Spinnenaugen: So gut sehen die Krabbeltiere wirklich
- Veröffentlicht: 18.10.2023
- 05:00 Uhr
- Julia Wolfer
Acht Beine, acht Augen: Das gilt für die meisten Spinnen. Besonders gut sehen können die meisten trotz ihrer vielen Augen aber nicht. Gut, dass die Krabbeltiere noch andere Strategien haben, um ihre Umgebung zu erkunden. Im Video: Verrückte Fakten über Spinnen.
Das Wichtigste in Kürze
Die meisten Spinnen haben acht Augen. Doch es gibt Ausnahmen von dieser Regel: Manche Spinnenarten haben weniger oder sogar gar keine Augen.
Die acht Augen teilen sich auf in zwei Hauptaugen, die für Formensehen verantwortlich sind, und sechs Nebenaugen, die als Bewegungsdetektoren dienen.
Die Leistungsfähigkeit der Augen variiert stark, je nach Spinnenarten. Viele Spinnen sind "kurzsichtig" und nehmen vor allem Hell-dunkel-Kontraste wahr. Sie orientieren sich an Bewegungen und Lichtveränderungen.
Nur wenige Spinnenfamilien wie die Springspinnen (Salticidae) sind in der Lage, Umrisse, Formen und wahrscheinlich sogar Farben zu sehen.
Um sich zu orientieren, sind Spinnen nicht nur auf ihre Augen angewiesen: Mit speziellen Sinnesorganen können sie Vibrationen und Schallwellen wahrnehmen, um Beute oder Feinde zu lokalisieren. Auch zur Kommunikation untereinander verwenden Spinnen Vibrationen.
Wie viele Augen haben Spinnen?
Wenn wir von Spinnen sprechen, meinen wir meist Webspinnen (Araneae), auch "Echte Spinnen" genannt. Weltweit gibt es rund 50.000 verschiedene Arten von Webspinnen.
Die meisten unter ihnen wie zum Beispiel die Vogelspinnen haben acht Augen, die man auch Punktaugen nennt. Neben den beiden Hauptaugen haben diese Tiere seitlich angeordnet jeweils drei kleinere Nebenaugen. Doch es gibt Ausnahmen von dieser Regel. Wie schon der Name verrät, haben die Sechsaugenspinnen, die Sechsäugigen Sandspinnen und die Zwergsechsaugenspinnen nur sechs Augen. Bei ihnen sind nur die Nebenaugen vorhanden, die beiden Hauptaugen fehlen.
Auch Springspinnen haben nur sechs Augen, allerdings sind bei ihnen die Hauptaugen besonders groß ausgeprägt. Dieser Eigenschaft verdankt die Springspinne Jotus karllagerfeldi sogar ihren Namen: Die großen schwarzen Hauptaugen, eingerahmt von weißen Haaren, erinnerte die Entdecker:innen an die Sonnenbrille von Karl Lagerfeld. Die Webspinne Sinopoda scurion hingegen besitzt gar keine Augen: Sie lebt in Höhlen ohne Tageslicht und findet sich dort auch ohne Augen zurecht.
Weberknechte, die neben den Webspinnen eine weitere Ordnung innerhalb der Spinnentiere bilden, besitzen zwei Augen, die mittig auf dem sogenannten Augenhügel sitzen. Zecken, die ebenfalls zu den Spinnentieren gehören, haben hingegen gar keine Augen.
Wie viele Augen haben Spinnen?
Wie sind die Augen von Spinnen aufgebaut?
Die Augen der Spinnen sind meist in zwei oder drei Reihen angeordnet. Wie genaue, unterscheidet sich aber von Art zu Art. Daher nutzen Wissenschaftler:innen die charakteristische Anordnung auch, um Spinnenarten eindeutig zu identifizieren.
Jedes Spinnenauge verfügt über eine Linse, allerdings gibt es zwei unterschiedliche Sehsysteme:
- Die Hauptaugen haben starren Glaskörper und sind für Formensehen verantwortlich. Ihre Netzhaut ist durch Muskeln seitlich verschiebbar, wodurch Spinnen ihr Gesichtsfeld trotz unbeweglichem Kopf erweitern können. Eine Anpassung der Brechkraft der Linse durch Wölbung (Akkommodation) wie im menschlichen Auge ist nicht möglich.
- Die Nebenaugen sind Bewegungsdetektoren, die nach hinten und seitlich ausgerichtet sind. Es handelt sich um inverse Augen, die über eine reflektierende Schicht verfügen: Das Licht wird dadurch ein zweites Mal durch die Sehzellen geschickt, wodurch sich die Empfindlichkeit des Auges erhöht. Viele nachtaktive Tiere haben inverse Augen. Der weitere Aufbau der Nebenaugen unterscheidet sich stark zwischen den jeweiligen Spinnenarten.
Die Netzhaut der Hauptaugen verfügt bei den meisten Spinnen nur über wenige Sehzellen. Springspinnen und Krabbenspinnen jedoch besitzen viele Sehzellen und haben daher einen besseren Sehsinn als viele ihrer Verwandten.
Wie gut können Spinnen sehen?
Durch ihre vielen Augen haben Spinnen beinahe einen Rundum-Blick. Dadurch können sie auch von der Seite kommende Beute oder Feinde wahrzunehmen. Besonders gut sehen die allermeisten Spinnen aber nicht.
Wie leistungsfähig die Spinnenaugen sind, variiert stark von Art zu Art. Die meisten Spinnen sind nachtaktiv und sehr "kurzsichtig". Sie nehmen vor allem Hell-Dunkel-Kontraste wahr und reagieren vor allem auf Bewegungen und Lichtveränderungen.
Anders bei den Springspinnen: Mit ihren großen Hauptaugen sind sie fähig, Umrisse, Formen und wahrscheinlich sogar Farben zu sehen. Springspinnen können Entfernungen sehr gut abschätzen und ihre Beute so zielgenau attackieren. Auch Krabbenspinnen haben bessere Augen als die meisten anderen Spinnen: Sie können ihre Beute schon aus zehn bis 20 Zentimetern Entfernung sehen.
Generell sind Spinnenaugen sehr lichtempfindlich und ideal darauf abgestimmt, in der Dämmerung bei mäßig guten Lichtverhältnissen zu jagen.
Wie können Spinnen ihre Umwelt noch wahrnehmen?
Obwohl viele Spinnen nur schlecht sehen oder sogar keine Augen haben, können sie sich in ihrer Umwelt bestens zurechtfinden. Dafür haben sie verschiedene, speziell entwickelte Organe zur Verfügung:
- Lyriforme Organe: Diese spaltenförmigen Sinnesorgane befinden sich in großer Zahl auf dem gesamten Körper der Spinne, besonders an den Beinen. Mit ihnen können Spinnen Vibrationen des Untergrunds wahrnehmen und so feststellen, ob sich Beute oder Feinde in der Nähe aufhalten.
- Becherhaare (Trichobothrien): Die langen Tasthaare sind auf die Wahrnehmung feinster Luftbewegung spezialisiert und können sogar Schallwelle registrieren. Spinnen verwenden Vibrationen auch zur Kommunikation untereinander oder zur Abwehr von Feinden.
- Eingebauter "Kompass": Manche Spinnenarten besitzen eine Art "Kompass" in den Nebenaugen. Damit können sie die Polarisation des Sonnenlichtes analysieren und zur Navigation nutzen.