aktuellen und dem vorherigen Jahr.
📏 Biber bewohnen Reviere, die sich entlang eines Gewässers befinden. Die Länge liegt zwischen 500 Metern und sechs Kilometern. Revier-Grenzen markieren die Tiere mit dem stechend riechenden Bibergeil.
Biber und Menschen: Die fast ausgerotteten Baumeister der Vielfalt
🎯 Europäische Biber waren in Europa bis vor 50 Jahren kaum noch zu finden, denn sie waren fast überall ausgerottet. Sie galten als begehrte Beute für Jäger - wegen ihres dichten Pelzes, aber auch wegen des Fleisches.
💊 Das Bibergeil wurde den Tieren ebenfalls zum Verhängnis. Das Sekret nutzten Menschen im Mittelalter als Heilmittel, das angeblich gegen Gicht, Krämpfe sowie epileptische und hysterische Anfälle wirken sollte. Obendrein galt es als Aphrodisiakum.
🌡Tatsächlich enthält Bibergeil Salicylsäure, das Fieber senkt und Schmerzen lindert. Die Substanz steckt in vielen Kopfschmerz-Tabletten - allerdings in synthetischer Form.
✅ Durch Projekte zur Wiederansiedlung haben sich die Biber-Bestände seit den 1970er-Jahren in Europa erholt. In der EU sind die Nager streng geschützt. Der IUCN listet sie als nicht gefährdet ein, ihre Zahl nimmt zu. In Deutschland stehen die Tiere auf der Vorwarnliste der Roten Liste.
🐟 Biber sind nützliche Tiere: Mit ihren Bau-Aktivitäten helfen sie, Gewässer zu renaturieren, die Menschen begradigt und verändert haben. Das schützt vor Hochwasser. Sie gelten als "Baumeister der Artenvielfalt", weil sich in diesen Regionen mehr Insekten, Fische, Amphibien und Pflanzen ansiedeln.
🪓Allerdings können Biber Überschwemmungen verursachen, wenn sie Gewässer stauen. Auch dass sie Bäume fällen und Pflanzen fressen, ist manchen landwirtschaftlichen Betrieben ein Dorn im Auge.
Die Nahrung von Bibern: Das fressen die Nagetiere
🌿Biber ernähren sich ausschließlich von Pflanzen. Dazu gehören Kräuter, Gräser sowie Triebe, Knospen und Blätter von jungen Bäumen wie Weiden und Pappeln.
🪓Die Bäume fällen sie, um an das frische Grün von oben zu kommen - und um Holz und Zweige zum Bauen zu verwenden. Auch die Rinde nehmen sie zu sich.
🌽Wenn die Tiere auf Fallobst oder Feldfrüchte wie Mais stoßen, werden diese ebenfalls nicht verstoßen.
❄ Weil Biber keinen Winterschlaf machen, sind sie auch in der kalten Jahreszeit unterwegs, um Nahrung zu sammeln. Außerdem legen sie Vorräte an.
Wie sich Biber fortpflanzen und aufwachsen
- Weibchen und Männchen sehen bei Bibern fast gleich aus, es gibt kaum äußerliche Unterschiede.
- Die Tiere paaren sich zwischen Januar und April - und zwar unter Wasser. Nach einer Tragezeit von rund 105 Tagen bringt das Weibchen zwei bis drei Jungtiere zur Welt, seltener bis zu sechs.
- Die Babys haben bereits Haare und offene Augen. Die Mutter säugt sie zwar bis 2,5 Monate, aber sie fressen schon nach acht Tagen erste Pflanzen. Aufgezogen werden sie von Eltern und Geschwistern.
- Die Jungen verlassen den Bau erstmals nach vier bis sechs Wochen. Schwimmen können sie gleich, tauchen noch nicht.
- Nach zwei bis drei Jahren sind Biber geschlechtsreif und verlassen den Bau der Eltern, um sich ein eigenes Revier zu suchen. Biber werden bis zu 20 Jahre alt.