E.T., bist du's? Das Rätsel um die mystischen Kornkreise
- Veröffentlicht: 06.08.2020
- 08:45 Uhr
- Carina Neumann-Mahlkau
Kornkreise verwandeln Felder über Nacht in kunstvolle Mandalas. Für die Bauern sind sie ein Fluch, für Esoteriker ein Segen und für Forscher ein Rätsel: Woher kommen die mysteriösen Muster? Wir nehmen dich mit auf Spurensuche.
Das Wichtigste zum Thema Kornkreise
Ährensache: Die mystischen Kreise tauchen hauptsächlich in Kornfeldern auf. Bis heute wurden mehr als 6.000 solcher Muster rund um den Globus dokumentiert - erstmals im Jahr 1590, mehr dazu liest du weiter unten.
Jährlich kommen 150 bis 300 neue Kreise dazu. Besonders häufig taucht das Phänomen in Süd-England auf. Aber auch auf deutschen Feldern entstehen immer wieder beeindruckende Formationen - vor allem in Bayern.
Ein Kornkreis bleibt selten allein: Die Muster locken Scharen von Schaulustigen an. Darunter viele Esoteriker, denn die Kreise beflügeln eine ganze Reihe von Entstehungs-Theorien: Manche glauben an den Abdruck gelandeter Ufos und Zeichen des Universums, andere an verschlüsselte Götter-Botschaften.
Menschen, die sich intensiv mit Kornkreisen beschäftigen, betiteln sich auch als "Cereologen". Sie untersuchen ihre Entstehung, dokumentieren die aufgetretenen Fälle und reisen zu den Fundstellen.
Nacht und Nebel: Wer oder was auch immer die Kornkreise macht, lässt sich nicht erwischen. Bisher wurde die Entstehung der Kunstwerke noch nie live dokumentiert. Dennoch gibt es Theorien, die mit Außerirdischen nur wenig zu tun haben - mehr dazu weiter unten.
Runde Sache? Woher diese Kreise kamen, weiß bis heute keiner
E.T., bist du's? Das Rätsel um die mystischen Kornkreise
Kornkreis-Chroniken - so alt ist das Phänomen
😈 Kornkreise sind kein modernes Ereignis: Schon 1590 stand eine Gruppe Menschen in Frankreich vor Gericht, weil sie "in einem Kreistanz bockshufige Wesen" (also teuflische Wesen) anriefen - die damalige Erklärung für einen seltsamen Kreis im Feld.
👹 In England tauchten bereits im 17. Jahrhundert Kornkreise auf. 1678 warnte eine Flugschrift vor dem "Mowing Devil" (dem mähenden Teufel). Bis ins 20. Jahrhundert war der Name "Devil's Circle" für das Phänomen verbreitet.
⚪ 1932 schrieb die britische archäologische Zeitung "Sussex Notes and Queries" über eine Formation aus 4 Kreisen, je mit einem Durchmesser von 36 Metern.
🛸 1966 berichtete ein australischer Farmer von einer Ufo-Sichtung über der Kleinstadt Tully. Kurz darauf fand man auf einem Feld ein kreisförmiges Muster von 9 Metern Durchmesser.
💡 Die vielen Zeitungsberichte brachten 2 englische Künstler später auf eine Idee …
Doug Bower und Dave Chorley gaben es zu: Mit dieser Technik zauberten sie Kornkreise
1978: Bei einem feuchtfröhlichen Kneipenabend in Winchester/England sprachen die befreundeten Künstler Doug Bower und Dave Chorley über Ufos. Doug, der ein paar Jahre in Australien gelebt hatte, erzählte von dem "Ufo-Abdruck" in Tully.
Nach ein paar Drinks dachten die zwei: Wär' doch witzig, geometrische Muster in Kornfelder zu machen. Dafür brauchten sie nur eine Eisenstange (Fixieren der Mitte), ein Seil (Bestimmung des Radius) und ein Holzbrett (Niederlegen der Halme).
Noch in der selben Nacht schlichen sie entlang von Traktorspuren (das erklärt, wieso man nie abgeknickte Halme außerhalb der Kreise fand) in die Mitte des nächsten Feldes und schufen ihr erstes "Wunderwerk". Es sollten mehr als 200 werden.
Sie zogen weite Kreise
Mit der Zeit wurde ihre Technik immer ausgeklügelter, die Kreise imposanter und der Stapel der Zeitungsberichte größer: Woher kamen die merkwürdigen Kreise? Selbst die darauf angesetzte "Operation Blackbird" mit Agenten des Verteidigungsministeriums kam dem Geheimnis nicht auf die Schliche.
1991 stellten sich die Gauner schließlich, denn ihre Frauen beschuldigten sie wegen der nächtlichen Ausflüge schon der Untreue - und ernteten dafür den satirischen Ig-Nobelpreis - "für ihre kreisförmigen Beiträge zur Feldtheorie der geometrischen Zerstörung englischer Kornfelder".
Wie entstehen die heutigen Kornkreise?
Die Technik dürfte heute weit über Seil, ein Brett und Eisenstange hinausgehen - vermutet werden etwa Geräte mit Mikrowellenstrahlung, welche die Halme mittels Magnetronen umlegen, die genaue Planung via "Computer-Skizze" und GPS-Einsatz zur detaillierten Konzeption.
Wenn die modernen "Kornkreis-Künstler" so schlau sind wie Doug und Dave, müssen wir uns bis zur genauen Erklärung wohl noch gedulden.