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Virus-Infektion

Affenpocken in Deutschland: Warum die Mpox-Infektionen wieder steigen

  • Aktualisiert: 10.01.2024
  • 16:09 Uhr
  • Nicole Lemberg
Eine Blutprobe mit einem Labor-Ergebnis. So können die Affenpocken nachgewiesen werden.
Eine Blutprobe mit einem Labor-Ergebnis. So können die Affenpocken nachgewiesen werden.© picture alliance / CHROMORANGE | Christian Ohde

Im Sommer infizierten sich weltweit tausende Menschen mit dem Mpox-Virus, früher auch als Affenpocken bekannt. Im Dezember 2023 breitete sich das Virus dann rasant im Kongo aus. Warum sich das Virus ausbreitet und für wen die Impf-Empfehlung der STIKO gilt, erfährst du hier.

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Das Wichtigste zum Thema Affenpocken

  • Erst Corona, dann Mpox (ehemals Affenpocken): Weltweit sorgte das Affenpocken-Virus im Sommer 2022 für Schlagzeilen. Infektionsfälle traten unerwartet in weiten Teilen Europas auf - auch in Deutschland

  • Das Virus ist in West- und Zentralafrika endemisch und taucht außerhalb dieser Regionen bisher nur selten auf. Die Weltgesundheits-Organisation (WHO) hatte die aktuell weltweite Ausbreitung des Virus als "Gesundheitliche Notlage mit internationaler Tragweite" eingestuft.

  • Im Dezember 2023 gab es 13.000 Mpox-Fälle im Kongo und kurze Zeit später auch vermehrt Infektionen in einigen asiatischen Ländern. Daraufhin äußerte die WHO ihre Sorge wegen internationaler Übertragung.

  • Der Pocken-Impfstoff ist auch gegen eine Infektion mit den Affenpocken hochwirksam. Eine Impfung empfiehlt die STIKO aber aktuell nur Risikogruppen

❓ Kann der Affenpocken-Ausbruch gestoppt werden?

Seit dem Frühsommer 2022 häufen sich die Fallzahlen im Zusammenhang mit dem Affenpocken-Virus weltweit. Betroffen sind nach WHO-Angaben 90 Länder mit 90.000 bestätigten Fällen (Stand: 22. Dezember 2023).

In Deutschland wurde der erste Fall von Affenpocken am 20. Mai in München nachgewiesen. Aktuell sind fast knapp 3.800 Infektionen aus allen Bundesländern bekannt.

Ende Juli stufte die WHO die ungewöhnlich schnelle und flächendeckende Ausbreitung als "Gesundheitliche Notlage mit internationaler Tragweite" ein. Im Dezember gab es 13.000 Mpox-Fälle im Kongo.

"Wir sind besorgt, dass es zu einer internationalen Übertragung kommt", sagte Rosamund Lewis von der WHO. Besorgniserregend sei die "schnelle" Zunahme der Fälle und inzwischen auch Ausbrüche der Infektion in einigen asiatischen Ländern. Daher stelle das Virus nach Einschätzung der WHO "ein Risiko für die Menschen in DRC (Democratic Republic of the Congo), in Nachbarländern und auf der ganzen Welt dar"

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❓ Warum heißt die Krankheit Affenpocken?

🦠 Das Affenpocken-Virus ist eine sogenannte Zoonose. Das sind Erkrankungen, die sowohl bei Menschen als auch bei Tieren vorkommen können.

↔ Über einen Biss oder engen Kontakt mit den Tieren springt das Virus auf den Menschen über.

🐀 Die Krankheit könnte eigentlich auch Rattenpocken heißen - denn Fachleute nehmen an, dass sich die Viren auf kleine Nagetiere wie Ratten spezialisiert haben.

🐒 Zum ersten Mal nachgewiesen wurde der Erreger allerdings 1958 in einem dänischen Labor bei einem Affen - daher auch der Name. Mittlerweile wird die Krankheit offiziell als Mpox bezeichnet.

❓ Warum verbreitete sich das Mpox-Virus weltweit?

Ursprünglich sind die Affenpocken vor allem in West- und Zentralafrika verbreitet. Die nigerianische Gesundheitsbehörde zählt im Schnitt bis zu 3.000 Infektionsfälle pro Jahr. Warum sich das Virus so ungewöhnlich verhielt und so weit verbreitete, versuchen Wissenschaftler:innen aktuell nachzuvollziehen.

Ein möglicher Grund für den weltweiten Anstieg der Zahlen könnte die Reiselust vieler Menschen nach der Corona-Pandemie sein.

Aber auch der sinkende Impfschutz gegen die Pocken könnte ein Faktor sein. Der Impfstoff ist auch gegen die Affenpocken wirksam. Weil das Pocken-Virus seit 1980 als ausgerottet gilt, werden viele aktuell nicht mehr gegen Pocken geimpft.

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WHO: Was machen die eigentlich?

WHO: Was machen die eigentlich?

❓ Welche Symptome sind typisch für Affenpocken?

🖐 Bläschenartiger Ausschlag an Händen, Füßen und im Gesicht

🤒 Fieber

😣 Kopfschmerzen

🥶 Schüttelfrost

😷 Geschwollene Lymphknoten

Ein bläschenartiger Haut-Ausschlag zählt zu den klassischen Symptomen der Affenpocken.
Ein bläschenartiger Haut-Ausschlag zählt zu den klassischen Symptomen der Affenpocken.© Institute of Tropical Medicine Antwerp/dpa
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❓ Wie werden Affenpocken übertragen?

Das Virus überträgt sich durch Körperflüssigkeiten. Die aufbrechenden Pusteln sind laut Robert Koch-Institut (RKI) besonders ansteckend. Übertragungen von Mensch zu Mensch sind aber selten - denn dafür ist sehr naher Körperkontakt nötig. Auch Bisse von infizierten Tieren können zu einer Übertragung führen. Das könnte der Grund sein, warum Kinder anfälliger für eine Infektion sind - denn diese spielen häufiger und intensiver mit kleinen Nagetieren.

Eine Übertragung über die Atemwege ist nach aktuellem Stand nur auf sehr kurze Distanz und mit größeren Tröpfchen möglich. Laut RKI steht der Großteil an Infektionen weltweit aktuell mit sexuellen Übertragungen in Verbindung.

Welche Quarantäne- und Isolations-Regeln gelten Affenpocken?

🚪 Das RKI empfiehlt bei einer Infektion mit den Affenpocken eine Isolation von mindestens 21 Tagen.

😷 Die Erkrankten sollten außerdem darauf warten, bis die Krusten der Pusteln vollständig abgefallen sind.

⌛ Das liegt daran, dass die Inkubations-Zeit des Virus zwischen sieben und 21 Tagen betragen kann. In einigen Fällen kann die Isolation - wie auch bei Corona - behördlich angeordnet werden. Hier liegt die Verantwortung aber bei den Bundesländern.

🚫 Wer engen Körperkontakt mit einer infizierten Person hatte, sollte sich für 21 Tage in Quarantäne begeben und das örtliche Gesundheitsamt informieren.

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❓ Wie gefährlich sind Affenpocken für Menschen?

Die Affenpocken-Variante, die in West-Afrika auftritt, ist vor allem für Kinder gefährlich. Bei etwa einem Prozent der Infizierten führt die Krankheit zum Tod. Die zentral-afrikanische Variante ist laut RKI noch gefährlicher für Kinder und Jugendliche - hier sterben nach Angaben der afrikanischen Gesundheitsbehörden bis zu elf Prozent der Erkrankten.

In Spanien wurden Ende Juli 2022 die ersten zwei Todesfälle in Europa im Zusammenhang mit dem Affenpocken-Virus gemeldet. Für die breite Bevölkerung schätzt das RKI die Gefährdung generell aber weiter als sehr gering ein.

Denn bei der weltweiten Infektionswelle handelt es sich nach bisherigem Stand um die west-afrikanische Variante. Generell ist das Affenpocken-Virus im Gegensatz zu den seit 1980 ausgerotteten Pocken deutlich milder. In der Regel erholen sich Menschen innerhalb weniger Wochen, so das RKI.

Zudem gibt es einen wirksamen Impfstoff gegen das Virus - mehr dazu weiter unten.

So wirken Viren im Körper

So wirken Viren im Körper

❓ Wie hoch ist das Risiko einer Affenpocken-Pandemie?

Führende Expert:innen sehen kein erhöhtes Pandemie-Risiko wie es beim Corona-Virus der Fall war. Denn im Vergleich zu anderen Infektions-Krankheiten ist das Affenpocken-Virus nicht leicht auf größere Distanz übertragbar.

Bei den aktuellen Fällen waren die Übertragungen durch sehr engen Kontakt nachweisbar. Wissenschaftler:innen gehen deshalb davon aus, die Infektionen über Kontaktverfolgung gut einzugrenzen. Zudem gibt es Medikamente und wirksame Impfstoffe gegen das Virus.

❓ Welche Impfstoffe gibt es gegen Affenpocken?

💉 Aktuell gibt es zwei Impfstoffe, die gegen die Affenpocken wirksam sind.

💉 Das nah verwandte Variola-Virus - besser bekannt als Pocken - galt mit der Einführung eines wirksamen Impfstoffes seit 1980 als ausgerottet. Da sich die Erreger der beiden Infektions-Krankheiten so ähnlich sind, ist der ursprüngliche Impfstoff auch bei Affenpocken wirksam. Das bestätigte die WHO.

💉 Seit 2013 gibt es außerdem den Pocken-Impfstoff Imvanex, der deutlich weniger Nebenwirkungen aufzeigt als der vorherige Impfstoff. Er bietet einen 85-prozentigen Schutz gegen die Affenpocken und ist seit Kurzem in der EU zugelassen.

💉 Da das Virus eine lange Inkubationszeit von bis zu 21 Tagen hat, empfiehlt die STIKO sogenannte "Ring-Imfpungen". Kontaktpersonen von Infizierten werden ermittelt und vorbeugend geimpft, da der Impfstoff bis zu sieben Tage nach einer Ansteckung Krankheitsverläufe abmildern kann.

❓ Für wen gilt die Impf-Empfehlung der STIKO?

Von Infektionen betroffen waren bisher vorwiegend Männer, die Geschlechtsverkehr mit anderen Männern hatten. Die Impf-Empfehlung der STIKO richtet sich daher aktuell an homosexuelle Personen, die häufig wechselnde Sexualpartner haben.

Das RKI betont allerdings: "Das Risiko, sich mit Affenpocken zu infizieren, ist jedoch nicht auf sexuell aktive Menschen oder Männer, die Sex mit Männern haben, beschränkt." Jeder enge, körperliche Kontakt mit infizierten Personen kann zu einer Ansteckung führen. Die Ständige Impfkommission führt deshalb in ihrer Empfehlung zusätzlich alle Menschen ab 18 Jahren auf, die engen Körperkontakt zu Infizierten hatten. Auch Labor-Personal, das mit dem Virus in Kontakt kommt, sollte sich laut STIKO impfen lassen.

Wo man sich aktuell impfen lassen kann, unterscheidet sich je nach Bundesland. In einigen Fällen wird der Impfstoff laut Webseite des RKI an die HIV-Schwerpunkt-Praxen in den Regionen ausgeliefert.

So funktioniert eine Impfung

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Die häufigsten Fragen zum Thema Affenpocken

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