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Sehschwäche

Kurzsichtigkeit: Darum leider immer mehr Menschen darunter

  • Veröffentlicht: 27.05.2024
  • 05:00 Uhr
  • Julia Wolfer
Kurzsichtigkeit nimmt weltweit zu, vor allem bei Kindern und Jugendlichen.
Kurzsichtigkeit nimmt weltweit zu, vor allem bei Kindern und Jugendlichen.© Imago Images / Design Pics

Die Hälfte der Jugendlichen in Deutschland ist kurzsichtig. Tendenz steigend. Die Ursache sehen Expert:innen vor allem in unserem Lebensstil. Was wirklich dahinter steckt und wie du gegen Kurzsichtigkeit vorbeugen kannst.

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Kurzsichtigkeit nimmt zu: Das Wichtigste zum Thema

  • Wer kurzsichtig ist, sieht in der Nähe scharf und in der Ferne verschwommen. Das Scharfsehen auf Entfernung ist also eingeschränkt.

  • Kurzsichtigkeit nimmt weltweit zu: Schätzungen zufolge könnten bis 2050 knapp die Hälfte der Weltbevölkerung kurzsichtig sein. 

  • Neben genetischer Veranlagung machen Expert:innen unseren Lebensstil dafür verantwortlich: Wir verbringen zu viel Zeit vor Bildschirmen und Büchern.

  • Dabei fokussieren wir auf den Nahbereich. Tun wir das zu oft und zu lange, stellt sich das Auge dauerhaft darauf ein. Das betrifft vor allem Kinder und Jugendliche, deren Augen sich noch im Wachstum befinden.

Inhalt

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Was ist Kurzsichtigkeit genau?

Kurzsichtigkeit (Myopie) ist eine Sehschwäche, bei der Betroffene in der Nähe scharf sehen können, in der Ferne jedoch nicht. Ein Buch zu lesen, ist für sie oft kein Problem – die Anzeigetafel am Bahnsteig sehen sie aber nur verschwommen.

Weitsichtigkeit wirkt sich genau umgekehrt aus: Nahe Objekte, wie zum Beispiel der Text in einem Buch, werden unscharf gesehen. In der Ferne können weitsichtige Personen hingegen alles klar erkennen.

Woran liegt das?

Das Auge lässt sich mit einer Kamera vergleichen: Die Hornhaut und die Linse des Auges entsprechen dem Objektiv, die Netzhaut dem Film. Bei einem normalen Auge werden die einfallenden Lichtstrahlen von Hornhaut und Linse gebrochen und zu einem Punkt gebündelt. Liegt dieser sogenannte Brennpunkt auf der Netzhautebene im hinteren Teil des Auges, sehen wir das Bild scharf.

  • Bei Kurzsichtigkeit ist der Augapfel länger als normal (Achsen-Myopie), die Brechkraft der Hornhaut zu stark (Brechungs-Myopie) oder beides. Dies führt dazu, dass das Licht vor Netzhaut gebündelt wird.
  • Bei Weitsichtigkeit ist der Augapfel hingegen kürzer als normal, die Brechkraft der Hornhaut zu schwach oder beides. Der Brennpunkt liegt (theoretisch) hinter der Netzhaut.

Grafik: Unterschied zwischen Kurz- und Weitsicht

Das ist der Unterschied zwischen Kurzsichtigkeit und Weitsichtigkeit.
Das ist der Unterschied zwischen Kurzsichtigkeit und Weitsichtigkeit.© Galileo

Kurzsichtigkeit ist eine sehr häufige Sehstörung: Mehr als jede:r vierte Deutsche ist schon heute laut Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA) kurzsichtig. Tendenz steigend.

➡️ Laut einer Studie werden im Jahr 2050 weltweit fast fünf Milliarden Menschen an Kurzsichtigkeit leiden – etwa die Hälfte der Weltbevölkerung. Besonders junge Menschen werden verstärkt kurzsichtig. Schätzungen zufolge könnten im Jahr 2030 bereits die Hälfte aller Kinder in Europa kurzsichtig sein.

Während Weitsichtigkeit oft angeboren ist, kann sich Kurzsichtigkeit auch im Laufe des Lebens entwickeln. Meist tritt sie zwischen dem zehnten und zwölften Lebensjahr auf und nimmt ab einem Alter von 25 Jahren in der Regel nicht mehr weiter zu. In manchen Fällen kann sich die Kurzsichtigkeit im Laufe des Lebens auch von selbst bessern.

❗Sitzt ein Kind sehr dicht vor dem Fernseher oder berührt die Nase beim Lesen fast schon das Buch, kann das ein Hinweis auf eine Kurzsichtigkeit sein.

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Warum wird man kurzsichtig?

Jeder Mensch kann kurzsichtig werden. Zwar spielt genetische Veranlagung bei Kurzsichtigkeit zwar eine Rolle, Expert:innen machen aber vor allem unsere Lebensgewohnheiten für die Zunahme von Kurzsichtigkeit verantwortlich: Während sich die Menschen früher vor allem im Freien aufgehalten und Ausschau nach Beute und Feinden in der Ferne gehalten haben, ist heute vor allem das Nahsehen gefragt. In die Ferne schauen wir nur noch selten.

Schon im Kindesalter verbringen wir viel Zeit beim Lesen von Büchern, sitzen vor dem Computer oder blicken aufs Smartphone. Unsere Augen müssen ständig auf den Nahbereich fokussieren.

👁️ Beim Nahsehen zieht sich der Ziliarmuskel zusammen. Dieser Muskel sorgt dafür, dass sich die Brechkraft der Augenlinse ändert und sich das Auge auf unterschiedliche Entfernungen einstellen kann. Fokussieren wir zu oft und zu lange auf den Nahbereich, ist das für das Auge extrem anstrengend: Die Muskeln um das Auge verspannen sich und werden steif.

Vor allem bei Kindern und Jugendlichen, bei denen sich das Auge noch im Wachstum befindet, können sich die Augen dauerhaft auf ein verstärktes Nahsehen einstellen, indem sich der Augapfel verlängert. Dadurch verlieren wir die Fähigkeit, in der Ferne scharf zu sehen.

➡️ In einer Studie haben Forscher:innen einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Kurzsichtigkeit und Bildungsstand gefunden: Bei Abiturient:innen lag der Anteil der Kurzsichtigen bei 50,9 Prozent. Bei Personen, die nach der zehnten Klasse von der Schule abgegangen sind, waren es nur 26,6 Prozent.

Im Video: Darum sind Augen ein besonderes Sinnesorgan

Kurzsichtigkeit: Darum ist sie ein Problem

Kurz- und Weitsichtigkeit lassen sich mit einer Brille oder Kontaktlinsen, in manchen Fällen auch durch eine Laser-Augenoperation in der Regel gut korrigieren.

Die weltweite Zunahme von Kurzsichtigkeit ist aber nicht nur ein kosmetisches Problem: Bei starker Kurzsichtigkeit kann das Auge ernsthaft krank werden. Schreitet die Kurzsichtigkeit auch im Erwachsenenalter voran, sprechen Expert:innen von Myopia maligna, einer bösartigen Kurzsichtigkeit.

  • Durch starke Kurzsichtigkeit steigt das Risiko einer Netzhautablösung. Durch den zu langen Augapfel wird das Netzhautgewebe dünner und der Rand der Netzhaut bildet sich zurück.
  • Eine hohe Kurzsichtigkeit (ab minus 5 Dioptrien) ist ein Risikofaktor für eine Glaukom-Erkrankung (Grüner Star). Dabei sterben die Fasern des Sehnervs und der Netzhaut ab. Die Folge sind Ausfälle im Gesichtsfeld bis hin zur Erblindung.
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Wie lässt sich Kurzsichtigkeit bei Kinder vorbeugen?

Kurzsichtigkeit kann nicht geheilt, aber womöglich verhindert werden - denn vor allem unser Lebensstil ist für die Zunahme von Kurzsichtigkeit verantwortlich.

Alles, was die Augenmuskeln entspannt, kann helfen, Kurzsichtigkeit vorzubeugen oder eine weitere Verschlechterung zu verhindern:

  • 🖥️ Möglichst wenig Bildschirmzeit. Vor allem bei Kindern sollte unnötige Zeit am Smartphone oder Computer auf ein Minimum beschränkt werden.
  • 🌳 Tägliche Aktivitäten im Freien können das Risiko einer Kurzsichtigkeit oder einer Verschlechterung der Kurzsichtigkeit bei Kindern deutlich verringern.
  • 📏 Vergrößere den Abstand zwischen dem Buch und deinen Augen. Wenn möglich, kannst du auch die Schriftgröße verändern, damit du den Text bei größerem Abstand noch lesen kannst.
  • ⏸️ Baue Pausen ein: Nach 30 Minuten Lesen, Schreiben oder Bildschirmzeit sollten die Augen zehn Minuten ruhen. Dabei am besten in die Ferne schauen.
  • 💡 Achte beim Lesen auf gute Lichtverhältnisse. Am besten ist natürliches Licht. Ist die Umgebung zu dunkel, werden die Augen schneller müde.

Bildschirmzeit: Wie lange ist für Kinder sinnvoll?

Viele Augenärzt:innen weisen darauf hin, dass Kinder mit viel Bildschirmzeit ein höheres Risiko für die Entwicklung von Kurzsichtigkeit haben. Mit Bildschirmzeit ist die Zeit gemeint, die wir vor Smartphones, Computern, Fernsehern oder Videospielkonsolen verbringen.

Weil die Weichen für Kurzsichtigkeit im Kindes- und Jugendalter gestellt werden, sollten vor allem junge Menschen möglichst wenig Zeit vor dem Bildschirm verbringen.

Als Faustregel gilt:

  • zehn Minuten Bildschirmzeit pro Lebensjahr am Tag oder
  • eine Stunde pro Lebensjahr in der Woche

➡️ Bei Zwölfjährigen entspräche das zwei Stunden Bildschirmzeit am Tag oder zwölf Stunden pro Woche.

Bei jüngeren Kindern bis fünf Jahre empfehlen Expert:innen pro Tag maximal eine halbe Stunde Bildschirmzeit, bei Sechs- bis Neunjährigen nicht mehr als einer Stunde.

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Die wichtigsten Fragen zu Kurzsichtigkeit

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