Heimat für Hunderttausende
Sensationsfund: Verlorene Landmasse "Australisches Atlantis" wiederentdeckt
- Aktualisiert: 25.04.2024
- 12:00 Uhr
- Stefan Kendzia
Wissenschaftler:innen wollen eine verlorene Landmasse aufgespürt haben. Er liegt heute mehr als 100 Meter unter der Wasseroberfläche im Nordwesten Australiens und könnte Heimat für eine halbe Million Menschen gewesen sein.
Vor rund 70.000 Jahren soll sich im Nordwesten Australiens ein Teil eines Paläokontinents befunden haben, der dem Ansteigen des Meeresspiegels zum Opfer gefallen sein soll. Der Landstrich soll fast doppelt so groß sein wie das Vereinigte Königreich.
Fast doppelt so groß wie Großbritannien
Wissenschaftler:innen ist eine ganz besondere Entdeckung gelungen: Sie sind sich sicher, dass sich im Nordosten Australiens ein Teil eines Kontinents befand, der vor etwa 70.000 Jahren überschwemmt wurde. "Wir sprechen von einer Landschaft, die ziemlich untergetaucht ist, über 100 Meter heute unter dem Meeresspiegel", so Kasih Norman in einem Interview mit "Life Science", Archäologe an der Griffith University in Queensland, Australien, und Hauptautor der in "Science Direct" veröffentlichten Studie. Dieses "australische Atlantis" umfasste einen großen Abschnitt des Festlandsockels, der über dem Meeresspiegel die Regionen Kimberley und Arnhemland verbunden hätte, die heute durch eine große Meeresbucht getrennt sind.
Besonders interessant ist dabei, dass die Landmasse, die fast doppelt so groß ist wie Großbritannien, bewohnbar gewesen sein soll. Rund eine halbe Million Menschen hätten dort nach Berechnungen leben können - der rasant ansteigende Meeresspiegel hat allerdings alles verändert. Denn das Gebiet könnte einst Sprungbrett gewesen sein für die Migration vom heutigen Indonesien nach Australien, wie es in der Studie heißt. Das sollen unter anderem auch genetische Untersuchungen an Menschen nahelegen, die auf den Tiwi-Inseln leben, die heute am Rande des Schelfs liegen.
Gute Bedingungen für Menschen
Trotz der Größe gibt es bisher kaum Untersuchungen darüber, ob Menschen auf dem inzwischen versunkenen Schelf gelebt haben. "In Australien herrschte die Annahme, dass unsere Kontinentalränder wahrscheinlich unproduktiv waren und nicht wirklich von Menschen genutzt wurden, obwohl wir aus vielen Teilen der Welt Beweise dafür haben, dass sich in der Vergangenheit definitiv Menschen auf diesen Festlandsockeln aufgehalten haben", sagte Norman. Die neue Studie stellt genau diese Annahme auf den Kopf: Eine Sonar-Kartierung zeigt eine Landschaft, in der Menschen gut hätten leben können: Eine hohe, schützende Steilküste mit einem Binnenmeer, das an einen großen Süßwassersee grenzt. Es soll auch Hinweise auf gewundene Flussbetten geben, die das Land durchzogen hatten.
"Es ist ziemlich faszinierend zu sehen, wie Menschen dynamisch auf Ereignisse in der Vergangenheit reagierten und diese offensichtlich überlebten und gediehen. Ich hoffe, dass wir daraus etwas mitnehmen können, das wir auf den zukünftigen Klimawandel und den Anstieg des Meeresspiegels in den nächsten paar Hundert Jahren anwenden können", so Norman.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels hieß es, der Kontinent Atlantis sei wiederentdeckt worden. Das stimmt nicht. Es handelt sich um einen anderen untergegangenen Teil eines Kontinents.
- Verwendete Quellen:
- Live Science: "Lost 'Atlantis' continent off Australia may have been home for half a million humans 70,000 years ago"
- Science Direct: "Sea level rise drowned a vast habitable area of north-western Australia driving long-term cultural change"