Portugal
Standseilbahn-Unfall in Lissabon: 15 Tote - auch Deutscher unter Opfern
- Aktualisiert: 04.09.2025
- 10:53 Uhr
- dpa
Schock in Lissabon: Nach dem Unfall einer Standseilbahn spricht der Bürgermeister von einem "schrecklichen Abend". Das Auswärtige Amt teilt mit: Auch Deutsche seien wohl unter den Betroffenen.
Eine der berühmtesten Touristenattraktionen Lissabons ist innerhalb von Sekunden zur Todesfalle geworden: Bei der Entgleisung der historischen Standseilbahn "Elevador da Gloria" kamen am Mittwochabend (3. September) im Zentrum der portugiesischen Hauptstadt 15 Menschen ums Leben. Fünf Menschen wurden schwer verletzt, 13 weitere nur leicht, wie ein Sprecher der Notfallbehörde INEM mitteilte.
Die Identitäten und Nationalitäten der Opfer sind bislang unbekannt. Am Donnerstag (4. September) könne es dazu Informationen geben, sagte ein Sprecher des Rathauses. Das Institut für Rechtsmedizin will die Obduktionen bis zum Vormittag abgeschlossen haben.
Auswärtiges Amt: Wohl auch Deutsche betroffen
Laut dem Auswärtigen Amt sind auch Deutsche von dem Unglück in Lissabon betroffen. "Über die Anzahl gibt es derzeit noch keine verlässlichen Angaben", teilte das Ministerium der dpa auf Anfrage mit.
Die "Bild" berichtete unter Berufung auf portugiesische Medien, dass ein deutscher Familienvater bei dem Vorfall gestorben sei. Demnach befand er sich gemeinsam mit seiner Frau und ihrem dreijährigen Sohn in der Bahn. Die Mutter sei schwer verletzt und befinde sich in einem kritischen Zustand, das Kind sei nur leicht verletzt worden.
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"Es war wie im Actionfilm"
Doch was ist passiert? Und wie? Der "Elevador da Glória" fährt auf der Rua da Glória hin und zurück über eine Strecke von rund 265 Metern und überwindet dabei einen Höhenunterschied von rund 45 Metern. Kurz nach 18 Uhr Ortszeit (19 MESZ) war das straßenbahnähnliche Fahrzeug am Mittwoch mit vielen Insass:innen wieder auf dem Weg nach unten, als es plötzlich von den Schienen abkam, die Straße mit lautem Getöse hinunterrutschte und seitlich gegen ein Gebäude unweit des Platzes Praça dos Restauradores krachte.
TV-Bilder zeigten den Wagen auf der Seite liegend und total zerstört. In Live-Übertragungen mehrerer Sender waren dichte Rauchschwaden und Trümmer zu sehen. Sirenen heulten, während Rettungsteams hektisch und unermüdlich arbeiteten. "Es war wie im Actionfilm", sagte eine Augenzeugin. Eine andere erzählte: "Das war ohrenbetäubend, ich und andere Passanten sind erst mal weggelaufen." Schnell seien Sanitäter:innen und Polizist:innen eingetroffen, berichtete die junge Frau, die noch sichtlich erschüttert war.
Betreiber weist Vorwürfe zurück
Die Ursache? Bisher unbekannt. Expert:innen vermuten, dass ein Seil gerissen sein könnte und vielleicht auch noch die Bremsen versagt haben. Vorwürfe, die Instandhaltung der Bahn sei womöglich nicht gut genug gewesen, wies der Betreiber, die Lissabonner Verkehrsgesellschaft Carris, zurück. "Die monatlichen und wöchentlichen Wartungsprogramme sowie die tägliche Kontrolle werden sorgfältig durchgeführt", hieß es in einem Bericht.
Trotzdem ließ die Stadtverwaltung von Lissabon den Betrieb aller drei Standseilbahnen aussetzen und ordnete sofortige Inspektionen an. Die portugiesische Kriminalpolizei nahm Ermittlungen auf. Sie sei mit mehreren Beamt:innen vor Ort gewesen, berichtete der Sender "SIC Notícias".
Einen solchen Unfall mit einer der drei Standseilbahnen, die seit dem 19. Jahrhundert betrieben werden, hatte es in Lissabon bisher nicht gegeben.
Präsident fordert eine rasche Aufklärung
Portugals Staatsoberhaupt Marcelo Rebelo de Sous bedauerte den Unfall "zutiefst" und forderte, dass der Vorfall "rasch von den zuständigen Stellen aufgeklärt" werde. Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, sprach den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl aus.
Der "Elevador da Gloria" wurde im Jahr 1885 eröffnet und ist eine der drei historischen Stadtseilbahnen Lissabons. Er verbindet den zentralen Platz Praça dos Restauradores mit dem höher gelegenen Stadtteil Bairro Alto und legt dabei eine Strecke von rund 200 Metern zurück. Die Bahn ist heute in erster Linie eine Touristenattraktion, sie wird aber auch von vielen Einheimischen benutzt, für die die Strecke zu Fuß zu steil ist.