Gender Pricing
Pink Tax: Gibt es die heimliche Frauen-Steuer wirklich?
- Aktualisiert: 18.03.2024
- 09:52 Uhr
- teleschau
Der Begriff Gender Pay Gap soll auf die ungleiche Bezahlung zwischen Männern und Frauen hinweisen. Aber was ist "Gender Pricing", auch "Pink Tax" genannt? Gibt es tatsächlich so etwas wie eine versteckte "Frauen-Steuer"?
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Das Wichtigste in Kürze zur Pink-Steuer
Verbraucherschützer:innen zufolge legen Firmen bei Kosmetik, Dienstleistungen wie Friseurbesuchen und Kleidung unterschiedliche Preise für Frauen und Männer fest.
Bei diesem Gender Pricing gibt es teilweise einen Preisunterschied für das gleiche Produkt von bis zu 50 Prozent. Sogar Fälle von bis zu 80 Prozent Preisdifferenz sind bekannt.
Diese Pink Tax ist ein weiteres Beispiel dafür, wie ungleich Frauen in Gesellschaft und Wirtschaft, etwa beim Gender Pay Gap behandelt werden
Im Clip: Warum müssen Frauen manchmal mehr bezahlen?
"Pink Tax": Warum Frauen manchmal mehr bezahlen müssen
Wo müssen weibliche Kunden häufig mehr bezahlen?
Pink Tax, übersetzt "pinkfarbene Steuer", ist etwas plakativ formuliert. Natürlich gibt es keine eigenen Steuer-Regeln für Frauen. Gemeint ist vielmehr, dass weibliche Personen in manchen Bereichen für das gleichwertige Produkt oder eine vergleichbare Dienstleistung per se einen Aufpreis gegenüber männlichen Kunden bezahlen.
Das gilt beispielsweise für Kosmetik: Weiblich vermarktete Produkte sind in der Regel hochpreisiger als Beauty- und Körperpflege-Produkte für Männer. Auch in der Reinigung oder beim Friseur zahlen Frauen meist die unsichtbare "Frauen-Steuer".
Der Grund dafür liegt in veralteten Rollen-Klischees. So gehen die Hersteller und Dienstleister davon aus, dass Frauen größeren Wert auf das eigene Aussehen legen als Männer und daher bereit sind, mehr Geld für ein gepflegtes Äußeres zu investieren. Diese vermeintliche Tatsache wird bei der "Pink Tax" ausgenutzt.
Ist die "Pink Tax" Diskriminierung?
Im Auftrag der Antidiskriminierungs-Stelle des Bundes wurde bereits 2017 die erste Studie zur Preis-Differenzierung nach Geschlecht durchgeführt. Damals zahlten Frauen für einen vergleichbaren Kurzhaarschnitt durchschnittlich 12,50 Euro mehr als Männer. Die Reinigung von Blusen kostet durchschnittlich 1,80 Euro mehr als die von Hemden.
Das Fazit der Studie:
Wenn eine Person allein wegen ihres Geschlechts mehr zahlen muss, dann verstößt das im Grundsatz gegen das Diskriminierungs-Verbot.
Studie , 2017
Die "Pink Tax" trage zu einer finanziellen Benachteiligung von Frauen bei, so die Kritiker.
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Verbraucherzentrale appelliert an Hersteller
Die Verbraucherzentrale Hamburg nimmt "Gender Pricing"-Diskriminierung und die "Pink Tax" sehr ernst. Bereits 2019 hat man dort auf diese Missstände aufmerksam gemacht. Die Preise für Rasierprodukte für Frauen waren beispielsweise damals etwa um 38 Prozent höher als für männliche Kunden, so die Beobachtung der Verbraucherzentrale. Noch 2023 war Rasierschaum für Frauen bis zu 80 Prozent teurer. Immerhin: Einwegrasierer und Rasiergele kosten inzwischen für Männer und Frauen das Gleiche.
"In den letzten Jahren hat sich die Situation etwas verbessert", heißt es nach aktuellen Stichproben im Februar 2024. Doch noch immer gilt laut Verbraucherzentrale:
Frauen müssen für manche Pflege-Produkte und Dienstleistungen höhere Preise zahlen als Männer, obwohl sich die Angebote inhaltlich kaum unterscheiden.
Verbraucherzentrale Hamburg, 2024
Als Beispiele für entsprechende Pflegeprodukte genannt werden Rasierutensilien, Lotion und Parfum. Als typische Dienstleistungen, bei denen Frauen draufzahlen, nennt die Verbraucherzentrale weiterhin Friseurbesuche und die Textilreinigung. Gefordert wird "von Herstellern und Händlern, die Preisdiskriminierung von Frauen in jeglicher Hinsicht zu unterlassen".
Wie könnte man es besser machen?
Ein Verbesserungs-Vorschlag wäre, Dienstleistungen nicht nach Geschlecht aufzuteilen, wie es im Friseursalon immer noch üblich ist, sondern nach tatsächlichem Arbeitsaufwand und Materialkosten. Auch Aufklärungsarbeit über Gender Pricing könnte helfen, Kundinnen und Kunden stärker für das Thema zu sensibilisieren. Im Zweifelsfall können diese sich dann bewusst für ein geschlechtsneutrales Produkt entscheiden oder die Preise von Dienstleistungen vergleichen.