Bank-Gebühren: So holst du dir dein Geld zurück
- Veröffentlicht: 29.01.2022
- 15:45 Uhr
- Galileo
Bei Banken war es bisher üblich, Gebührenänderungen durch ausbleibenden Widerspruch anzunehmen. Das ist jedoch nicht rechtmäßig, wie der Bundesgerichtshof urteilte. Wie du jetzt bei deiner Bank Gebühren rückwirkend einforderst. Im Clip: Wie du am Geldautomat Gebühren sparen kannst.
Das Wichtigste zum Thema unzulässige Gebührenänderungen
Von Zeit zu Zeit ändern unter anderem Geldinstitute ihre Geschäftsbedingungen und erhöhen ihre Gebühren oder führen neue ein.
Dazu reichte es bislang aus, wenn du diese Veränderungen nicht verweigert hattest.
Nach einem Gerichtsurteil ist dieses Vorgehen nicht länger erlaubt. Stattdessen braucht es deine aktive Zustimmung.
Alle durch Stillschweigen erhobenen Gebühren kannst du daher zurückfordern.
Stillschweigen als Zustimmung früher üblich
Hat deine Bank in den vergangenen Jahren ihre Vertragsbedingungen geändert, wurdest du darüber schriftlich per E-Mail oder Brief informiert.
Deine aktive Zustimmung dazu war in der Regel nicht gefragt. Stattdessen bewertete es die Bank als dein Einverständnis, wenn du nicht widersprochen hattest.
Durch dieses verbreitete Verfahren haben sich womöglich auch die Gebühren zur Kontoführung erhöht. Du hast also mehr Geld bezahlt, ohne dass du dem zuvor von dir aus zugestimmt hast.
Gerichtsurteil: Es braucht deine aktive Zustimmung
Gebührenerhöhungen ohne aktive Zustimmung sind laut eines Urteils des Bundesgerichtshofs (BGH) nicht zulässig. Für Bank-Kund:innen bedeuten sie eine unangemessene Benachteiligung.
Denn: Durch die "Zustimmungsfiktion" sind die Banken in der Lage, die "Leistung und Gegenleistung erheblich zu ihren Gunsten zu verschieben und damit die Position ihres Vertragspartners zu entwerten".
Bei der Erhöhung oder Einführung von Gebühren braucht es demnach deine aktive Zustimmung, damit die Vertragsänderung wirksam wird.
Gut für dich: Rückforderungen sind möglich
🤓 Für dich bedeutet das konkret: Hat deine Bank in den vergangenen Jahren Gebühren eingeführt oder erhöht, denen du lediglich nicht widersprochen hast, sind diese unzulässig. Du kannst diese Gebühren somit grundsätzlich zurückfordern.
2 Beispiele für erstattbare Gebühren
Kostenloses Konto wurde ohne Zustimmung kostenpflichtig
Im Jahr 2016 hast du ein Konto mit kostenloser Kontoführung eröffnet. Im Jahr 2018 führte die Bank durch deinen ausbleibenden Widerspruch Kontoführungsgebühren in Höhe von 4,90 Euro pro Monat ein.
Folge des BGH-Urteils: Die seitdem erhobenen Gebühren kannst du zurückfordern.
Kontoführungsgebühren wurden ohne Zustimmung erhöht
Im Jahr 2017 hast du ein Konto eröffnet, für das monatliche Kontoführungsgebühren in Höhe von 3,90 Euro anfallen. Im Jahr 2019 erhöhte die Bank die Gebühr ohne deine aktive Zustimmung auf 5,90 Euro pro Monat.
Folge des BGH-Urteils: Die Erhöhung um monatlich 2 Euro kannst du zurückfordern.
Wie du unrechtmäßige Gebührenänderungen wiederbekommst
💰 Klar ist: Deine Bank wird dir die unzulässigen Gebühren nicht freiwillig zurückzahlen. Du musst selbst aktiv werden, um dein Geld zu bekommen.
📜 Wende dich dazu schriftlich an deine Bank und fordere eine Rückzahlung. Einen Musterbrief für eine Rückforderung findest du auf der Webseite der Stiftung Warentest und auf der Webseite der Verbraucherzentrale.
📅 Grundsätzlich kannst du alle Gebührenerhöhungen der vergangenen 10 Jahre zurückerhalten, denen du nicht aktiv zugestimmt hast.
🤞 Allerdings verweigern einige Banken die Rückzahlung oder zögern sie zumindest heraus. Die Geldinstitute bitten dich stattdessen nachträglich um deine Zustimmung, damit du auf deinen Anspruch auf Erstattung verzichtest.
👩⚖️ Lehnt deine Bank deine schriftliche Rückforderung ab, solltest du nicht sofort aufgeben. In dem Fall kann es sich lohnen, Schlichtungsstellen oder einen Anwalt aufzusuchen.
Aktive Zustimmung wichtig für die Zukunft
🤝 Willst du dein Konto bei der Bank künftig behalten, musst du die Änderungen der Geschäftsbedingungen zumindest fortan akzeptieren.
🛑 Ohne deine Zustimmung zu den aktuellen Geschäftsbedingungen musst du mit einer Kündigung von deiner Bank rechnen.
🤔 Entspricht das neue Kleingedruckte nicht deinen Erwartungen, kannst du dich stattdessen nach einer anderen Bank umsehen. Die Stiftung Warentest etwa bietet dazu einen Girokonto-Vergleich.
FAQ zu unzulässigen Gebührenerhöhungen
Will deine Bank Gebühren ändern, muss sie deine aktive Zustimmung einholen. Ausbleibender Widerspruch reicht nicht mehr aus, hat der Bundesgerichtshof entschieden. Alle durch Stillschweigen erhobenen Gebühren sind daher nicht rechtens.
Ausschlaggebend sind die Vereinbarungen zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses. Alle nachträglich erhobenen Gebührenerhöhungen kannst du zurückfordern.
Ursprünglich handelte es sich um einen Prozess zwischen der Verbraucherzentrale und der Postbank. Fachleute halten das Urteil aber für übertragbar auf alle Banken.
Von allein wird dir deine Bank die unzulässigen Gebührenerhöhungen sicherlich nicht zurückzahlen. Vielmehr musst du sie schriftlich zurückfordern. Dazu findest du online Musterbriefe.