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Umstieg auf erneuerbare Energien?

70 Prozent der Energieversorgung zerstört: Wie die Ukraine durch den Winter kommen will

  • Aktualisiert: 30.10.2024
  • 17:51 Uhr
  • Kira Born

Für die Ukraine könnte es ein harter Winter werden - denn die russischen Streitkräfte bombardierten im Sommer gezielt die ukrainische Energie-Infrastruktur. Wie kann das Land die Versorgung im Winter sichern?

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Das Wichtigste in Kürze

  • Große Teile der ukrainischen Energie-Infrastruktur fielen den russischen Bombardements zum Opfer.

  • Die Europäische Union und andere Staaten aus dem Norden Europas wollen die Ukraine im Winter mit Hilfspaketen stützen, um die Versorgung zu gewährleisten.

  • Der Ausbau erneuerbarer Energien könnte die kritische Infrastruktur der Ukraine auf lange Sicht sichern, wie ein Expert:innen-Bericht annimmt.

Die ukrainische Energieversorgung ist schwer angeschlagen: Alleine am 26. August trafen 230 russische Raketen und Drohnen die Infrastruktur der Ukraine. Einrichtungen der Energieversorgung wurden massiv beschädigt und Millionen von Ukrainer:innen blieben Stunden ohne Strom. Dies berichtete das ZDF am Dienstag (29. Oktober). 70 Prozent der ukrainischen Stromversorgung wurden infolge des russischen Angriffskriegs bereits zerstört. Dies ergaben Untersuchungen der Forschenden der ETH Zürich, der TU München und der Iwano-Frankiwsk Nationalen Technischen Universität für Öl und Gas (IFNTUOG).

Bis zum Winter wird das Land die Versorgungslücke durch die zerstörten Kraftwerke nicht schließen können. Damit ist das Land auf Hilfe angewiesen. Die kommt unter anderem aus der Europäischen Union (EU). Der Forschungsbericht sieht jedoch auch Chancen für den Ausbau erneuerbarer Energien.

Nur noch 30 Prozent der ukrainischen Energieversorgung einsatzbereit

Fast alle Kohle- und Wasserkraftwerke wurden durch Angriffe Russlands zerstört. Nur noch 30 Prozent der ukrainischen Energieversorgung kann die Menschen mit Strom und Wärme für den Winter versorgen, wie die Untersuchung des Forschendenteams ergab.

Noch intakt sind die ukrainischen Atomkraftwerke. Jedoch auch nicht ohne Risiko. Beispielsweise musste das AKW Khmelnytskiy kurzzeitig aus dem Betrieb genommen werden, um die Schäden des russischen Beschusses und das Risiko eines nuklearen Vorfalls abzuwenden. Dies berichteten das ZDF und die Deutsche Presse-Agentur.

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Doch für Reparaturen fehlen die Mittel nach zweieinhalb Jahren Krieg. Trotzdem kommt der Winter und mit ihm der steigende Energieverbrauch - besonders durch das Heizen. Die Internationale Energieagentur rechnet mit einem Spitzenverbrauch von 18,5 Gigawatt in der Ukraine. Bei aktueller Stromproduktion entsteht damit eine Lücke von insgesamt 6 Gigawatt, wie die Energieagentur schätzt. Voraussichtlich wird die EU nur 4,5 Gigawatt Überkapazität an die Ukraine abgeben können.

Abfangen will die Ukraine die 1,5-Gigawatt-Lücke durch ein Maßnahmenpaket. Mit besserer Flugabwehr und Baumaßnahmen wie Kuppeln und Wänden aus Stahlbeton, will die Ukraine ihre kritische Infrastruktur besser gegen russische Angriffe wappnen. Dies teilte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in einer Videoansprache Mitte Oktober mit.

Im Video: Tote, Verletzte und zerstörte Gebäude - Schwere nächtliche Angriffe auf Ukraine

Hilfe für ukrainische Energieversorgung aus Nordeuropa

Die Außenminister Schwedens, Norwegens, Islands, Finnlands, Litauens, Lettlands, Estlands und Dänemarks hatten sich Mitte Oktober bei einem Besuch in Odessa auf ein Paket im Wert von 44 Millionen Euro für Kiew geeinigt. Davon soll das Land Stromgeneratoren und Solarzellen kaufen können.

Besondere Hilfe kommt dabei aus Norwegen: Mit einem Hilfspaket von 240 Millionen Euro stützt das skandinavische Land die Ukraine im Winter. Dies hatte Selenskyj in seiner allabendlichen Ansprache am 19. Oktober erklärt.

Auch erklärte er, dass die Ukraine sich intensiv auf den dritten Winter im Krieg mit Russland vorbereitet: "Das Paket zielt darauf ab, unseren Energiesektor zu unterstützen. […] Die Wiederherstellung zerstörter Anlagen und der Aufbau einer modernen Infrastruktur sind das, was wir jetzt vor dem Winter brauchen."

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Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kündigte an, dass die EU das Land unterstützen werde und Finanzhilfen zum Wiederaufbau leisten werde. "Heute kann ich ankündigen, dass wir für diesen Winter einen zusätzlichen Betrag von fast 160 Millionen Euro zur Verfügung stellen werden. […] Davon sind 60 Millionen Euro humanitäre Hilfe - zum Beispiel für Unterkünfte und Heizungen - und rund 100 Millionen Euro für Reparaturarbeiten und erneuerbare Energien", so von der Leyen in einer Pressemitteilung der Kommission vom 19. September.

Zerstörte Kraftwerke: Chance für Wende zu erneuerbaren Energien in der Ukraine?

Erneuerbare Energien könnten beim Wiederaufbau der Stromversorgung in der Ukraine eine wichtige Rolle spielen. Besonders geeignet sei Solar- und Windenergie, sagte die Wissenschaftlerin Marie-Louise Arlt von der Universität Bayreuth der dpa am Montag (28. Oktober). Demnach könnte die Ukraine mit erneuerbaren Energien auf eine installierte Leistung von 219 Gigawatt kommen, was die bisherige Erzeugungskapazität von 59 Gigawatt deutlich übersteigt. Die Untersuchung diene auch als Informationsgrundlage für Investitionsentscheidungen, etwa für die EU-Kommission und andere Akteure.

Wie hoch die Akzeptanz der Ukrainer:innen für erneuerbare Energien ist, lässt sich Arlt zufolge nicht klar sagen. "Aber es ist sicherlich ein Aspekt, dass die Ukraine große natürliche Ressourcen hat und eine große Fläche, auch Zugang zum Meer, wenn man in Richtung Offshore denkt", so Arlt. Es gebe bereits jetzt einige Anlagen, etwa Photovoltaik auf Hausdächern.

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  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
  • ZDF: "Warum dieser Winter die Ukraine fordern wird"
  • EU: "Ukraine: Von der Leyen kündigt neue Unterstützung für Energieversorgung im kommenden Winter an"
  • Euroaktive: "Ukraine: EU und Internationale Energieagentur präsentieren Energieplan für den Winter"
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