Ukrainischer Präsident spricht vor UN-Vollversamlung
Abrechnung mit Putin: Selenskyj fordert Bestrafung Russlands
- Veröffentlicht: 22.09.2022
- 09:40 Uhr
- jot
Den Namen Putin erwähnt der ukrainische Präsident bei seiner Rede vor der UN-Vollversammlung kein einziges Mal. Doch allen ist klar, an wen sich Selenskyjs Forderung richtet. Er verlangt die Bestrafung Russlands für den brutalen Angriffskrieg gegen sein Land - für das Morden und die Folter im Namen Putins.
Das Wichtigste in Kürze:
- Selenskyj fordert vor UN Bestrafung Russlands
- Russland wolle keinen Frieden, "Russland will Krieg"
- Proteste in Russland gegen Teilmobilmachung
In einer emotionalen Rede vor der UN-Vollversammlung in New York hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die Bestrafung Russlands für den Angriffskrieg gegen sein Land gefordert. "Es wurde ein Verbrechen gegen die Ukraine begangen, und wir fordern eine Bestrafung", sagte Selenskyj am Mittwoch in einer Videobotschaft. Für das Morden, die Folter, die Erniedrigungen und die desaströsen Turbulenzen, in die es die Ukraine gestürzt habe, müsse Russland bestraft werden.
Selenskyj fordert Bestrafung Russlands
In seiner rund 20-minütigen Rede erwähnt Selenskyj Kreml-Herrscher Wladimir Putin kein einziges Mal mit Namen. Aber er lässt keinen Zweifel daran, wer der verantwortliche Aggressor ist. Es gebe nur einen, "der jetzt sagen würde, wenn er meine Rede unterbrechen könnte, dass er mit diesem Krieg zufrieden ist". Mit Blick auf Russland fügte er hinzu: "Aber wir werden von diesem Gebilde nicht über uns bestimmen lassen, obwohl es der größte Staat der Welt ist."
Selenskyj nutzte die Weltbühne, um weitere Waffen für sein Land zu fordern. "Wir können die ukrainische Flagge auf unser gesamtes Territorium zurückbringen, wir können das mit Waffen schaffen, aber wir brauchen Zeit", sagte er. Sowohl für die Verteidigung als auch für den Angriff sei mehr Unterstützung nötig, auch weitere finanzielle Hilfen werde gebraucht.
Den Namen Putin nicht erwähnt
Den Willen zu Friedensgesprächen spracht Selenskyj Moskau einmal mehr ab. "Sie reden über die Gespräche, aber sie kündigen eine militärische Mobilisierung an. Sie reden über die Gespräche, aber sie kündigen Scheinreferenden an", sagte Selenskyj mit Blick auf die jüngsten Ankündigungen der russischen Führung um Putin. "Russland will Krieg", lautete Selenskys bitteres Fazit.
Putin fehlt beim größten diplomatischen Treffen des Jahres. Selenskyj hingegen ist in New York der vom Westen gefeierte Widerstandskämpfer, der per Ausnahmegenehmigung via Video sprechen darf. Im weltbekannten Saal am East River schaut ihm am Mittwochabend auch seine Frau zu, die ukrainische First Lady Olena Selenska. Neben ihr sitzt Außenminister Dmytro Kuleba, der an diesem Donnerstag seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow in einer mit Spannung erwarteten Sitzung des UN-Sicherheitsrats die Stirn bieten soll.
Proteste gegen Putin in Moskau
In Russland selbst regt sich unterdessen Widerstand gegen die von Putin angekündigte Teilmobilmachung. Tausende Menschen gingen auf die Straßen. In der Hauptstadt Moskau riefen die Menschen "Nein zum Krieg!" und verlangten ein "Russland ohne Putin»". Fotos und Videos zeigten, wie Polizisten die meist jungen Demonstranten grob packten und in Busse schleppten. Allein in St. Petersburg wurden nach Angaben von OVD-Info über 550 Demonstranten in Gewahrsam genommen, in Moskau waren es ebenfalls mehr als 500.
Mit der Einberufung der Reservisten soll der offenkundige Soldatenmangel der russischen Streitkräfte im Krieg gegen die Ukraine ausgeglichen werden. Mit völkerrechtlich völlig wertlosen Scheinreferenden will Moskau außerdem die besetzten Gebieten in der Ukraine an Russland anschließen.
Um der Gefahr einer Einberufung zu entgehen, setzten sich am Mittwoch nach Putins Rede zur Teilmobilmachung sofort viele junge Männer aus Russland ab. Die Preise für Flugtickets in die Türkei, nach Serbien, Kasachstan, Georgien und Armenien schossen Medienberichten zufolge in die Höhe.
Verwendete Quellen:
- dpa