Raupen bestimmen: So erkennst du Arten an Muster und Farbe
- Veröffentlicht: 26.08.2023
- 08:33 Uhr
- Claudia Frickel
Jeder Schmetterling war einmal eine Raupe: Aus den Larven entwickeln sich die ausgewachsenen Tiere. Es gibt Raupen in vielen Farben, aber wie hältst du die Insekten auseinander und woher weißt du, welche giftig sind? Hier erfährst du es.
Raupen bestimmen: Das Wichtigste zum Thema
3.700 Arten von Schmetterlingen flattern bei uns umher - und ebenso viele Raupen-Arten gibt es. Das sind die Larven der Insekten.
So wie die Vielfalt unter den Faltern riesig ist, so sehen auch die Raupen jeweils anders aus. Allerdings haben sie mit den filigranen Faltern meist wenig gemeinsam. Sie sind weniger farbenfroh, können nicht fliegen und sind eher pummelig.
Willst du Raupen bestimmen, kannst du dich an den Farben orientieren - und an der Behaarung. Zu finden sind vorwiegend grüne, schwarze, braune oder bunte Exemplare mit oder ohne Haare.
Raupen sind ständig mit der Nahrungsaufnahme beschäftigt. Dafür nagen sie Blätter, Samen, Früchte, Blüten oder Wurzeln an. Viele Arten sind auf bestimmte Pflanzen spezialisiert - auch dadurch kannst du Raupen bestimmen.
Gärtner:innen sind oft nicht erfreut, wenn sie Raupen im Garten entdecken. Aber schädlich sind nicht alle. Sie spielen dennoch eine wichtige Rolle im Ökosystem, denn Schmetterlinge bestäuben Pflanzen. Außerdem sind die Larven eine Nahrungsquelle für andere Tiere.
Was sind Raupen eigentlich genau und wann sind sie aktiv?
Bunte Schmetterlinge siehst du im Sommer häufig herumfliegen. Bevor die Insekten so aussehen, durchlaufen sie eine Metamorphose in mehreren Stadien. Eine Raupe ist ein Zwischenstadium in dieser Entwicklung.
Jede der Larven besitzt 16 Beine, Stummel-Fühler, einen Kopf, eine Brust und einen Hinterleib. Der Rumpf setzt sich aus 14 einzelnen Segmenten zusammen. Ansonsten sehen sie aber ganz unterschiedlich aus.
Von ausgewachsenen Schmetterlingen kannst du nicht auf die Nachkommen schließen. Ein Zitronenfalter ist gelb, seine Raupen grün. Während ein Admiral samtig-schwarz gefärbt ist und ziegelrote Zacken an den Flügelrändern besitzt, sind die Larven meist grau-braun.
Jede Raupe ernährt sich von Pflanzen, zum Beispiel von Brennnesseln, Disteln und anderen Wildpflanzen.
Manche Arten gelten allerdings als Schädlinge, weil sie Nutzpflanzen fressen und manchmal in großen Gruppen auftreten. Raupen von Kleinen Frostspannern und Gespinstmotten etwa fallen über Obstbäume und Beerensträucher her. Lauchmotten-Raupen mögen Schnittlauch, Lauch oder Knoblauch.
Die Larven sind nicht das ganze Jahr über aktiv, sondern nur wenige Wochen. Je nach Schmetterlings-Art kann das zu verschiedenen Zeiten der Fall sein, etwa zwischen März und Juni, im Juli und August oder zwischen Juni und September.
So wird aus der Raupe ein bunter Schmetterling
Der Lebenszyklus einer Raupe: Von der Eiablage bis zur Verwandlung
🥚 Die ausgewachsenen Schmetterlings-Weibchen legen ihre Eier auf Pflanzen ab. Nach spätestens drei Wochen schlüpfen die Larven - und fangen umgehend an zu mampfen. Sie müssen schließlich wachsen.
🐛 Dieses Stadium dauert ungefähr vier Wochen. Weil sie so viel Nahrung aufnehmen, wird die Haut der Raupen mehrmals zu eng. Dann häuten sie sich insgesamt bis zu viermal.
⌚ Ist die Raupe ausgewachsen, verpuppt sie sich in einem Kokon. Auch die Puppen sehen je nach Art unterschiedlich aus. Die Insekten fressen nun nichts mehr, denn jetzt haben sie eine andere Aufgabe.
🦋 Der Körper der Raupe verwandelt sich beinahe komplett. Die Mundwerkzeuge werden überflüssig, dafür bekommt das Insekt einen Rüssel, mit dem später Nektar saugt. Neu sind zudem die Flügel. Ist alles fertiggestellt, platzt die Puppe und ein Schmetterling kämpft sich heraus.
Im Video: Von der Raupe bis zum Schmetterling
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Raupenbestimmung nach Farbe, Muster und Nahrung: Grüne und braune Arten tarnen sich
Raupen nutzen unterschiedliche Taktiken, um ihren Fressfeinden zu entkommen. Zu denen gehören etwa Vögel, Igel, Eichhörnchen, Mäuse, Spinnen, Käfer oder Wespen.
Grün und braun gefärbte Raupen setzen auf Tarnfarben: Sie fallen zwischen Blättern und Zweigen kaum auf.
Grüne Raupen
Grüne Raupen kommen bei uns am häufigsten vor, in unterschiedlichen Farbtönen. Einige sind grasgrün, andere eher gelb-grün oder weiß-grün.
- Die unbehaarten Raupen von Zitronenfaltern sind mattgrün. Sie tragen weiße oder hellgrüne Linien an den Seiten und messen bis drei Zentimeter. Diese Tiere fressen Blätter von Faulbaum und anderen Kreuzdorngewächsen.
- Eichenwickler-Raupen sind nur maximal zwei Zentimeter groß und an Eichen zu finden, also in Parks, Wäldern oder im Garten. Diese Larven sind gelb-grün, manchmal auch eher grau. Der Kopf ist schwarz. Ein Befall kann Bäume stark schwächen.
- Die 2,5 Zentimeter langen Raupen des Kleinen Frostspanners sind gefürchtete Schädlinge und können Obstbäume kahl fressen. Sie sind hellgrün mit dunklen Linien auf dem Rücken sowie weißen Streifen an den Seiten. Diese Tiere seilen sich manchmal ab.
- Der Kleine Kohlweißling ist der Tagfalter, der in Europa am häufigsten vorkommt. Seine 2,5 Zentimeter großen Raupen gehören zu den schlimmsten Schädlingen in Gärten: Sie machen sich über Weißkohl, Blumenkohl, Rosenkohl und Kapuzinerkresse her. Die Larven sind hell- oder mattgrün und habe gelbe Streifen mit kurzen Haaren.
- Die Raupen von Aurorafaltern sind weiß-hellgrün und bis drei Zentimeter groß. Sie fressen vor allem Wiesenpflanzen wie Wiesen-Schaumkraut oder Wasserkresse.
Braune Raupen
- Der schwarz-orange-weiße Admiral fliegt bei uns häufig umher. Die Raupen sind grau-braun gefärbt, manchmal auch schwarz. Oft tragen sie an den Seiten eine Reihe aus grünlich-gelben Flecken, die unterschiedlich groß sein können. Die vier Zentimeter langen Larven haben obendrein Dornen. Sie ernähren sich von Brennnesseln.
So sieht ein Admiral als Schmetterling aus
Gemusterte und schwarze Raupen bestimmen: Diese Insekten sollen abschrecken
Damit sie nicht gefressen werden, tragen einige Raupen besonders auffällige Farben. Damit zeigen sie Feinden, dass sie giftig sind.
- Das Tagpfauenauge ist durch seine vier bunten Augen auf braunrotem Grund ein auffälliger Schmetterling. Seine bis 6,5 Zentimeter langen Raupen sind weniger hübsch: Zuerst sind sie grün-gelb, später färben sie sich schwarz mit weißen Punkten. Auf dem Leib sitzen fleischige Dornen. Diese Raupen fressen Brennnesseln und treten meist in großer Zahl auf.
Die Raupe eines Schwalbenschwanzes ist grün mit auffälligem Muster.
- Der gelb-schwarze Schwalbenschwanz steht unter Naturschutz. Die unbehaarten Raupen sind bis 4,5 cm lang und grün. Sie tragen schwarze Ringe mit rot- bis orangefarbenen Punkten. Die Larven mögen Kräuter wie Petersilie, Dill sowie Fenchel und Karotten.
- Die Raupen des Großen Kohlweißlings sind schwarz und gelb-grün gefleckt. Die bis vier Zentimeter langen Larven tragen kurze Haare und fressen verschiedene Kohlarten. Diese Insekten gelten ebenfalls als Schädlinge.
Haarige Raupen bestimmen: Eichenprozessionsspinner & Co.
Manche Raupen schützen sich mit einer anderen Taktik vor Feinden: Sie sind mit Haaren ausgerüstet. Diese Brennhaare haben oft Widerhaken. Wenn du sie berührst, löst das ein Brennen aus, so ähnlich wie Brennnesseln.
Eichenprozessionsspinner-Raupen
Die Raupen eines Eichenprozessionsspinners sind gefürchtet: Die langen, weißen Haare der Tiere sorgen für heftig juckende und schmerzende Pusteln und Quaddeln auf der Haut - und können schwere Allergien auslösen. Eine einzige Larve besitzt bis zu 600.000 Brennhaare.
Die bis vier Zentimeter großen, meist blauschwarzen Raupen fallen in Gruppen über Eichen her und können sie kahl fressen. Oft bilden sie auch Gespinste an den Ästen.
Schwammspinner-Raupen
Schwammspinner-Raupen sind vier bis sieben Zentimeter groß und ebenfalls behaart. Ihre Grundfarbe ist grau oder graugelb, dazu kommen feine Punkte. Auffällig sind die blauen und roten Warzen, an denen Haare sitzen. Die Wirtspflanzen dieser Tiere sind Eichen, Buchen, Kastanien und Obstbäume.
Tipps zum Umgang mit Raupen: Darauf solltest du achten
🤚 Die meisten Raupen sind harmlos und bei uns gibt es nur wenige giftige. Als Faustregel gilt: Grüne, braune und unbehaarte Raupen sind in der Regel nicht gefährlich. Du solltest die Insekten trotzdem lieber nicht berühren - jedenfalls nicht mit bloßen Händen.
🛑 Insbesondere bei Raupen mit Haaren und auffälligen Mustern musst du aufpassen. Rot-orange gefleckte Goldafter-Raupen besitzen beides. Wenn ihre Brennhaare abbrechen, wird ein Nesselgift freigesetzt, das allergische Reaktionen auslösen kann. Die Härchen der Gespinstmotte können ebenfalls die Haut reizen.
☠ Die Larven des Eichenprozessionsspinners sind sogar gefährlich, wenn du sie nicht berührst. Das Problem: Die Härchen fliegen durch die Luft und können auf dir landen. Halte dich darum unbedingt von befallenen Bäumen fern.
🦵 Nicht alle haarigen Raupen sind giftig - manche verhalten sich einfach gruselig. Schwarmspinner-Larven kriechen manchmal nicht nur an Hauswänden hoch, sondern sogar an Menschenbeinen.
Schmetterlingsraupen bestimmen: Apps helfen weiter
Weil es so viele verschiedene Raupen gibt, kann die Bestimmung schwierig werden. Apps erleichtern dir die Aufgabe:
- Die kostenlose App "Seek" ist für Android und iOS zu haben. Dahinter stecken verschiedene Organisationen wie der WWF und die National Geographic Society. Du kannst Fotos von Tieren machen und hochladen. Die Anwendung analysiert die Fotos und zeigt dir, um welchen Schmetterling oder welche Raupe es sich handelt.
- "Picture Insect" ermöglicht es, mehr als 1.000 Insekten zu bestimmen, darunter Raupen. Dazu nimmst du Fotos auf, die Anwendung untersucht sie und liefert Informationen. Die App gibt es für Android und iOS. Du kannst sie sieben Tage kostenlos ausprobieren. Danach zahlst du jährlich knapp 30 Euro.
- Bei der Raupenbestimmung unterstützen kann dich auch das kostenlose "Google Lens". Das ist keine eigene App, sondern eine Bildersuche. Bei Android ist sie in die Kamera-App integriert. Auf dem iPhone benötigst du die "Google Photos"-App, die Google Lens enthält. Google kann Objekte und Tiere erkennen und dann entsprechende Infos liefern.
Die wichtigsten Fragen zum Bestimmen von Raupen auf einen Blick
In Deutschland sind nur wenige Raupen giftig. Gefährlich sind vor allem behaarte Exemplare - aber auch nicht alle.
Nicht alle Raupen schaden Bäumen und Pflanzen. Manche machen sich über Wildpflanzen wie Brennnesseln her. Außerdem sind Raupen im allgemeinen nützlich: Sie dienen anderen Tieren als Nahrung. Zudem gehören die Schmetterlinge, die sich aus ihnen entwickeln, zu den Bestäubern von Pflanzen.
Raupen ernähren sich ausschließlich von Pflanzen - also Blättern, Blüten, Stängeln oder Wurzeln. Viele der Larven sind auf bestimmte Wirtspflanzen spezialisiert.
Raupen einer Art gibt es nicht das ganze Jahr über. Sie sind jeweils nur für eine kurze Zeit aktiv. Wann sie auftauchen können, hängt aber von der Art ab. Einige sind nur im Juni und Juli zu sehen, andere von Juni bis September.
Manche Raupen überwintern am Boden, unter der Rinde von Bäumen, in Laubhaufen oder an ihren Futterpflanzen. Einige überstehen die kalte Jahreszeit auch in Form einer Puppe.