Herrscher der Meere
Orcas: So schlau sind die intelligenten Schwertwale
- Aktualisiert: 06.11.2024
- 13:00 Uhr
- Claudia Frickel
Orcas sind intelligente Meeressäuger mit einem komplexen Sozialverhalten. Spätestens seit dem Kino-Hit "Free Willy" wissen die meisten, wie die schwarz-weißen Wale aussehen. Aber immer noch sind viele der Tiere in Aquarien eingesperrt.
Das Wichtigste zum Thema Orcas
Orcas gehören zur Familie der Delfine. Es gibt circa 40 Delfin-Arten, Orcas sind die größten davon. Sie vertilgen pro Tag bis zu 200 Kilogramm Futter und sind geschickte Jäger.
Die Tiere haben eine charakteristische Färbung: Der Rücken ist schwarz, der Bauch und ein Fleck hinter jedem Auge sind weiß.
Orcas heißen auch Große Schwertwale, weil Männchen eine bis zu zwei Meter hohe dreieckige Rückenflosse haben. Ein weiterer Name ist Killerwal. In freier Wildbahn haben Orcas noch nie einen Menschen getötet.
Die Wale schwimmen durch alle Ozeane, meist in kühleren Regionen. Sie leben vor allem in küstennahen Gewässern im Nordpazifik, Nordatlantik und den Polarmeeren.
Aber: Immer mehr Wale greifen auch Boote an. Die Tierschutz-Organisation GT Orca Atlántica (GTOA) dokumentierte zwischen 2020 und 2022 etwa 500 derartige Zwischenfälle in der Meerenge zwischen Gibraltar und Afrika.
Der Orca im Steckbrief
Wissenschaftlicher Name: Orcinus orca
Klasse: Säugetiere
Größe: Bis zehn Meter
Gewicht: Über sechs Tonnen
Alter: Bis 50 Jahre
Geschwindigkeit: Bis zu über 50 Kilometer pro Stunde
Farbe: Schwarzer Körper, weiße Unterseite, weiße Flecken über und hinter den Augen
Nahrung: Fische, Robben, Rochen, Haie, andere Wale
Lebensraum: Alle Ozeane
Feinde: Keine natürlichen Feinde
Das Sozialverhalten der Orcas
🧠 Die Tiere gelten als sehr intelligent und haben ein komplexes Sozialverhalten.
🌊 Schwertwale ziehen meist in Gruppen durchs Meer, den sogenannten Pods. Je nach Art gehören bis zu 70 Tiere dazu. Sie bleiben meist ein Leben lang zusammen.
💬 Mit Luftsprüngen sagen sie "Hallo". Andere, weit entfernte Orcas hören das Aufschlagen auf dem Wasser. Außerdem kommunizieren sie über Laute und nutzen Echo-Ortung. Sie entwickeln sogar eigene Dialekte.
♀ Die Wale leben im Matriarchat: Das älteste Weibchen ist die Anführerin einer Gruppe. Die Bindung der Kälber zur Mutter ist eng.
🔍 Viele Verhaltensweisen von Orcas sind aber noch nicht erforscht.
🔟 Es gibt circa zehn verschiedene Orca-Typen, fünf auf der Süd- und fünf auf der Nordhalbkugel.
Nahrung: So intelligent jagen Orcas
- Orcas ernähren sich von Fischen, Robben und Rochen. Manchmal steht aber auch größere Beute auf dem Speiseplan wie Haie oder gar andere Wale wie Schweinswale.
- Orcas gelten als clevere Jäger. Sie koordinieren sogar ihre Angriffe: In der Gruppe greifen sie ihre Beute von allen Seiten an. Damit schaffen sie es, auch größere Tiere zu erlegen.
- Zwischen 2019 und 2021 beobachteten Forscher:innen mehrfach, wie Orcas vor der Küste Australiens auch Jagd auf Blauwale machten. Dabei gelten die blauen Riesen mit ihren 200 Tonnen Körpergewicht und 33 Metern Länge als die schwersten Tiere der Erdgeschichte. An der Jagd beteiligten sich jeweils 50 bis 75 Schwertwale.
- Verblüffend: Schwertwale haben in verschiedenen Teilen der Welt jeweils ein anderes Jagdverhalten entwickelt.
- Im Polarmeer brechen sie Eisschollen auf, auf denen Seehunde sitzen - oder sie schwimmen so darauf zu, dass eine kleine Welle entsteht, die das Opfer herunterspült.
- Manche nordamerikanischen Orcas schleudern Robben mit der Schwanzflosse hin und her.
- In norwegischen Gewässern treiben die Wale Heringsschwärme zu einer Kugel zusammen. Anschließend schlagen sie mit ihren Schwanzflossen auf einzelne Fische, um sie zu betäuben.
Orca im Größenvergleich zum Menschen
Bestand der Orcas: Sterben die Schwertwale aus?
Schwertwale kennen wir durch Filme wie "Free Willy" und "Whale Rider". Indigene Völker hingegen, wie etwa in Kanada, verehren die Tiere seit Tausenden von Jahren.
Weltweit leben 50.000 Orcas frei in den Meeren, schätzt die Organisation National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA Fisheries).
Ob die Wale vom Aussterben bedroht sind, ist nicht klar. Die Rote Liste gefährdeter Arten hat für eine Einstufung „nicht genügend Daten". Einige regionale Arten sind sicher gefährdet: So gibt es nur noch 74 Southern Resident Orca Whales im Pazifik westlich von British Columbia in Kanada.
Gefahr für Orcas: Umweltverschmutzung und Fischerei
Orcas leiden unter der Verschmutzung der Meere, dem Rückgang ihrer Nahrungsquellen und Schiffsverkehr. Außerdem verfangen sie sich oft in Fischernetzen.
Mindestens 166 Schwertwale wurden seit 1961 gefangen und in Aquarien gesperrt, einige leben dort noch immer. Im März 2024 zählt die Whale and Dolphin Conservation (WDC) weltweit mindestens 55 Orcas in Gefangenschaft. 22 von ihnen wurden in freier Wildbahn gefangen, 33 in Gefangenschaft geboren.
Die meisten Länder haben den Orca-Fang seit Jahren gestoppt, aber nicht alle. Russland jagte zwischen 2012 und 2017 mehr als 20 Tiere für chinesische Aquarien.
Die russische Fischerei-Behörde hatte die Fänge zunächst für 2019 gestoppt. Anschließend wurde das Verbot bis 2023 verlängert. Das gilt auch für den Fang von Walen und Delfinen zu wissenschaftlichen, kulturellen und pädagogischen Haltungszwecken.
Orcas in der freien Natur
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Orcas in Gefangenschaft
- 1964 tauchte der erste Orca in einem Meeres-Zoo auf, in Vancouver (Kanada).
- Mindestens 55 Schwertwale leben heute in Gefangenschaft, davon 18 in den USA - alle in den drei "Seaworld"-Parks in Orlando, San Diego und San Antonio. Viele kamen dort auf die Welt.
- Orca-Dressur-Vorführungen gibt es seit 2019 bei "Seaworld" nicht mehr, die Tiere werden auch nicht mehr gezüchtet. Die Parks bieten aber weiter Shows mit den Tieren an - nun soll angeblich Bildung im Vordergrund stehen.
- Chinesische Aquarien halten 20 Schwertwale und zwingen sie zu Kunststücken.
- Kanada hat 2019 die Haltung und Zucht von Orcas in Aquarien verboten.
Seaworld und Co. unter Druck: Dieser Film prangerte die Orca-Haltung an
Nach dem Dokumentar-Film "Blackfish" gab es 2013 massive Kritik an der Haltung von Orcas in Aquarien. Der Film lenkte die weltweite Aufmerksamkeit auf die Bedingungen in Delfinarien und insbesondere auf die Haltung von Orcas. Im Mittelpunkt des Films steht die Geschichte von Tilikum. Er war ein Schwertwal-Bulle, der in Gefangenschaft mehrere Menschen getötet hat.
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Warum das Leben in Aquarien Schwertwalen schadet
💀 In Zoos sterben Orcas viel früher als in der Wildnis: Kühe haben höchstens eine Lebenserwartung von 50 statt bis zu 90 Jahren. Bullen erreichen 30 statt 60 Jahre.
⛓ Kein Tier, das im Zoo auf die Welt kam, lebte länger als 30 Jahre.
⭕ Orcas in freier Wildbahn bewegen sich ständig und sind in großen Gebieten unterwegs. In Aquarien können sie nur im Kreis schwimmen.
💉 Alle Bullen in Zoos haben eine umgeknickte Flosse. Bei freien Tieren kommt das so gut wie nie vor. Die Orcas verletzen sich außerdem oft selbst und werden krank.
Schwertwale und Meere schützen: Das kannst du tun
- Gehe nicht in Meeres-Zoos.
- Setze dich gegen die Verschmutzung der Meere ein.
- Vermeide Plastik: Mikroplastik verschmutzt die Ozeane und gelangt in die Nahrungskette der Tiere.
- Vermeide Fisch oder achte zumindest darauf, dass er nachhaltig ist. Der kommerzielle Fang schadet Orcas und anderen Delfinen, wie die Netflix-Dokumentation "Seaspiracy" zeigt.
- Verwende möglichst keine scharfen Reinigungsmittel, sondern biologisch abbaubare. Die giftigen Chemikalien landen im Meer.
- Übernimm eine Orca-Patenschaft - zum Beispiel bei der Organisation Whale and Dolphin Conservation.