Letzte Generation: Forderungen und Finanzierung der Klimakleber
- Veröffentlicht: 26.05.2023
- 14:45 Uhr
- Galileo
Vorbilder für mehr Klimaschutz oder irrsinnige Klimakleber? Mit ihren teilweise radikalen Maßnahmen sorgt die Letzte Generation für kontroverse Auseinandersetzungen. Welche Ziele die Gruppierung verfolgt, erfährst du hier.
Das Wichtigste zum Thema Letzte Generation
Bei der Letzten Generation (LG) handelt es sich um eine Protest-Bewegung, die - im Gegensatz zur Gruppierung "Fridays for Future" - mit Mitteln des sogenannten "zivilen Ungehorsams" wie Straßenblockaden mehr Klimaschutz durchsetzen möchte.
Mit ihren Aktionen zieht die Gruppierung oftmals öffentlichen Unmut auf sich - und nimmt selbst strafrechtliche Folgen in Kauf.
Zuletzt gab es aufgrund des Vorwurfs der Bildung einer "kriminellen Vereinigung" bundesweit Razzien gegen einzelne Mitglieder. Auch die LG-Webseite wurde beschlagnahmt.
Der Name steht vermutlich im Zusammenhang mit einem Tweet des ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama aus dem Jahr 2014: "We are the first generation to feel the effect of climate change and the last generation who can do something about it."
Wer die Letzte Generation ist
Die Letzte Generation ist eine Gruppierung aus Klima-Aktivist:innen in Deutschland. Die nach eigenen Angaben rund 2.000 Mitglieder sind zwischen ungefähr 20 und über 70 Jahre alt.
Die Bewegung finanziert sich hauptsächlich durch Spenden und ist Teil des internationalen "A22-Netzwerks", das insbesondere durch den "Climate Emergency Fund" in den USA unterstützt wird.
Wie die Letzte Generation organisiert ist, bleibt für Außenstehende weitgehend undurchsichtig. Reportagen legten offen: An der Spitze steht ein mehrköpfiges Führungsteam. Das gibt mit einem Strategieteam die Planungen an verschiedene Arbeitsgemeinschaften weiter, wodurch regionale Strategieteams lokale Protestgruppen für konkrete Aktionen anleiten können.
Bei der Durchführung etwa einer Sitzblockade geben sich die Aktivist:innen Selbstbezeichnungen: Die koordinierende Person ist die "Bienenkönigin". Diejenigen, die auf der Straße blockieren, heißen "Bienen", während Unterstützer:innen "Hummeln" sind. Ist jemand zu Aktionen bereit, die potenziell hohe Strafen nach sich ziehen, wird diese "Wildbiene" genannt.
Reportage: "Inside Letzte Generation"
In einer Reportage des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) hat ein Reporter Mitglieder der Letzten Generation über Monate begleitet - und teils schockierende Beobachtungen gemacht.
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So will die Letzte Generation ihre Ziele durchsetzen
Das übergeordnete Ziel der Letzten Generation besteht darin, die Bundesregierung durch zivilen Ungehorsam zu mehr Maßnahmen für den Klimaschutz zu bewegen. Zum Beispiel: zur Einführung eines Tempolimits auf der Autobahn von 100 Kilometern pro Stunde sowie zur Verstetigung des früheren 9-Euro-Tickets.
Dazu führen die Aktivist:innen seit Anfang 2022 sorgfältig vorbereitete, provokative Protest-Aktionen durch. Die Gruppierung behauptet von sich selbst, gewaltfrei zu protestieren. Ob es sich bei den Handlungen um Straftaten handelt, ist im Einzelfall juristisch zu klären.
Berüchtigt sind vor allem die Sitzblockaden der Letzten Generation, bei denen sich Protestierende auf der Straße festkleben. Das brachte der Gruppe den spöttischen Spitznamen "Klimakleber" ein. Indem sie unter anderem den Straßenverkehr zeitweise lahmlegen, wollen die Aktivist:innen Aufmerksamkeit für ihre Forderung nach mehr Klimaschutz erregen.
Die Letzte Generation begründet ihre Forderung insbesondere mit Artikel 20a des Grundgesetzes sowie Berichten von Klima-Forscher:innen des Weltklima-Rats. Ihres Erachtens unternimmt die Bundesregierung mit dem Klimaschutzgesetz zu wenig gegen den Klimawandel.
Das steht in Artikel 20a des Grundgesetzes
🧐 "Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung durch die Gesetzgebung und nach Maßgabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung."
Radikaler Klima-Aktivismus: Wo sind die Grenzen?
Die Aktivist:innen der Letzten Generation setzen alles daran, die Bundesregierung auf den Umwelt- und Klimaschutz aufmerksam zu machen. "Zervakis & Opdenhövel. Live." gehen der Frage nach: Wie weit darf und sollte man trotz guter Absichten gehen?
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Die Letzte Generation polarisiert
Mit ihren teils radikalen Maßnahmen zieht die Letzte Generation nicht nur Befürworter:innen auf ihre Seite. Durch die Störungen im Alltag bringt sie vielmehr einen Großteil der Bevölkerung gegen sich auf, worauf (meist nicht-repräsentative) Umfragen hindeuten.
Dementsprechend hat die Letzte Generation vor allem auch zahlreiche Kritiker:innen. Manche von ihnen stimmen zwar den Zielen inhaltlich zu, lehnen jedoch die Art und Weise der Mittel ab. Andere weisen - in mitunter handgreiflichen Auseinandersetzungen - die Handlungen zurück und bezweifeln sogar die Notwendigkeit von mehr Klimaschutz durch Deutschland.
Häufige Fragen zur Letzten Generation
Die Letzte Generation ist eine Gruppierung aus schätzungsweise 2.000 Klima-Aktivist:innen in Deutschland, die sich zu Beginn des Jahres 2022 formierte.
Die Letzte Generation fordert von der Bundesregierung, mehr im Kampf gegen den Klimawandel zu unternehmen. Konkret fordert sie etwa ein Tempolimit auf der Autobahn von 100 Kilometern pro Stunde sowie ein dauerhaftes 9-Euro-Ticket.
Die Letzte Generation protestiert mit provokativen Protest-Aktionen des sogenannten "zivilen Ungehorsams". Verrufen sind insbesondere die Sitzblockaden, bei denen sich Aktivist:innen auf der Straße festkleben. Dadurch will die Letzte Generation unter anderem den Straßenverkehr zeitweise lahmlegen, um Aufmerksamkeit für ihre Forderung nach mehr Klimaschutz zu erregen. Laut eigenen Angaben demonstriert die Letzte Generation gewaltfrei. Wie die Handlungen strafrechtlich einzuordnen sind, ist im Einzelfall juristisch zu prüfen.
Hier erfährst du noch mehr zum Thema
Webseite der Letzten Generation (aktuell gesperrt)
Grundgesetz (GG) für die Bundesrepublik Deutschland: Artikel 20a
Umfrage des Norddeutschen Rundfunks (NDR): Sind die Aktionen der "Letzten Generation" angemessen?