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Erfindergeist

Sonnenbrille und Hängematte: Diese indigenen Erfindungen nutzen wir heute noch

  • Aktualisiert: 10.09.2024
  • 16:51 Uhr
  • Imke Rauhut
Vieles, was wir heute nutzen, haben wir indigenen Entdeckungen und Erfindungen zu verdanken. Manches mag einige überraschen.
Vieles, was wir heute nutzen, haben wir indigenen Entdeckungen und Erfindungen zu verdanken. Manches mag einige überraschen.© Rido - stock.adobe.com / LucVi - stock.adobe.com / olezzo - stock.adobe.com

Von der Entdeckung des Feuers bis zum Auto - ohne unseren menschlichen Erfindergeist wären wir heute nicht hier. Viele Erfindungen stammen aus Europa und Asien. Doch auch anderswo waren Menschen innovativ. Hier sind fünf indigene Erfindungen, die wir heute noch nutzen.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Überall auf der Welt müssen sich Menschen an ihre Umgebung anpassen. Dabei sind sie oft sehr kreativ. Ihre Erfindungen und Innovationen beeinflussen die Welt und den Verlauf der Geschichte.

  • Auch indigene Gemeinschaften haben einiges erfunden. Und wir haben vieles von ihnen übernommen.

  • Am bekanntesten ist wahrscheinlich das Kajak, das wir den Inuit zu verdanken haben. Doch wusstest du, dass sie auch die Sonnenbrille erfanden?

  • Die Galileo-Reporter Vincent und Jan tauchen in die Welten der Inuit im kalten Grönland und der Pemón im tropischen Venezuela ein. Was werden sie dort von ihnen lernen? Und können sie die Herausforderungen ihrer Lebensweisen meistern? Das kannst du jetzt herausfinden - kostenlos auf Joyn!

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1. Eine Sonnenbrille gegen Schneeblindheit

Wahrscheinlich würde man die Erfindung der Sonnenbrille eher in heißen Regionen vermuten, wo sie heutzutage oft getragen wird. Tatsächlich ist der genaue Ort und Zeitpunkt der Erfindung nicht bekannt. Schon Ende des 15. Jahrhunderts wurden in Europa Brillen mit farbigen Gläsern zum Schutz vor der Sonne getragen.

🕶 Doch an einem ganz anderen Ort trug man schon lange vorher Sonnenbrillen. Um sich vor Schneeblindheit durch hohe UV-Strahlungen in der Eislandschaft Grönlands zu schützen, erfanden die Inuit die ersten Schneebrillen.

👀 Die aus Knochen oder Treibholz gefertigten Brillen haben nur enge Schlitze, durch die man blicken kann - in etwa so, wie wenn man bei grellem Licht die Augen verengt. Dabei sind die Brillen natürlich viel effektiver. Sie sollen sogar den Blick fokussieren und dadurch bei der Jagd helfen.

Zwar tragen viele Inuit heutzutage auch moderne Schneebrillen. Die traditionelle Brille ist aber weiterhin weit verbreitet und wird gerne genutzt.

Gleich zwei Erfindungen der Inuit trägt Galileo-X-Plorer Vincent bei seiner Reise nach Grönland: die traditionelle Schneebrille und einen Parqaaq - also einen Parka.
Gleich zwei Erfindungen der Inuit trägt Galileo-X-Plorer Vincent bei seiner Reise nach Grönland: die traditionelle Schneebrille und einen Parqaaq - also einen Parka.© Galileo

2. Auf Robbenjagd im Kajak

Nichts zeugt wohl mehr vom genialen Einfallsreichtum der Inuit als das Qajaq. Seine schlanke Form hilft beim Ausweichen vor Eisschollen und ist deshalb eines ihrer wichtigsten Jagdinstrumente.

🥶 Besonders beim Navigieren in eisigen Gewässern ist das Kajak hilfreich. Denn wer einmal im eiskalten Wasser der Arktis umkippt, möchte so schnell wie möglich wieder an die Oberfläche kommen. Dank seiner Konstruktion geht das mit einem Kajak ganz einfach.

Wie lebensrettend ein Kajak sein kann, hat dieser Sportler bei einem Sturz vom Wasserfall erfahren:

🛶 Wie auch die Schneebrille wurden Kajaks traditionell aus Walknochen oder Treibholz gebaut und mit Tierhäuten bespannt. Ein einzelnes Paddel, das abwechselnd seitlich eingetaucht wird, dient zum Bewegen und Steuern des Bootes.

Übrigens: "Qajaq" bedeutet "Männerboot". Frauen fahren traditionell in größeren "Umiak", die besser zum Transport von Menschen und Gütern geeignet sind.

Womöglich gehören Kajaks zu den ersten Booten der Menschheitsgeschichte. Eines der ältesten noch erhaltenen Kajaks - aus dem Jahr 1577 - findet man übrigens im Museum Fünf Kontinente in München.

Das Kajak ist und bleibt das bevorzugte Transport- und Jagdmittel der Inuit.
Das Kajak ist und bleibt das bevorzugte Transport- und Jagdmittel der Inuit.© IMAGO/Bluegreen Pictures
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3. Hängematten als perfekter Schlafplatz

Wer schon mal in einer Hängematte eingeschlafen ist, weiß, wie gemütlich sie sein können. Tatsächlich haben sie ursprünglich den Menschen als Schlafplatz gedient. Ihren Ursprung hatten die Hängematten wahrscheinlich vor 1.000 Jahren bei den Mayas.

🐍 Dabei sind sie so simpel wie genial. Im schwülen Klima Mittelamerikas dienen sie nicht nur zum Schutz vor gefährlichen Tieren. Durch ihre höhere Lage helfen sie auch gegen die Hitze und Feuchtigkeit.

🕸 1492 stieß Christopher Kolumbus als erster Europäer auf die Hängematten der Taíno in der Karibik, wo man sie "hamakas" nannte. Das bedeutet so viel wie "hängendes Netz" oder "Netz zum Ausruhen". Tatsächlich bestanden diese Hängematten aus Netzen, die man auch zum Fischen genutzt haben soll.

⛵ Die europäischen Seefahrer erkannten die Vorteile der Hängematten als Schlafplätze und setzten sie zunehmend in ihren Schiffen ein. Dort begannen sie auch häufiger die Netze durch Segeltücher zu ersetzen.

Dank der Seefahrt verbreiteten sich die Hängematten auf der ganzen Welt. Doch heutzutage werden sie vor allem zur Entspannung genutzt.

Wo giftige Tiere am Boden krabbeln, legt man sich zum Schlafen lieber nicht hin. Gemütlicher ist es dann doch in einer Hängematte.
Wo giftige Tiere am Boden krabbeln, legt man sich zum Schlafen lieber nicht hin. Gemütlicher ist es dann doch in einer Hängematte.© IMAGO / Fotoarena

4. Von der Liane zur Hängebrücke

Viele Erfindungen orientieren sich an natürlichen Vorbildern. So wurden viele Brückenarten durch umgeworfene Baumstämme oder Höhlengewölbe inspiriert. Es ist also nicht verwunderlich, dass Hängebrücken von Menschen erfunden wurden, die sich in tropischen Regionen anhand von Lianen über Schluchten hangelten.

⛓ Die ersten Hängebrücken, mit denen Europäer in Kontakt kamen, befanden sich wohl in China. Dort kannte man diese Technik schon lange und nutzte für den Bau irgendwann auch Ketten.

🦙 Unabhängig davon erfand auch die Bevölkerung Südamerikas Hängebrücken. Sie nutzten Gräser, Lama- und Alpaka-Haare, um robuste und lange Brücken zu weben.

Europäer begannen erst im 18. Jahrhundert ihre eigenen Hängebrücken zu bauen. Zunächst orientierten sie sich an den Kettenbrücken Chinas, dann nutzten sie häufiger Drahtseile.

🌉 Heutzutage findet man Hängebrücken überall. Die bekannteste ist die Golden Gate Bridge in San Francisco.

Eine der ältesten Brücken der Welt befindet sich in Peru. Diese Hängebrücke wurde im 16. Jahrhundert von den Inkas gebaut und besteht hauptsächlich aus geflochtenen Grashalmen.
Eine der ältesten Brücken der Welt befindet sich in Peru. Diese Hängebrücke wurde im 16. Jahrhundert von den Inkas gebaut und besteht hauptsächlich aus geflochtenen Grashalmen.© imago/imagebroker
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5. Indigene Medizin - von Aspirin bis Impfungen

Indigene Medizin erhält immer mehr Anerkennung, doch unsere moderne Medizin profitiert  schon lange von indigenen Entdeckungen und Praktiken.

So gilt als Erfinder des Schmerzmittels Aspirin der deutsche Chemiker Felix Hoffmann, der 1897 den Naturstoff "Salicin" mit dem chemischen Acetyl zu Acetylsalicylsäure verband.

🌿 Schmerzmittel gab es aber schon lange vor der Entdeckung von Aspirin. Weltweit nutzten Menschen beispielsweise Weidenrinde zur Schmerzlinderung. Die Indigenen Amerikas zerkauten die Pflanze oder nahmen sie als Tee zu sich.

🧙🏻‍♀️ In Europa wurde sie oft mit Hexerei in Verbindung gebracht - ihre biegsamen Zweige sollen auch als Hexenbesen gedient haben. In der Antike nutze man sie auch als Heilmittel gegen Fieber. Ein wichtiger Inhaltsstoff der Weidenrinde? Salicin - der Grundstoff für Aspirin.

Viele unserer modernen Medikamente beruhen auf natürlichen Heilpflanzen. So auch das Aspirin.
Viele unserer modernen Medikamente beruhen auf natürlichen Heilpflanzen. So auch das Aspirin.© IMAGO / H. Tschanz-Hofmann

Das Konzept der Impfung ist vielen indigenen Gemeinschaften nicht neu. Schon lange setzten sie sich kleineren Mengen von Substanzen aus, gegen die sie sich immunisieren wollen.

🐜 Die Pemón in Venezuela haben eine ganz ausgefallene Art, ihr Immunsystem anzukurbeln: sie lassen sich regelmäßig von einer der schmerzvollsten Ameisen der Welt stechen. Das soll die Körperenergie aktivieren.

Ob Galileo-Reporter Jan den Stich der tropischen Riesenameise aushält? Das erfährst du kostenlos auf Joyn!

Manche Unternehmen nutzen und patentieren indigenes Wissen für ihre Zwecke. Beispielsweise zur Entwicklung und zum Verkauf von Medikamenten. Das nennt sich "Biopiraterie". Die indigenen Gemeinschaften gehen dabei leer aus.

Die Abwertung nicht-westlichen Wissens und die gleichzeitige Aneignung technologisch-kommerziell verwertbarer Teile dieses Wissens ist eines der Kernkonzepte des europäischen Kolonialismus.

Arbeit der Berliner Humboldt-Universität über Biopiraterie

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