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Schlaf

Umstrittener Trend Mouth Taping: Schläfst du besser mit zugeklebten Mund?

  • Veröffentlicht: 16.01.2024
  • 11:00 Uhr
  • Alena Brandt
Für Nasenatmung: Beim Mouth Taping ist der Mund zugeklebt.
Für Nasenatmung: Beim Mouth Taping ist der Mund zugeklebt.© Shutterstock / masamasa3

Nachts nur durch die Nase atmen, soll das Geheimnis für guten Schlaf sein und gegen Schnarchen helfen. Damit das klappt, kleben sich manche Menschen den Mund mit Pflastern zu. Wie funktioniert Mouth Taping und ist es riskant? Ein Schlafmediziner klärt auf.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Beim Mouth Taping kleben sich Menschen zum Schlafen Pflaster quer oder längs auf den Mund. So atmen sie allein durch die Nase.

  • Der Effekt: Das Mundpflaster soll gegen Schnarchen helfen und für besseren Schlaf sorgen.

  • Stars wie Schauspielerin Gwyneth Paltrow und Fußballer Erling Haaland schwören aufs Mouth Tape.

  • Im Interview: Schlafmediziner Prof. Ingo Fietze hält nichts von Klebebändern über dem Mund und klärt über Risiken auf.

Was ist Mouth Taping?

Ein Mouth Tape ist ein Mundpflaster. Mouth Taping heißt also, dass Menschen sich vor dem Schlafengehen den Mund zukleben. Wie bitte? Ja, richtig gehört. Das Mundpflaster soll angeblich den Schlaf verbessern und gegen Schnarchen helfen. Das Klebeband über den Lippen sorgt dafür, dass der Mund geschlossen bleibt beim Schlafen. Es bleibt also nur die Nasenatmung - und die soll gesünder sein.

Im Handel gibt es spezielle Pflaster und Klebebänder für diesen Zweck. Sie heißen etwa" Sleep Strips", "Mouth Tape", "Sleep Tape" und "Anti-Schnarch-Mundpflaster".

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Influencer:innen machen es vor

Mouth Taping ist ein TikTok-Trend: Die Schauspielerin Gwyneth Paltrow bezeichnet das Mundpflaster als Wellness-Tool. Der Fußballer Erling Haaland will mit Mouth Taping seine Leistungsfähigkeit verbessern und berichtet darüber in den sozialen Medien. Da liegt es nahe, dass viele Menschen den Trend nachmachen. Warum das nicht ratsam ist und das nächtliche Pflaster für manche Menschen sogar riskant sein kann, erfährst du von Schlafmediziner Prof. Ingo Fietze.

Was bringt's? Unser Reporter testet Schlafpflaster

Was taugt das Schlaf-Pflaster wirklich?

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Ist Mouth Taping sinnvoll oder gefährlich? Das sagt der Schlafmediziner

Prof. Dr. Ingo Fietze leitet das Interdisziplinäre Schlafmedizinische Zentrum der Charité Berlin. Er ist Facharzt für Innere Medizin, Schlafmediziner und Schlafforscher. Wir sprachen mit ihm im Experteninterview über Mouth Taping:

Was halte Sie als Schlafmediziner von Mouth Taping?

Das ist ein fürchterlicher Trend und als generelle Empfehlung absoluter Nonsens. Kein Mensch atmet nur durch die Nase beim Schlafen. Nasen- und Mundatmung wechseln. Eine reine Nasenatmung zu erzwingen, ist unphysiologisch.

Welche Auswirkungen hat das Mundpflaster auf den Körper?

Im Schlaf regeneriert der Körper. Man sagt auch Schönheitsschlaf, da sich beispielsweise auch die Haut erholt. Für entsprechenden Hautpartien ist es gar nicht gesund, wenn sich der Mensch nachts ein Pflaster ins Gesicht klebt. Das ist einfach hautunfreundlich und kann zu Irritationen führen. Das ist genau das Gegenteil von Anti-Aging.

Außerdem dürfte es für viele potenzielle Benutzer schwer sein, mit zugeklebtem Mund überhaupt ein- und durchzuschlafen. Die Schlafqualität leidet. Man ist dann nicht leistungsfähiger wie angepriesen, sondern müde.

Gibt es Menschen, für die ein zugeklebter Mund sogar riskant ist?

Leuten mit Herz-Kreislauf-Problemen, Leuten mit Lungenproblemen, Rauchern und Raucherinnen und Betroffenen mit eingeschränkter Nasenatmung rate ich dringend davon ab, sich den Mund nachts zuzukleben. Man erstickt zwar nicht. Aber es kann zu Atemstörungen kommen, die Panik und Angstzustände auslösen.

Es gibt bisher keine Untersuchung die belegt, dass ausschließliche Nasenatmung die Lebens- und Schlafqualität verbessert.

Prof. Dr. Ingo Fietze, Schlafmediziner

Und wie ist es als Anti-Schnarch-Methode?

Anti-Schnarch-Pflaster sind nichts Neues. Es gibt sie seit über 20 Jahren. Aber richtig durchgesetzt haben sie sich nicht - was einleuchtet! Vielleicht wirken sie sogar etwas gegen die Geräusche. Aber etwa jeder zweite Erwachsene schnarcht und hat auch Atemaussetzer. Meistens sind die oberen Atemwege dann auch enger. Ist der Mund zugeklebt und es bleibt nur die Nase zum Atmen, kann das ziemlich unangenehm sein. Kein Wunder, dass die meisten Menschen schnell wieder aufhören mit dem Klebeband. Man kann Schnarchpflaster durchaus mal ausprobieren. Aber dann würde ich eher die Variante wählen, wo das Pflaster am Mund vorbei vom Kinn nach oben verläuft. Das ist angenehmer als den Mund zu fixieren. Medizinisch kann ich Mouth Taping nicht empfehlen.

Warum ist es überhaupt gesünder, durch die Nase zu atmen?

Ein Grund ist, dass die feinen Haare in der Nase die Luft filtern, bevor diese in die Lunge strömt. Bei der Mundatmung fehlt dieser Filter. Allerdings: Es gibt bisher keine Untersuchung die zeigt, dass ausschließliche oder vornehmliche Nasenatmung die Lebens- und Schlafqualität verbessert.

Tipps für einen besseren Schlaf

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Atmest du nachts durch den Mund? Daran erkennst du es

Folgenden Zeichen können Hinweise für Mundatmung sein:

  • trockener Mund
  • trockener Rachen
  • leichte Halsschmerzen
  • nachts trinken müssen
  • Schnarchen
  • blockierte Nase
  • HNO-Ärztinnen und Ärzte können Ursachen von Mundatmung untersuchen

Anleitung für Mouth Taping: Achte auf diese drei Dinge

Klappe zu - und gute Nacht! Wenn du ein Mouth Taping ausprobieren möchtest, beachte folgende drei Tipps:

  1. Sprich mit deiner Hals-Nasen-Ohren-Ärztin oder deinem Arzt über das Vorhaben. Auch Schlafmediziner:innen wissen Rat. So lassen sich gesundheitliche Risiken ausschließen.
  2. Nutze kein festes Klebeband. Das Abreißen irritiert sonst die Haut und Lippen und tut weh. Verwende möglichst hautfreundliche Pflaster.
  3. Teste das Mundpflaster anfangs tagsüber. So gewöhnst du dich daran und vermeidest Panik.
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Studienlage zu Mouth Taping

Und was sagt die Wissenschaft? Es gibt eine Studie von 2015 und eine Studie von 2022 zur Wirkung von Mouth Tape. Die Ergebnisse deuten daraufhin: Ein Pflaster auf dem Mund kann bei Schlafapnoe und Schnarchen helfen.

Allerdings waren die Studien nur klein mit weniger als 30 Probandinnen und Probanden. Damit ist die Datenlage noch dünn. Die möglichen Risiken und Vorteile müssten genauer untersucht werden, um ein wissenschaftlich fundiertes Verständnis über die Methode zu erhalten.

Häufige Fragen zu Mouth Taping

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