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Glaube

Rastafari: Das steckt hinter der Religion aus Jamaika

  • Aktualisiert: 02.06.2024
  • 05:36 Uhr
  • Claudia Frickel

Bei Rastafari denken viele an Kiffen, Dreadlocks und Reggae. Aber dahinter steckt viel mehr: Bei Rasta handelt es sich um eine spirituelle Glaubensrichtung und eine Befreiungsbewegung. Allerdings: So liberal wie sie behaupten, sind die Mitglieder nicht. Was dahinter steckt.

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Rastafari: Das Wichtigste in Kürze

  • Rastafari ist eine in den 30er-Jahren in Jamaika entstandene Bewegung und Glaubensrichtung mit rund einer Million Anhänger:innen.

  • Die Rasta-Religion ist eng verknüpft mit dem Christentum. Der äthiopische Kaiser Haile Selassie ist für die Gläubigen der wiedergekehrte Messias.

  • Rastafari kämpfen für die Gleichberechtigung der schwarzen Bevölkerung. Außerdem hoffen sie auf eine Rückkehr nach Afrika, entweder physisch oder spirituell.  

  • Gläubige konsumieren weder Alkohol noch Tabak oder Fleisch. Cannabis dagegen spielt aus rituellen Gründen eine wichtige Rolle. Dreadlocks besitzen eine religiöse Bedeutung.

  • Viele Anhänger:innen lehnen Homosexualität mit Verweis auf die Bibel ab. Sie sind gegen Abtreibung und halten an traditionellen Geschlechterrollen fest.

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Rastafari-Szene
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Das Reporterteam von "Galileo" wirft einen Blick hinter die Kulissen der nach außen sehr bunten und entspannt dargestellten Rastafari-Szene.

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Was ist Rastafari eigentlich?

✝ Rastafari oder Rasta ist einerseits eine Glaubensrichtung innerhalb des Christentums. Andererseits handelt es sich um eine Befreiungs-Bewegung der unterdrückten schwarzen Bevölkerung.

📖 Der Glaube basiert auf einer Interpretation der Bibel aus afrikanischer Sicht. Schwarze außerhalb Afrikas leben demnach in der Verbannung, so wie die Hebräer im Alten Testament in babylonischer Gefangenschaft.

Babylon symbolisiert im Rastafarianismus den Westen. Es steht für Sklaverei, Unterjochung und RassismusAls gelobtes Land gilt den Gläubigen aber nicht Israel, sondern Äthiopien.

🙏 Rastafari nutzen keine religiösen Gebäude und es gibt keine Priester:innen. Sie treffen sich wöchentlich in Privathäusern oder Gemeindezentren, um zu diskutieren, zu beten und zu singen.

🚬 Viele Rastas rauchen dabei Marihuana, um einen besonderen spirituellen Zustand hervorzurufen. Sie berufen sich dabei auf die Bibel, in der von "Blättern der Bäume" die Rede ist, die "zur Heilung der Völker dienen" (Offenbarung 22,2). Marihuana wird "heiliges Ganja" genannt.

Ein typisches Rastafari-Outfit mit Dreadlocks und Wollmütze in den symbolischen Farben.
Ein typisches Rastafari-Outfit mit Dreadlocks und Wollmütze in den symbolischen Farben.© IMAGO/U. J. Alexander

Woran glauben Rastafari?

🙏 Rastas gehen davon aus, dass Gott dreimal in menschlicher Form auf Erden erschienen ist. Die erste Inkarnation war König Melchisedek in Jerusalem, gefolgt von Jesus. Der dritte Messias heißt Haile Selassie. 

🗺 Für Rastas sind schwarze Menschen das auserwählte Volk Gottes. Diesen nennen sie Jah. Sie glauben, dass sie ihre Rolle durch die Kolonialisierung verloren haben. Die wichtigsten Ziele der Religion sind die Heimkehr nach Afrika und die Aufhebung der Unterdrückung.

🍖 Rastafari wollen sich in Anlehnung an die Bibel natürlich und rein ernähren. Ihre Nahrung nennen sie Ital. Sie essen vor allem Früchte und Gemüse, verzichten aber in der Regel auf Fleisch, Alkohol, Milch, Tabak, Salz und Kaffee. Schweinefleisch ist in jedem Fall tabu - nicht aber Fisch.

⭕ Die Anhänger:innen glauben an Wiedergeburt und an ewiges Leben im Kreislauf - also nicht an einen Himmel wie die Christ:innen.

👨🏾Rastas halten an traditionellen Geschlechterrollen fest und berufen sich dabei auf die Bibel. Die Glaubensrichtung ist als frauenfeindlich und homophob verrufen. Männer gelten als überlegen, Frauen als schwach sowie "unrein", wenn sie ihre Tage haben. Weibliche Mitglieder müssen ihre Haare bedecken und Kleider tragen, die ihre Körperkonturen verhüllen.

👩🏾‍🦱 Während Männer mehrere Partnerinnen haben dürfen, ist das für Frauen tabu. Oral- und Anal-Sex, Abtreibung und Empfängnisverhütung sind ebenso verboten wie Homosexualität. Schwule und Lesben werden oft als böse und unnatürlich angesehen. In Jamaika steht Homosexualität bis heute unter Strafe.

Eine Rastafari-Flagge mit den typischen Farben und dem Löwen.
Eine Rastafari-Flagge mit den typischen Farben und dem Löwen.© picture alliance / ASSOCIATED PRESS
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Rot, Grün, Gold, Löwen und Dreadlocks: Die Symbole von Rastafari

🎨 Die Rastafari-Bewegung benutzt immer wieder bestimmte Farben mit symbolischer Bedeutung, etwa auf Flaggen, Kleidung und Mützen. Das sind Rot, Grün und Gold bzw. Gelb sowie manchmal zusätzlich Schwarz.
🌍 Rot, Grün und Gelb sind die Farben der Flagge von Äthiopien. Die drei Farbtöne dienen zudem seit Mitte des 20. Jahrhunderts als panafrikanische Farben: Sie finden sich in vielen Nationalflaggen des Kontinents wieder.
🔴 Rot steht für Rastas für das Blut derjenigen, die im Kampf um Freiheitsrechte der schwarzen Bevölkerung starben. Sie werden als Märtyrer:innen angesehen.
🟡 Gold repräsentiert den Reichtum Afrikas.
💚 Grün bildet die Fruchtbarkeit Äthiopiens und die Hoffnung auf eine Rückkehr ab.
 Schwarz versinnbildlicht die Hautfarbe der Menschen, die Rastafari gründeten.
🦁 Oft ist in Zusammenhang mit Rastafari ein Löwe zu sehen. Das Tier tauchte früher auch auf der äthiopischen Flagge auf. Der Löwe von Juda steht für die Gläubigen für Haile Selassie. Rastafari tragen häufig Dreadlocks. Diese haben ebenfalls mit dem Löwen zu tun: Sie symbolisieren seine Mähne. Daneben gelten lange Bärte und Dreadlocks als Zeichen von Verbundenheit mit Gott und der Natur.

Ein typischer Rastafari trägt Dreadlocks, einen Bart und eine Mütze.
Ein typischer Rastafari trägt Dreadlocks, einen Bart und eine Mütze.© IMAGO/imagebroker

Die Sprache der Rastas

🗨 Rastafari auf Jamaika sprechen Patois, also das auf der Insel genutzte jamaikanisches Kreolisch. Sie nutzen aber einige besondere Sprach-Kreationen, denn sie gehen davon aus, dass Worte eine besondere Macht haben. Diese werden zum Teil auf Englisch verwendet.

✅ Die Gläubigen wollen Sprache vermeiden, die abwertend oder unterdrückend ist. Sie nennen ihre Art zu sprechen "Lyaric".

🗣️Wörter werden manchmal verfremdet, um die tatsächliche Bedeutung hervorzuheben. Statt "oppression" für Unterdrückung sagen sie  "downpression". Die Erklärung: Unterdrückung zwingt Menschen nach unten, also "down". Die Vorsilbe "opp" wird dagegen mit dem ähnlich klingenden "up" für oben assoziiert. 

📣 Eine zentrale Rolle spielt obendrein das Wort "ich", auf Englisch "I". Das Selbst ist für die Rastas göttlich, denn alle sind wertvoll und nicht versklavt. Statt "we" sagen die Gläubigen darum "I and I".

Der äthiopische König Haile Selassie ist für die Rastafari der Messias.
Der äthiopische König Haile Selassie ist für die Rastafari der Messias.© IMAGO/Pond5 Images
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Wie und wann entstand Rastafari?

  • Die Geschichte von Rastafari beginnt, als europäische Staaten Afrika kolonialisierten. Zehn Millionen Menschen wurden zwischen 16. und 19. Jahrhundert versklavt und vor allem nach Amerika verschleppt. Später mussten viele in die Karibik umsiedeln, unter anderem nach Jamaika.
  • Die Rastafari-Bewegung entstand nach der Krönung von Haile Selassie zum Kaiser von Äthiopien im Jahr 1930
  • Auslöser war eine Prophezeiung des jamaikanischen Politikers Marcus Garvey in den 1920er-Jahren. In Afrika würde ein schwarzer König gekrönt, der die Unterdrückung schwarzer Menschen beenden werde.
  • Als tatsächlich ein schwarzer Herrscher auf den Thron kam, sahen sich Rastafari bestätigt. Der Name der Glaubensrichtung geht auf den Prinzennamen von Selassie zurück: Lija Ras Täfärí Mäkonnen.
  • Garvey war umstritten. Zwar unterstütze er die im 19. Jahrhundert aufgekommene "Zurück nach Afrika"-Idee: Die Nachkommen der Sklaven sollten auf den Kontinent "heimkehren". Allerdings sprach er sich für Rassentrennung aus - und kooperierte dafür sogar mit dem rassistischen Ku-Klux-Klan.

Rastafari begrüßen Haile Selassie in Jamaika

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Wer war Haile Selassie?

Haile Selassie I. regierte von 1930 bis 1975 als Kaiser von Äthiopien. Der Name bedeutet "Macht der Dreifaltigkeit". Zu seinen Herrschertiteln gehörten unter anderem Neguse Negest ("König der Könige“), „Löwe von Juda" und "Auserwählter Gottes".

Der Kaiser wollte das Land modernisieren, regierte aber trotzdem als Alleinherrscher. Unter anderem schaffte er die Sklaverei ab und erließ 1931 die erste schriftliche Verfassung von Äthiopien. 

Sein Land war neben Liberia das Einzige in Afrika gewesen, das nicht von Europäer:innen erobert worden war. Doch 1935 marschierten italienische Truppen ein und Selassie hielt flammende Reden gegen den Faschismus.

Der Herrscher galt als Märchenkaiser, der in unermesslichem Reichtum lebte und zahme Löwen hielt. Unter anderem hatte er John F. Kennedy und Queen Elizabeth getroffen und war 1954 der erste offizielle Staatsgast der Bundesrepublik Deutschland.

1966 besucht Selassie Jamaika, zur Begeisterung der Rastafari. Manche versuchten sogar, das Flugzeug zu stürmen. Doch der Kaiser sah sich selbst nicht als Messias und gehörte der Religion nicht an. Den Gläubigen sagte er: "Wir sind nicht Gott. Wir sind kein Prophet." Die Rastas ließen sich davon nicht abbringen.

In den 1970er-Jahren kam es in Äthiopien zu einer verheerenden Hungersnot. Zugleich weigerte sich Selassie, demokratische Reformen zuzulassen. Bei einem Putsch wurde der einst beliebte Kaiser 1974 gestürzt und 1975 ermordet.

Bob Marley auf der Bühne

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Reggae, Bob Marley und Rasta

Robert Nesta Marley alias Bob Marley war einer der Mitbegründer des Reggae - und ihr bekanntester Vertreter. Der Sänger und Gitarrist aus Jamaika machte die Musikrichtung mit seiner Band The Wailers ab Mitte der 70er-Jahre weltweit bekannt.

Der 1945 geborene Marley war 1967 vom Christentum zum Rasta konvertiert. In seinen Songs spielten Religion und Spiritualität eine wichtige Rolle, in Interviews zitierte er oft aus dem Alten Testament der Bibel. 

Zu Marleys Hits zählen Songs wie "Buffalo Soldier", "I Shot The Sheriff", "No Woman No Cry" oder "Get Up, Stand Up". Mit seiner Musik verbreitete er die Rasta-Botschaft über Jamaika hinaus.

Auch andere Reggae-Musiker in den 70er-Jahren waren Rastas, etwa Peter Tosh oder Bunny Wailer. Nicht alle Rastafari hören allerdings Reggae: Manche lehnen diese Musik sogar ab. 

Marley starb 1981 mit 36 Jahren nach einer Krebserkrankung: Wegen seines Glaubens wollte er sich lange nicht behandeln lassen.

Die häufigsten Fragen zu Rastafari

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