Terrorismus
14-jähriger IS-Anhänger aus Köln unter Terrorverdacht - Weihnachtsmarkt als Ziel?
- Aktualisiert: 06.06.2025
- 16:49 Uhr
- dpa
Er propagierte die Ziele des IS und wollte offenbar einen Anschlag auf einen Kölner Weihnachtsmarkt verüben: In der Domstadt steht ein Islamist unter Terrorverdacht - er ist gerade einmal 14 Jahre alt.
Ein 14-jähriger Jugendlicher steht in Köln nach Informationen aus Sicherheitskreisen unter Terrorverdacht. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur (dpa). Er soll Propaganda des sogenannten Islamischen Staates (IS) verbreitet und die Absicht geäußert haben, im Dezember 2025 einen Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt in Köln zu verüben. Die "Bild"-Zeitung hatte zuvor berichtet.
Die Wohnung des 14-Jährigen wurde am Freitag (6. Juni) durchsucht, wie die Kölner Staatsanwaltschaft mitteilte. Die Behörde führt demnach ein Ermittlungsverfahren gegen den Teenager. In diesem gehe es um den Verdacht auf "Zuwiderhandlung gegen das Verbot des 'Islamischen Staates' (IS) in der Bundesrepublik Deutschland" und die öffentliche Verwendung von verbotenen Kennzeichen, sagte ein Sprecher. Vorgeworfen werde ihm in diesem Zusammenhang, Videos und Symbole mit IS-Bezug geteilt zu haben.
Nach Informationen aus Sicherheitskreisen soll er auf seinem Tiktok-Profil zwei Videos und einen Beitrag mit Bezügen zu der Terrororganisation veröffentlicht haben. Zudem soll er ein Standbild mit dem Treueschwur auf den aktuellen IS-Kalifen verbreitet haben.
Und nicht nur das: Im Zuge der Ermittlungen stieß das Landeskriminalamt NRW demnach auf weitere Social-Media-Profile des Verdächtigen, auf denen er islamistische Inhalte veröffentlicht haben soll.
In Gewahrsam genommen
Bei einem operativen Informationsaustausch der Sicherheitsbehörden seien dann Hinweise auf Anschlagsplanungen durch den Jugendlichen bekanntgeworden. Er soll auch über eine Ausreise nachgedacht haben. Die Polizei habe ihn in Gewahrsam genommen und erkennungsdienstlich behandelt, hieß es zunächst.
Die Staatsanwaltschaft Köln betonte, dass das von ihr geführte Verfahren keine Ermittlungen zu Anschlagsplänen des Beschuldigten auf einen Weihnachtsmarkt beinhalte. Der 14-Jährige sei auch freiwillig mit zur Polizei gekommen, um seine Identität feststellen zu lassen. Er sei offiziell nicht in Gewahrsam genommen worden.
"Weiteres kann zum Schutz des Ermittlungsverfahrens und zur Wahrung der Persönlichkeitsrechte Verfahrensbeteiligter nicht öffentlich gemacht werden", sagte ein Sprecher. Die Ermittlungen in dem Fall dauerten an.
"Brutkasten für Extremismus"
NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) nannte es "ungeheuerlich", dass ein 14-Jähriger bereits "so drauf" sei. "Ein junger Mann hat nicht nur auf seinen Social-Media-Kanälen IS-Propaganda verherrlicht und verbreitet, sondern auch Anschlagsphantasien geteilt", erklärte er. "Soziale Medien sind Brandbeschleuniger für Extremismus. Tiktok ist längst nicht mehr nur Bühne für Tänze, sondern Brutkasten für Extremismus geworden."
Dort geschehe Radikalisierung in Echtzeit – auf dem Smartphone, in der Hosentasche. "Wir müssen auch diese Kanäle besser im Blick haben. Heißt auch: Die Plattformanbieter stärker in die Pflicht nehmen. Ich bin froh, dass unsere Sicherheitsbehörden frühzeitig eingegriffen haben."
Erinnerung an Anschlagspläne auf Weihnachtsmarkt in Leverkusen
Erst im vergangenen Jahr war in Köln ein 15-Jähriger zu einer Jugendstrafe von vier Jahren verurteilt worden, der sich nach Ansicht des Landgerichts mit einem Bekannten zu einem islamistisch motivierten Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt in Leverkusen verabredet hatte. Die beiden Jugendlichen hatten demnach geplant, sich einen Lkw zu beschaffen, um in Besucher:innen zu fahren. Auch der etwas ältere Komplize erhielt eine Jugendstrafe von vier Jahren Gefängnis wegen der Verabredung zum Mord.
Die Selbstradikalisierung von jungen Menschen durch soziale Medien ist seit geraumer Zeit ein Phänomen, das Sicherheitsbehörden Sorgen bereitet. "Wir hatten jetzt vermehrt Fälle, in denen Minderjährige über Tiktok radikalisiert wurden", hatte etwa im Januar der Präsident des Landeskriminalamts (LKA) in Rheinland-Pfalz, Mario Germano, gesagt. Dies gelte insbesondere für islamistische Täter oder geplante islamistische Anschläge. Viele dieser Beschuldigten hätten über Tiktok überhaupt erst den Zugang zum Thema Islamismus gefunden.