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Die Harpyie: Warum der größte Greifvogel der Welt so bedroht ist

  • Veröffentlicht: 17.03.2023
  • 07:45 Uhr
  • Sven Hasselberg

Die südamerikanische Harpyie ist bedroht. Wir erklären dir, wie es zur Gefährdung des Greifvogels mit mythologischen Wurzeln kommen konnte. Im Clip: Wie Forschende es geschafft haben, eine bereits ausgestorbene Nashorn-Art zu retten.

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Das Wichtigste zum Thema Harpyien

  • Die Harpyie verdankt ihren Namen dem gefürchteten Fabelwesen aus der griechischen Mythologie. Die Mischwesen mit dem Körper eines Greifvogels, Vogelflügeln und dem Kopf einer Frau brachten Unheil und raubten Kinder und Nahrung.

  • Mit gut einem Meter Körpergröße zählt die südamerikanische Harpyie zu den größten Greifvögeln der Welt. Schätzungsweise gibt es noch 50.000 Exemplare. Doch es werden immer weniger.

  • Eine Studie von 2021 hat ergeben, dass unter anderem auch das mangelnde Nahrungsangebot in den zerstörten Regenwäldern dafür verantwortlich ist. Die Vögel weichen auch bei Hunger nicht von ihrem Speiseplan ab. Aber auch ihr langsamer Fortpflanzungs-Zyklus ist ein Grund.

  • Willst du mehr über diese Studie wissen? Dann lies unten weiter. Außerdem erfährst du, was ihre Krallen mit einem Rottweiler-Gebiss gemeinsam haben, und jede Menge andere kuriose Fakten zu dem faszinierenden Greifvogel.

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Harpyie: Die Fakten auf einen Blick

Die Harpyie: Warum der größte Greifvogel der Welt so bedroht ist

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Harpyie Steckbrief mit Fakten
© Galileo

Harpyie Steckbrief mit Fakten

Harpyie Steckbrief mit Verbreitung

Harpyie Steckbrief mit Verbreitung

Der Steckbrief der Harpyie

  • Ordnung: Greifvögel
  • Familie: Habichtartige
  • Gattung: Harpia
  • Art: Harpyie, Harpia harpyja
  • Größe: bis zu einem Meter
  • Flügelspannweite: Bis zu 2,5 Meter
  • Gewicht: bis zu 10 Kilogramm
  • Alter: bis zu 40 Jahre
  • Gefieder: Rücken und Brust: schwarz, Bauch: weiß gefärbt, Schwanz: schwarz mit grauen Elementen, Beingefieder: weiß mit dunkelgrauen Elementen, Kopf: grau
  • Nahrung: Affen, Faultiere, Nasenbären, Schlangen, Leguane, Papageien
  • Brut: Alle drei bis vier Jahre, ein bis drei Eier, nur eines wird aufgezogen
  • Lebensraum: tropische Wälder
  • Verbreitung: Mittel- und Südamerika
  • Gefährdung: Vorwarnliste (Near Threatened)
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Die Harpyie: Besondere Merkmale des Greifvogels

👀 Die Augen sind groß und dunkel und typische Adleraugen, die auch gut getarnte Beute aus großer Entfernung entdecken können.

🦅 Fänge: Harpyien töten mit ihren Klauen. Die sind bis zu 12 Zentimeter lang und durchbohren die Beute. Der Griff übt eine Kraft von 42 bis 50 Kilogramm auf einen Quadratzentimeter aus. Das ist ungefähr mit der Stärke eines Rottweiler-Gebisses zu vergleichen. Damit fangen sie Tiere, die bis zu neun Kilogramm schwer sind und zerlegen sie: Sie können bis zu vier Kilogramm schwere Stücke durch die Lüfte tragen.

🦉 Ohren: Die Harpyie ortet ihre Beute auch mit den Ohren. Die Greifvögel haben ringsum Federn, die sie aufstellen können, um die Richtung zu erkennen. Ähnlich jagen Eulen. Der typische kronenartige Federkranz am Hinterkopf hat aber nichts damit zu tun. Er ist schwarz und zwei-zipflig und stellt sich auf, wenn die Tiere angespannt sind.

🌳 Der Körperbau ist perfekt an das Jagen in dicht bewachsenen Baumkronen angepasst: Die Flügel sind im Vergleich zu anderen Greifvögeln kurz und breit, der Schwanz relativ lang. Optimal, um schwere Beute zu tragen - entspanntes Segeln fördert der Körperbau dagegen nicht.

⚡️ Schnell wie der Blitz: Hat die Harpyie ein Beutetier in ihrem bis zu 100 Quadratkilometer großen Jagdrevier entdeckt, stürzt sie sich mit bis zu 80 Kilometern pro Stunde und starken Flügelschlägen auf das Opfer.

🛑 Ihren breiten Schwanz setzt die Harpyie dabei zum Steuern oder Bremsen ein, indem sie ihn auffächert und nach unten drückt oder ihn wie ein Ruder zur Korrektur der Flugrichtung nutzt.

Der Federkranz am Kopf gehört zu ihren auffallendsten Merkmalen der Harpyie. Der Rücken des Greifvogels , die Flügel und die obere Brust sind grau bis schwarz. Der Rest der Brust ist weiß. Auffallend sind auch die dunkelgrauen Streifen an den Beinfedern und der Unterseite des Schwanzes.
Der Federkranz am Kopf gehört zu ihren auffallendsten Merkmalen der Harpyie. Der Rücken des Greifvogels , die Flügel und die obere Brust sind grau bis schwarz. Der Rest der Brust ist weiß. Auffallend sind auch die dunkelgrauen Streifen an den Beinfedern und der Unterseite des Schwanzes. © picture alliance / blickwinkel/G. Fischer | G. Fischer

Die Harpyie: Der Speiseplan führt zum Verhungern

Die Zerstörung der Regenwälder setzt dem Bestand der Harpyien immer mehr zu. Sie verlieren nicht nur ihre natürlichen Nistplätze, sondern vor allem auch ihre Nahrung. Ihre Beutetiere - die Affen, Faultiere, Nasenbären, Schlangen - sind allesamt Regenwaldbewohner.

Eine jüngst veröffentlichte Studie von Forschenden der südafrikanischen KwaZulu-Natal-University, hat 16 Harpyien-Nester und die Brutpaare bei der Aufzucht beobachtet. Sie alle lebten im Zentrum Brasiliens - aber in Gebieten, in denen unterschiedlich große Waldflächen bereits gerodet waren.

Eltern füttern ein Junges im Durchschnitt mit 690 Gramm am Tag. Sobald jedoch die Hälfte ihres Jagdreviers gerodet ist, finden sie nicht genügend Nahrung. Es gibt nur noch 110 Gramm täglich. Die Greifvögel halten ihren Speiseplan so strickt ein, dass sie auf den gerodeten Flächen oder Weiden nicht nach alternativen Beutetieren jagen. Deshalb verhungern Küken in Revieren, in denen bereits zwischen 50 und 70 Prozent gerodet sind. Ist ein noch größerer Teil abgeholzt, verschwinden die Greifvögel ganz. Es muss daher dringend mit Wiederaufforstungs-Programmen begonnen werden, um die Art zu retten.

Doch der Mensch zerstört nicht nur den Lebensraum der Harpyie, sondern jagt den prachtvollen Vogel nach wie vor. Dass die Bestände sich nicht schnell erholen, liegt auch am langsamen Vermehrungs-Zyklus.

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Harpyien: Fortpflanzung und Aufzucht - wie sie ihre eigene Gefährdung begünstigen

  • Normalerweise ist die Harpyie Einzelgänger. Nur zur Brutzeit und zur Aufzucht der Jungen finden sich die Paare.
  • Harpyien bilden Partnerschaften fürs Leben: Haben sie ein Tier zur Paarung gefunden, treffen sie sich immer wieder, ihr ganzes Leben lang.
  • Nester: Ihr Zuhause errichten die Greifvögel in den Kronen der Urwaldriesen. Oft liegen sie 40 Meter hoch. Die oben zitierte Studie der KwaZulu-Natal-University fand heraus, dass die dort untersuchten Nester meist drei bis sechs Kilometer voneinander entfernt lagen.
  • Ein Weibchen legt nur ein bis drei Eier und das auch nur alle drei bis vier Jahre.
  • Küken: Die Tiere brüten acht Wochen. Das ist die längste Brutzeit unter den Greifvögeln. Sobald das erste Küken geschlüpft ist, stellen die Vögel das Bebrüten des zweiten Eis ein. Es stirbt ab. Sie ziehen also nur ein Junges groß.
  • Jungvögel: Ein halbes Jahr später ist das Junge bereit, das Nest zu verlassen. Auch wenn sie bereits erste Flugversuche unternehmen, versorgen die Eltern die flüggen Jungtiere noch einige Wochen weiter. Das Jungtier wird dann selbst wiederum erst nach sechs bis acht Jahren geschlechtsreif.
  • Fortpflanzungs-Kreislauf: Dieser langsame Vermehrungszyklus ist ein Problem für eine Art, die auf der Roten Liste als "zunehmend bedroht" geführt wird. Wie immer ist es in der Natur auch nicht sicher, dass dieses eine Küken pro Brutphase überhaupt überlebt. Fressfeinde oder Stürme können es töten. Zerstört der Mensch auch noch den Lebensraum, gibt es fast keine Möglichkeit, die Verluste auszugleichen.

Die Aufzucht eines Harpyienkükens

Die Harpyie: Warum der größte Greifvogel der Welt so bedroht ist

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Harpyien kreisen in großer Höhe über ihrem ca. 100 Quadratkilometer großen Jagdgebiet und halten nach Beute Ausschau.
© picture alliance / blickwinkel/E. Hummel |

Harpyien kreisen in großer Höhe über ihrem ca. 100 Quadratkilometer großen Jagdgebiet und halten nach Beute Ausschau.

Ihre Nester bauen Harpyien in Höhen von gut 40 Metern.
© picture alliance / blickwinkel/E. Hummel

Ihre Nester bauen Harpyien in Höhen von gut 40 Metern.

Die Mütter kümmern sich ausgiebig um ihr Junges.
© picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Carlos J. Navarro

Die Mütter kümmern sich ausgiebig um ihr Junges.

Ihre ersten Flugversuche unternehmen die Jungen nach einem halben Jahr.
© picture alliance / blickwinkel/E. Hummel

Ihre ersten Flugversuche unternehmen die Jungen nach einem halben Jahr.

Die Harpyien sind zunehmend bedroht, auch weil Fressfeinde oder Stürme die Jungen töten können.
© picture alliance / blickwinkel/E. Hummel

Die Harpyien sind zunehmend bedroht, auch weil Fressfeinde oder Stürme die Jungen töten können.

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Gefährdung: Wie bedroht ist der stärkste Greifvogel?

Die zunehmende Rodung des Regenwaldes zerstört den Lebensraum der Harpyie und bedeutet damit eine aktive Bedrohung der Art. Zum einen verschwinden die hohen Bäume, in denen die Greifvögel ihre Nester zum Brüten bauen können, zum anderen fliehen die Beutetiere.

Die geringe Populations-Dichte, große Raum-Ansprüche und eine geringe Reproduktion-Rate tragen dazu bei, dass Verluste der Harpyie durch Jagd oder den Tod von Jungvögeln durch Nahrungsmangel, nur sehr langsam ausgeglichen werden.
Die Harpyie kann auch in durch Rodung stark zerstückelten Landschaften leben, solange die verbleibenden Waldinseln groß genug sind und die Bejagung gestoppt wird. Nur wenn es gelingt, in Zukunft ausreichend große Flächen des tropischen Regenwaldes unter Schutz zu stellen, wird das Überleben der Harpyien vermutlich langfristig gesichert werden können. Auf der Roten Liste gefährdeter Arten der Weltnaturschutzunion IUCN wird die Harpyie als Art der Vorwarnliste geführt.

Harpyie: Seinen Ursprung hat der Greifvogel in der Mythologie

📜 Name: Der schwedische Naturforscher Carl von Linné taufte die Harpyie, als er den Greifvogel im 18. Jahrhundert systematisch einordnete und beschrieb. Da ihre Augen und auch ihr Gesichts-Ausdruck Erinnerungen an menschliche Züge weckten, benannte er die Art nach den Harpyien aus der griechischen Sage. Diese waren Mischwesen mit Frauenkopf und Vogelkörper. Sie stehen für die Sturmwinde und werden manchmal als schön, als hässlich, als gut oder als böse beschrieben – Mischwesen eben.

👥 Komplizierte Verwandtschaft: Die Sache mit dem Namen ist nicht einfach. Während die Tiere im Englischen Harpy eagle heißen, ist der auf deutsch genannte Harpyien-Adler ein anderer Vogel. Also nicht verwechseln! Er lebt auf Neuguinea und heißt deshalb auch Papua-Adler. Wie die Harpyie gehört er zwar zur Familie der Habichtartigen, ist aber kleiner und ähnelt der Harpyie auch optisch nur entfernt.

1️⃣ Monotypische Gattung: Die Harpyie gehört zwar zur Familie der Habichtartigen, aber sie selbst ist eine monotypische Gattung. Es gibt also keine verschiedenen Arten oder Unterarten. Monotypisch ist auch die Familie der Schnabeltiere. Hier gibt es nur die eine Art Schnabeltier. Auch der Mensch ist als Homo sapiens die einzige überlebende Art der Gattung Homo.

Willst Du noch mehr über Harpyien erfahren?

Hier kannst du die Harpyie beim Jagen beobachten

FAQ: Alles Wissenswerte zu Harpyien auf einen Blick

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