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Koalitionen nach der Bundestagswahl: Ampel, Jamaika oder doch GroKo?

  • Veröffentlicht: 01.10.2021
  • 18:25 Uhr
  • Carina Neumann-Mahlkau
Article Image Media
© Volker Wissing/FDP/instagram/dpa

Nach der Bundestagswahl führen die Parteien Sondierungsgespräche, um eine neue Regierung zu bilden. Welche Koalition ist am wahrscheinlichsten? Und gibt es eine Reihenfolge für die Verhandlungen? Wir klären die wichtigsten Fragen.

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Koalitionen nach der Bundestagswahl: Das Wichtigste zum Thema

  • Regierungs-Trio? Bei der Regierungsbildung ist aktuell ein Dreier-Bündnis am wahrscheinlichsten. Welches Bündnis es wird, ist aber noch nicht entschieden.

  • Die wichtigste Frage hierbei: Entscheiden sich die Grünen und die FDP gemeinsam für eine Koalition mit der SPD ("Ampel-Bündnis") oder der Union (Jamaika-Bündnis)?

  • Umfragen zufolge trauen mehr Menschen einer Ampel-Koalition als einem Jamaika-Bündnis: Im ARD-Morgenmagazin gaben 51 Prozent der Befragten an, dass das Ampel-Bündnis am ehesten für einen Neuanfang steht. Von der Jamaika-Koalition denken das nur 18 Prozent.

  • Auch das ZDF-Politikbarometer zeigt: 59 Prozent der Wähler:innen befürworten die Ampel-Koalition - und 76 Prozent wünschen sich Olaf Scholz (SPD) als nächsten Bundeskanzler. Für Armin Laschet (CDU) stimmten in der Umfrage dagegen nur 13 Prozent.

  • Wie laufen die Koalitions-Verhandlungen ab? Gibt es eine Reihenfolge? Darf die SPD nun automatisch als erste Partei in die Verhandlungen gehen? Und wie geht es jetzt weiter? Und was passiert mit der Partei Die Linke? All das klären wir hier.

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Darf die SPD automatisch als erste Partei in die Verhandlungen gehen?

Grüne und FDP machten den Startschuss für die Verhandlungen: Nur 48 Stunden nach der Schließung der Wahl-Lokale tauchte ein gemeinsames Selfie der Parti-Spitzen von Grünen und FDP im Netz auf - unser Titelbild zeigt es. Von links nach rechts siehst du: Volker Wissing (FDP), Annalena Baerbock (Grüne), FDP-Chef Christian Lindner und Robert Habeck (Grüne).

Alle 4 Politiker:innen posteten es zeitgleich um Mitternacht, mit der Botschaft: "Auf der Suche nach einer neuen Regierung loten wir Gemeinsamkeiten und Brücken über Trennendes aus. Und finden sogar welche. Spannende Zeiten."

Niemand wusste im Vorfeld, dass sich die 4 trafen. In den kommenden Tagen wollen sie mit den beiden großen Koalitions-Kandidaten sprechen. Die Treffen sind aktuell für den Sonntag (3. Oktober 2021) geplant. Die SPD möchte an diesem Tag erst mit der FDP und dann mit den Grünen über eine Ampel-Koalition sprechen.

Kanzler-Kandidat Armin Laschet (CDU) und CSU-Chef Markus Söder luden die Vertreter:innen der FDP und Grünen ihrerseits zu Gesprächen ein. Die Union möchte am Sonntag-Abend (3. Oktober 2021) mit der FDP und am Dienstag (5. Oktober) mit den Grünen tagen.

Warum startete die SPD nicht die Verhandlungen?

Meistens war es in der Vergangenheit so, dass die stärkste Partei (in diesem Fall die SPD) zu den Sondierungsgesprächen geladen und diese auch geführt hat. Dieses Mal waren die FDP und die Grünen aber schneller und initiierten die Verhandlungen selbst. Du siehst: Es gibt keine festgeschriebenen Regeln dafür, wie Koalitionsverhandlungen geführt werden. Das machen die Parteien unter sich aus.

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Ampel und Jamaika: Um diese Koalitionen geht es

Koalitionen nach der Bundestagswahl: Ampel, Jamaika oder doch GroKo?

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Ihren Namen trägt die Koalition, weil die Farben der Parteien an die Jamaica-Flagge erinnern.
© Galileo

Ihren Namen trägt die Koalition, weil die Farben der Parteien an die Jamaica-Flagge erinnern.

Rot, gelb, grün - die Farben der Parteien erinnern an eine Ampel.

Rot, gelb, grün - die Farben der Parteien erinnern an eine Ampel.

Welche Alternativen gäbe es, wenn weder Ampel noch Jamaika zustande kämen?

Ampel, Jamaika oder doch GroKo? Aktuell deuten die Umfrage-Werte daraufhin, dass die Ampel-Koalition der wahrscheinlichste Ausgang der Sondierungsgespräche ist. Doch noch ist nichts entschieden, wir erinnern uns ans Jahr 2017: Damals deutete anfangs auch alles auf eine Jamaika-Koalition hin - doch nach wochenlangen, kräftezehrenden Verhandlungen scheiterte die dann.

Auch dieses Mal bergen die Gespräche der Parteien trotz vieler gemeinsamer Ziele auch wieder Konflikt-Potenzial:

Ampel-Koalition: Die SPD und die Grünen sind sich zwar bei vielen Punkten einig, zum Beispiel bei der Vermögenssteuer oder einer Lockerung der Schuldenbremse. Aber das Verhältnis zur FDP ist schwierig. Ihr Parteivorsitzender Christian Lindner hat das Ziel, eine "Linksverschiebung der Politik" inklusive höheren Steuern zu verhindern.

Zwischen SPD und Grünen gibt es auch Spannungen: SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz etwa will sich nicht auf einen früheren Kohle-Ausstieg als 2038 festlegen - schwer vereinbar mit der ehrgeizigen Klimapolitik der Grünen.

Jamaika-Bündnis: Auch diese Koalition könnte schwierig werden: Während die FDP und die Union klima- und sozialpolitisch in mehreren Punkten d'accord sind, könnten sie hier mit den Grünen aneinander geraten.

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Und dann - doch wieder GroKo?

Ganz ausgeschlossen ist eine neuerliche Große Koalition ("GroKo") nicht - sie wäre rechnerisch gesehen möglich. Die Union und die SPD koalierten in der Vergangenheit bereits viele Jahre miteinander. Bisher haben die Parteien an einem erneuten Bündnis wenig Interesse.

Es wäre gewissermaßen die Fortsetzung des altbewährten, von vielen Wähler:innen kritisierten Systems. Es könnte aber wieder zur GroKo kommen, wenn sich die FDP und die Grünen bei den Verhandlungen nicht einigen können und somit kein Bündnis mit einer der beiden Parteien zustande kommt. Wenn jedoch auch die Große Koalition scheitern sollte, steht Deutschland dann ohne Regierung da?

Unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen: die große Koalition.
Unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen: die große Koalition.© Galileo
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