"Ich bin ein großer Nerd! Und stolz darauf."
Interview mit Kunal Nayyar
- Veröffentlicht: 10.01.2018
- 10:52 Uhr
The Big Bang Theory-Star Kunal Nayyar verrät im Interview, welche Gemeinsamkeiten er und Raj haben, wie sein Hund zu seinem Namen gekommen ist und was den sonst so freundlichen Briten zum Fluchen bringt.
"The Big Bang Theory" ist eine der am meisten gesehenen Serien der Welt und die erfolgreichste Serie in Deutschland. Was ist Ihrer Meinung nach das Geheimnis ihres Erfolges?
Nayyar: "Ich denke, die Serie ist einfach so gut geschrieben – schon seit zehn Staffeln. Und der Cast trägt natürlich auch dazu bei: Zwischen uns herrscht eine großartige Chemie am Set. Wir stehen uns sehr nahe, sind wie eine Familie und das merkt man auch auf dem Bildschirm. Beides zu kombinieren ist unglaublich schwierig und außergewöhnlich, aber wir haben es geschafft."
Wie haben Sie die Rolle des Raj ergattert?
Nayyar: "Ich habe das Drehbuch gelesen und dafür vorgesprochen. Ich habe die Figur sofort gemocht und so ging es durch einige Casting-Runden, bis ich die Rolle endlich hatte."
In der Conan Show haben Sie einmal gesagt, sie wären "unheimlich schlecht darin, berühmt zu sein". Was haben Sie damit gemeint?
Nayyar (lacht): "Meine Eltern haben mich aus Indien besucht und wollten Berühmtheiten treffen. Eines Tages haben wir auf der Straße Papparazzi gesehen. Meine Eltern fragten mich, wen sie fotografierten. Ich wusste es nicht – wegen mir waren sie jedenfalls nicht da. Also habe ich einen Papparazzo gefragt: 'Für wen seid ihr hier?' Er sagte, dass sie irgendeinem jungen Starlet folgten und ich antwortete: 'Okay, cool. Schönen Tag noch.' – Sehen Sie, ich bin nicht gut darin. Ich kenne weder die coolen Orte, noch die coolen Leute."
Also werden sie nicht von Mädchen und Papparazzi verfolgt, wenn sie durch L.A. laufen?
Nayyar: "Ich weiß gar nicht, ob ich von Mädchen verfolgt werde. Ich bin verheiratet, also versuche ich mich von Mädchen fern zu halten."
Sie haben einen Bachelor of Science in Finanzen. Wie viel vom nerdigen Wissenschafts-Gerede bei TBBT verstehen Sie tatsächlich?
Nayyar: "Ich habe keine Ahnung von Naturwissenschaften. Ich bin nur ein Schauspieler. Doch wir haben einen Wissenschaftler am Set, der uns hilft. Wenn wir Fragen über diese Dinge haben, erklärt er sie uns. Wenn ich in einer Szene im Labor am PC sitze, frage ich ihn immer, was ich mir da gerade ansehe und wie es möglichst authentisch aussieht."
Weckt das manchmal Ihr Interesse für diese Themen?
Nayyar: "Das ist schwierig, denn sobald eine Episode abgedreht ist, geht es mit der nächsten weiter. Also bleibt kaum Zeit, sich zurückzulehnen und zu sagen: 'Darüber würde ich gerne mehr wissen.' In Wirklichkeit vergisst man das alles schnell wieder, weil man als Schauspieler ein gutes Kurzzeitgedächtnis haben muss – solange bis die nächste Episode ansteht."
Die Jungs von TBBT sind alle große Fans von Comic-Büchern, "Star Wars" und ähnlichen Dingen. Sind Sie ein leidenschaftlicher Fan von etwas?
Nayyar: "Ja, 'Star Wars' ist meine Leidenschaft. Ich habe sogar meinen Hund nach einer der Figuren benannt.'
Wie heißt er denn?
Nayyar: "Boba Fett. Das ist einer der Charaktere und sein Vater heißt Jango Fett. Wir wollen noch einen Hund und ihn Jango nennen. Dann haben wir die Fetts. Es ist wirklich bescheuert." (lacht)
Also sind Sie Raj sehr ähnlich, wenn es um "Star Wars" geht …
Nayyar: "Oder um 'Herr der Ringe' oder 'Game of Thrones'. Ich liebe diese Dinge."
Dann sind Sie ja selbst ein echter Nerd.
Nayyar: "Ich bin ein großer Nerd! Und stolz darauf."
Hilft Ihnen das dabei, Raj zu spielen?
Nayyar: "Ja. Ich bin generell eine leicht zu begeisternde Person. Und ich bin auch in Sachen Musik und Film ein Nerd. Ein Nerd zu sein bedeutet Leidenschaft für etwas zu empfinden."
Wären Sie aus dem Häuschen, wenn Sie jemanden von "Star Wars" treffen würden?
Nayyar: "Wahrscheinlich schon. Tatsächlich habe ich mich über die Jahre gut mit ein paar Darstellern von 'Game of Thrones' angefreundet. Das ist echt lustig, denn ich frage sie immer Sachen über die Serie und sie fragen mich. Es ist toll, andere Schauspieler zu bewundern und auch selbst in einer Serie zu spielen, die viele kennen. Da tauscht man sich gerne aus."
Gerade wurde "Young Sheldon" veröffentlicht. Wenn es ein Spin-Off über Raj gäbe, wie würde das aussehen?
Nayyar: "Das wäre großartig! Es wäre allerdings kein Prequel, sondern ein Sequel über den alten Raj."
Was würde er dann tun? Wäre er verheiratet?
Nayyar (lacht): "Gute Frage. Er hätte wahrscheinlich sechs Freundinnen, würde in Las Vegas wohnen und wäre ein Glücksspieler."
Zumindest würde er dann nicht mehr über Berts Garage wohnen …
Nayyar: "Nein, würde er nicht. Der alte Raj wäre so wie die Typen in 'Entourage'. Aber ich denke mir das nur aus, ich weiß nicht wirklich, wie ein Spin-Off aussähe. Wahrscheinlich würde er sich genauso schlecht fühlen wie immer."
Abgesehen von der Liebe zu "Star Wars" – haben Sie etwas mit Raj gemeinsam?
Nayyar: "Absolut. Im Inneren ist er wie ein kleiner Junge und so fühle ich mich auch oft. Manchmal bin ich echt kindisch. Und ich mag seine Unschuld, die ich leider nicht mehr ganz teile, da ich älter bin als er. Aber es ist toll, ein paar Gemeinsamkeiten zu haben."
War es anfangs hart, jemanden zu spielen, der nicht mit Frauen sprechen kann?
Nayyar: "Nein, es hat sogar Spaß gemacht. Dadurch habe ich eine neue Seite meiner Schauspielerei kennengelernt: die physische Comedy. Ich habe jede Herausforderung gerne angenommen."
Und als sich das plötzlich geändert hat: Was dachten Sie, als Sie das Script damals lasen?
Nayyar: "Das war in Staffel sechs und es wurde langsam Zeit, denn ich war bereit zum Sprechen. Wir hatten schon zwei weitere Frauen im Cast, Amy und Bernadette, und es gab zu viele Szenen, in denen ich einfach nicht kommunizieren konnte. Es war lustig, endlich mit allen sprechen zu können und Raj hat seitdem überhaupt nicht mehr die Klappe gehalten. Er liebt es zu reden."
Wir sind gerade in London, wo Sie geboren wurden. Was in Ihnen ist britisch, was ist indisch und was amerikanisch?
Nayyar: "Eine sehr gute Frage. Meine Manieren sind wahrscheinlich am ehesten britisch. Ich bin da sehr altmodisch: Ich halte gerne die Tür für andere auf und nehme das auch sehr ernst. Briten sind sehr gewissenhaft und daran versuche ich immer zu arbeiten. Indisch an mir ist diese essensliebende, gesellige Person. Ich liebe es, Menschen um mich zu haben. Bei mir zuhause gehen die Leute ständig ein und aus, denn ich bin nicht gerne allein. Ich mag Lärm. Und amerikanisch an mir ist, dass ich begeistert Sport im TV ansehe, vor allem amerikanischen Sport. Da werde ich zu einem richtigen Macho."
Schreien Sie die Teams dann an?
Nayyar: "Ja, ich fange an zu fluchen: 'Mach den verdammten Touchdown!' Ich mag Sport einfach, egal ob American Football, Eishockey oder auch gerne Fußball."
Dabei ist Fußball-Gucken etwas sehr Deutsches.
Nayyar: "Ich weiß! Bayern München ist ein sehr gutes deutsches Team."
Nach zehn Jahren bei TBBT – können Sie uns eine lustige Geschichte vom Set erzählen?
Nayyar: "Es gibt so viele. Wo soll ich anfangen? Wir haben früher sehr oft am Set Pingpong gespielt. Kaley ist sehr gut darin. Wir hatten einen so starken Konkurrenzkampf, dass wir nach etwa drei Jahren damit aufhören mussten. Das wurde zur richtigen Sucht, bis sich fast jeder irgendwann verletzt hat. Das war witzig."
Wo haben Sie sich verletzt?
Nayyar: "Bei mir ist nichts passiert, aber es gab Schulterblessuren und Kaley hat sich am Knöchel verletzt. Ich finde, das ist eine witzige Anekdote, da man nie erwarten würde, dass wir miteinander Pingpong gespielt haben. Jetzt bringt Kaley uns Yoga bei."
Raj macht doch auch Yoga. Dann haben Sie das von Kaley Cuoco gelernt?
Nayyar: "Naja, ich bin Inder. Ich bin mit Yoga aufgewachsen."
ProSieben zeigt die 11. Staffel "The Big Bang Theory" immer montags um 20:15 Uhr.