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Umweltschutz und Ökosysteme

Invasive Art breitet sich aus: So gefährlich ist der Japankäfer wirklich

  • Aktualisiert: 16.08.2024
  • 11:00 Uhr
  • Franziska Schosser
Der Japankäfer war in der Schweiz schon länger verbreitet. Nun wurde ein lebendiges Exemplar in Bayern in einer Falle mit Lockmitteln gefangen.
Der Japankäfer war in der Schweiz schon länger verbreitet. Nun wurde ein lebendiges Exemplar in Bayern in einer Falle mit Lockmitteln gefangen.© IMAGO / imagebroker

Der Japankäfer ist in Deutschland angekommen. Wenn er auftaucht, richtet der Schädling erhebliche Schäden an Weinreben, Rosen und Rasen an. Wie tierische Exoten das Ökosystem auf den Kopf stellen - und welche deshalb nun auf der roten Liste stehen.

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Das Wichtigste zum Thema Invasive Arten

  • Es gibt immer mehr invasive Arten. Die EU listet aktuell 88 Arten, die Liste wird regelmäßig aktualisiert. Zum Vergleich: 2016 waren es noch 37. 

  • Viele tropische Arten überleben in den neuen Gefilden nicht, andere passen sich an die Gegebenheiten an, ohne Schaden anzurichten.

  • Der Japankäfer wurde im August 2024 erstmals in Bayern bei Lindau entdeckt und von einem amtlichen Labor bestätigt. 

  • Blinde Passagiere: Auch Tiere und Pflanzen sind reiselustig. Durch die Globalisierung gelangen sie über Schiffe, Flugzeuge und den Güterverkehr in neue Lebensräume.

  • Das Problem: Manche blinde Passagiere werden zu "invasiven Arten". Davon spricht man, wenn sie sich in der neuen Umgebung rasant ausbreiten, Krankheitserreger einschleppen und die natürliche Flora und Fauna verdrängen.

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Inhalt

Japankäfer: Invasive Art mit Heißhunger

Der Japankäfer hat das Potenzial, sehr großen Schaden anzurichten. Wie der Name verrät, stammt er ursprünglich aus Japan. Er sieht aus wie eine Mischung aus dem heimischen Junikäfer und dem grün schillernden Rosenkäfer - und hat einen unstillbaren Appetit. Seine Leibspeise: eigentlich alles, vor allem aber Obstbäume, Erdbeeren, Bohnen, Mais, Wein, Rosen und viele weitere Strauch- und Baumarten. Die Engerlinge, also die Larven, fressen unter der Erde Gras-Wurzeln. Ein Japankäfer kommt selten allein - in Massen zerstören die Larven ganze Rasen- und Weideflächen.

Welche gefräßigen Einwanderer fallen denn hier über das Blatt her? Der Japankäfer ist eine invasive Tierart.
Welche gefräßigen Einwanderer fallen denn hier über das Blatt her? Der Japankäfer ist eine invasive Tierart.© Getty Images

Ohne menschliche Unterstützung würde der Käfer sich unter durchschnittlichen europäischen Bedingungen voraussichtlich nur maximal bis zu fünf Kilometer pro Jahr ausbreiten können. Daher ist es sehr wahrscheinlich, dass der gefangene Käfer ein Einzelindividuum ist, das aus anderen Ländern eingeschleppt wurde, so die Einschätzung der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL).

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Gefräßig und gefährlich? Die Rote Liste der Forschung

Welche invasiven Arten sind besonders gefährlich - und wie realistisch ist es, ihre Ausbreitung zu stoppen? Das erforschte ein internationales Team um Olaf Booy von der "Animal and Plant Health Agency" in York (England).

Ihre Untersuchungs-Objekte: 95 invasive Arten, von denen sich 35 bereits in Europa verbreiten und 60 auf dem Weg hierher sind.

Die wichtigsten Fragen: Wie hoch ist der Schaden, den die Arten verursachen? Wie teuer ist es, sie zu stoppen? Wie hoch die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich erneut ausbreiten? Wie hoch die Akzeptanz in der Gesellschaft?

Das Ergebnis findest du in der Bildergalerie unten.

Diese invasiven Arten könnten für Europa besonders gefährlich werden

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Er hat oberste Priorität: Der amerikanische Rostkrebs würde heimische Krebsarten verdrängen. Wie gut sich Krebse anpassen, wissen wir ja bereits von seinem knallroten Kollegen: Der amerikanische Sumpfkrebs flaniert schon seit Jahren durch die Berliner Parks. Mehr dazu weiter unten.
© Getty Images / mtreasure

Er hat oberste Priorität: Der amerikanische Rostkrebs würde heimische Krebsarten verdrängen. Wie gut sich Krebse anpassen, wissen wir ja bereits von seinem knallroten Kollegen: Der amerikanische Sumpfkrebs flaniert schon seit Jahren durch die Berliner Parks. Mehr dazu weiter unten.

Süß, oder? Leider ist der australische Fuchskusu aber auch sehr gefräßig und kommt selten allein - die Art vermehrt sich rasant. Das kleine Beuteltier würde sich im südeuropäischen Klima wohlfühlen, dem Ökosystem aber stark schaden. Bisher wurde die Art in Europa noch nicht gesichtet.
© Getty Images / JohnCarnemolla

Süß, oder? Leider ist der australische Fuchskusu aber auch sehr gefräßig und kommt selten allein - die Art vermehrt sich rasant. Das kleine Beuteltier würde sich im südeuropäischen Klima wohlfühlen, dem Ökosystem aber stark schaden. Bisher wurde die Art in Europa noch nicht gesichtet.

Die afrikanische Berberkröte ist bereits ein ungebetener Gast in Spanien und breitet sich von dort aus. Ihre Verbreitung soll gestoppt werden.
© IMAGO / imagebroker

Die afrikanische Berberkröte ist bereits ein ungebetener Gast in Spanien und breitet sich von dort aus. Ihre Verbreitung soll gestoppt werden.

Auch der südamerikanische Nasenbär ist bereits in Spanien und wandert nordwärts. Er sieht niedlich aus, ist aber ein Raubtier, das heimische Arten bedroht.
© Getty Images / herlordship

Auch der südamerikanische Nasenbär ist bereits in Spanien und wandert nordwärts. Er sieht niedlich aus, ist aber ein Raubtier, das heimische Arten bedroht.

Der Amerikanische Ochsenfrosch ist ein wahrer Koloss: Allein sein Körper misst bis zu 20 Zentimeter. Seit einigen Jahren breitet er sich in Europa (auch in Deutschland) aus uns frisst alles, was ihm in die Quere kommt: heimische Frösche, Molche, Fische, Insekten, Mäuse und sogar Ratten.
© Getty Images / undefined undefined

Der Amerikanische Ochsenfrosch ist ein wahrer Koloss: Allein sein Körper misst bis zu 20 Zentimeter. Seit einigen Jahren breitet er sich in Europa (auch in Deutschland) aus uns frisst alles, was ihm in die Quere kommt: heimische Frösche, Molche, Fische, Insekten, Mäuse und sogar Ratten.

Wann wird eine eingeschleppte Art zum Problem?

Schon immer haben Tiere und Pflanzen neue Lebensräume erschlossen. Früher dauerte es, bis Arten andere Kontinente erreichten. Einheimische Tiere hatten Zeit, sich auf die Neuankömmlinge einzustellen. Mit dem aktuellen Reise- und Güterverkehr ist jedoch alles anders.

Neue Arten schaden nicht automatisch der Natur. Invasiv sind sie nur, wenn sie sich schnell ausbreiten, weil natürliche Feinde fehlen, und sie so andere Arten verdrängen.

Manche von ihnen übertragen Krankheiten, wie etwa die Krebspest oder die Eichhörnchen-Pocken. Heimische Tiere sterben oft an den Folgen, während die Überträger kaum betroffen sind.

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Pablo Escobar und die Flusspferde

"Vorsicht Flusspferd": Schilder warnen vor Escobars Hippos.
"Vorsicht Flusspferd": Schilder warnen vor Escobars Hippos.© picture alliance / AA

Der Drogen-Boss Pablo Escobar ließ Anfang der 80er-Jahre vier Flusspferde für seinen Privatzoo nach Kolumbien schmuggeln. Es waren die einzigen Tiere, die nach dem Tod Escobars 1993 in die freie Wildbahn gelangten.

Mittlerweile leben vermutlich über 160 Exemplare rund um die Hacienda Naples des Drogenbosses in Doradal zwischen Bogotà und Medellin - und haben sich zu einer invasiven Art entwickelt

Die Flusspferde, die früher mal dem Drogen-Boss gehörten, fühlen sich in Kolumbien sichtlich wohl.
Die Flusspferde, die früher mal dem Drogen-Boss gehörten, fühlen sich in Kolumbien sichtlich wohl.© picture alliance / AA

Die Folgen für die lokalen Ökosysteme beschreiben Forscher:innen in einer Studie in der naturwissenschaftlichen Fachzeitschrift "Ecology": Durch ihre Fäkalien bringen die Pflanzenfresser riesige Mengen von Nährstoffen in die Gewässer - und diese damit aus dem Gleichgewicht.

Manche Bakterienarten vermehren sich nun stärker, es droht sogar eine Blüte giftiger Algenarten. Das wiederum könnte andere Lebewesen gefährden.

Und: Auch heimische Seekühe oder Schildkröten könnten durch die Flusspferde verdrängt werden - obwohl die doch eigentlich so gemütlich aussehen. Im Jahr 2022 wurden sie zur invasiven Art erklärt, 2023 sollten die Tiere sterilisiert werden.

Invasive Arten: Diese Tiere erobern gerade Deutschland

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Der Rote Amerikanische Sumpfkrebs fühlt sich in seiner neuen deutschen Heimat sehr wohl. Das Problem: Er kann die Krebspest übertragen und verdrängt andere Arten. In Berliner Parks wurden schon Tausende der roten Besucher gefangen.
© Getty Images / SYMFONIA

Der Rote Amerikanische Sumpfkrebs fühlt sich in seiner neuen deutschen Heimat sehr wohl. Das Problem: Er kann die Krebspest übertragen und verdrängt andere Arten. In Berliner Parks wurden schon Tausende der roten Besucher gefangen.

Die ersten Nurias brachen aus Pelzfarmen aus. Inzwischen sind sie in ganz Deutschland anzutreffen.
© Getty Images / AzmanJaka

Die ersten Nurias brachen aus Pelzfarmen aus. Inzwischen sind sie in ganz Deutschland anzutreffen.

Der Laubholzbockkäfer kommt eigentlich aus Ostasien. Eingereist ist der Holzschädling zusammen mit Pflanzen oder in Verpackungen.
© Getty Images / PsymeriousPhotography

Der Laubholzbockkäfer kommt eigentlich aus Ostasien. Eingereist ist der Holzschädling zusammen mit Pflanzen oder in Verpackungen.

Der asiatische Marienkäfer verdrängt heimische Arten, hinterlässt ätzendes Sekret auf der Haut und macht Weinbauern- und -bäuerinnen das Leben schwer: Gelangt er in die Maische, verfälscht er den Geschmack des Weins. Dieser hat dann ein "Erdnussbutter-Aroma".
© Getty Images / ttbphoto

Der asiatische Marienkäfer verdrängt heimische Arten, hinterlässt ätzendes Sekret auf der Haut und macht Weinbauern- und -bäuerinnen das Leben schwer: Gelangt er in die Maische, verfälscht er den Geschmack des Weins. Dieser hat dann ein "Erdnussbutter-Aroma".

Die Rippenqualle kommt aus Nordamerika. Mitgebracht hat sie enormen Appetit. Außerdem ist sie ein Hermaphodit - sie braucht also keinen Partner, um sich schnell zu vermehren.
© Getty Images / LagunaticPhoto

Die Rippenqualle kommt aus Nordamerika. Mitgebracht hat sie enormen Appetit. Außerdem ist sie ein Hermaphodit - sie braucht also keinen Partner, um sich schnell zu vermehren.

Die Schwarzmundgrundel fand aus dem Schwarzen Meer ihren Weg zu uns. Wo auch immer der Fisch auftaucht, hat er innerhalb von kürzester Zeit zahlenmäßig alle anderen Arten überholt.
© Getty Images / Allexxandar

Die Schwarzmundgrundel fand aus dem Schwarzen Meer ihren Weg zu uns. Wo auch immer der Fisch auftaucht, hat er innerhalb von kürzester Zeit zahlenmäßig alle anderen Arten überholt.

Die Nilgans vertreibt nicht nur heimische Enten- und Gänse-Arten. Auch die Zutaten der Frankfurter "Grünen Soße" schmecken ihr gut. 
© Getty Images / ePhotocorp

Die Nilgans vertreibt nicht nur heimische Enten- und Gänse-Arten. Auch die Zutaten der Frankfurter "Grünen Soße" schmecken ihr gut. 

Invasive Art: Warum der Waschbär gefährlich sein kann

Auch Waschbären gibt es heute in vielen Teilen Deutschlands - und zwar nicht nur in ihrer ursprünglichen Heimat, dem Wald, sondern auch in Parks, Kleingartenanlagen und mitten in der Großstadt.

Die anpassungsfähigen Tiere zählen zu den invasiven Arten. Erst in den 20er- und 30er-Jahren wurden sie als Pelz-Lieferant aus Nordamerika ins Land gebracht.

Der Waschbär kann in neuen gebieten als invasive Art erhebliche Probleme verursachen. Er ist ein Allesfresser, der Nahrungs-Konkurrenz für einheimische Tiere schafft und Schäden an landwirtschaftlichen Kulturen, Gärten und Infrastrukturen verursachen kann. Zudem kann er einheimische Vogelarten durch das Nisten in Bäumen und Horstplätzen verdrängen und Krankheiten verbreiten.

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Die wichtigsten Fragen zu invasive Arten

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