Bargeld abschaffen: Zahlen wir bald nur noch mit Kreditkarte?
- Veröffentlicht: 22.06.2023
- 18:45 Uhr
- Galileo
Deutsche zahlen nach wie vor mehrheitlich cash. Wie wäre der Alltag, wenn man Bargeld abschaffen würde? Auf dieser Seite bekommst du einen Eindruck. Im Clip: Gebühren beim Zahlen mit Karte.
Das Wichtigste zum Thema Leben ohne Bargeld
Bargeld ist in Deutschland ein gesetzlich geschütztes Zahlungsmittel - und noch immer das beliebteste: Mehr als die Hälfte der Deutschen bezahlen am häufigsten mit Geldscheinen und Münzen.
Andere Länder, andere Sitten: Beispielsweise in Schweden dürfen Händler:innen die Annahme von Bargeld verweigern. In Bus und Bahn zahlen die Menschen in der Regel ohne Bargeld. In China gehört bargeldloses Bezahlen ebenfalls längst zum Alltag.
Wie dein Leben ohne Bargeld aussehen würde, zeigen wir dir beispielhaft an drei alltäglichen Bereichen: Freizeit, Sparen und Sicherheit.
Freizeit ohne Bargeld
Für größere regelmäßige Fälligkeiten wie Beträge für Miete und Versicherungen ist bargeldloses Bezahlen längst der Normalfall. Ebenso sind bargeldlose Zahlungsmittel beim Online-Shopping schon lange üblich.
Bei Konsumausgaben im Supermarkt und anderen Geschäften zücken viele hingegen häufig noch Geldscheine und Münzen, vor allem bei eher kleineren Beträgen etwa beim Wocheneinkauf von Lebensmitteln, beim Shoppen in der Innenstadt oder beim Feiern.
Der Anteil an Personen, die Zahlungen mit Bargeld bevorzugen, nimmt ab: Laut einer Markterhebung des EHI wurden 2022 aber immer noch 59,4 Prozent der Transaktionen an Ladenkassen bar getätigt, im Jahr 2021 waren es 60,9 Prozent.
Ein Vorteil beim bargeldlosen Zahlen: In der Regel sparst du Zeit, vor allem beim kontaktlosen Bezahlen. Demgegenüber fürchten einige, die aufs Bargeld schwören, beim bargeldlosen Bezahlen schneller den Überblick über ihre Ausgaben zu verlieren.
Sparen ohne Bargeld
Als Geldanlagen sind seit längerer Zeit Tagesgeld-Konten, Festgeld-Konto, Aktien oder ETFs (Exchange Traded Funds) üblich.
Ohnehin zahlt sich das sprichwörtliche (oder tatsächliche) Geld unter der Matratze bei zuletzt gestiegenen Zinssätzen und zugleich hoher Inflationsrate kaum aus.
Allerdings: Für eine mögliche nächste Phase mit sogenannten Minuszinsen in der Zukunft schätzen Bargeld-Fans zumindest die Option, ihr Geld von der Bank holen zu können.
Gäbe es gar kein Bargeld mehr, liegt dem Sparen darüber hinaus auch eine systemische Gefahr von Inflation zugrunde. Denn: Das Bargeld in unser aller Geldbörsen beschränkt den Umfang an Geld, das Banken in Form von Krediten verleihen könnten. Läge alles Geld bei Banken, ist - theoretisch - die Gesamtmenge an Geld höher. Die Folge: Inflation.
Dafür sparen Menschen in Deutschland
Sicherheit ohne Bargeld
Befürworter:innen eines Lebens ohne Bargeld verweisen häufig auf den Faktor Sicherheit: Ohne Bargeld wären schließlich Diebstahl, Schwarzarbeit, Geldwäsche, Automaten-Sprengungen sowie Banküberfalle nicht im bekannten Maße möglich.
Andererseits bestünde eine größere technische Abhängigkeit. Zum Beispiel Kartenlesegeräte, Smartphones (oder futuristische Methoden wie Bezahlen per Hand-Implantat) brauchen unter anderem Strom, um zu funktionieren.
Gleichzeitig ergeben sich beim bargeldlosen Bezahlen andere Sicherheitsrisiken, etwa mit Blick auf Cyber-Attacken durch Hacker:innen.
Hinzu kommt, dass weitgehende Anonymität beim Bezahlen ohne Bargeld der Vergangenheit angehörte. Bei wem der Geldschein landet, den du zuvor abgehoben hast, erfährt die Bank nicht. Demgegenüber werden Ort, Zeit und Co. beim bargeldlosen Bezahlen dokumentiert.
Auch deshalb sehen viele im Bargeld ein Symbol für Freiheit, um nicht zu "gläsernen Bürger:innen" zu werden. Ein Ausweg in dieser Hinsicht könnten womöglich Kryptowährungen sein.
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Wissenschaftliche Dienste Deutscher Bundestag: Bargeldverwendung in Deutschland
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Häufige Fragen zum Thema Bargeld abschaffen
Es gibt in Deutschland - trotz vereinzelter (politischer) Diskussionen dazu - keine Pläne, Bargeld komplett abzuschaffen. Vielmehr besteht in Deutschland ein Recht darauf, dass Bargeld als Zahlungsmittel akzeptiert wird. Geschäfte etwa dürften Barzahlungen nur ablehnen, wenn vorab eine andere Zahlungsweise gemeinsam vereinbart worden wäre.
Im Jahr 2021 hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) festgelegt: Bei Einzahlungen über 10.000 Euro bei der eigenen Bank muss das Geldinstitut einen Nachweis über die Herkunft des Geldes von Kund:innen verlangen, bei anderen Banken liegt diese Grenze bei 2.500 Euro. Eine generelle Obergrenze zu Einzahlungen gibt es nicht.