Harte Sparmaßnahmen
Britisches Gesundheitssystem: Wegen katastrophaler Versorgung - 500 Tote pro Woche
- Aktualisiert: 03.01.2023
- 16:32 Uhr
- Simon Traub
Krise in der britischen Notfallmedizin – das Gesundheitssystem ist überlastet. Zwischen 300 und 500 Menschen sterben nach Schätzungen von Ärzt:innen pro Woche.
Das Wichtigste in Kürze
Bei Notfällen können Patient:innen in Großbritannien wegen Überlastungen nicht rechtzeitig oder nicht angemessen versorgt werden.
Zehntausende Patient:innen mussten mehr als zwölf Stunden warten, bis sie in der Notaufnahme versorgt wurden.
Der britische Pflegekräfteverband: "Es ist eine politische Entscheidung und Patienten sterben unnötigerweise aufgrund dieser Entscheidung."
Teilweise warten Menschen länger als zwölf Stunden in Notaufnahmen ehe sie behandelt werden. Ein Ende der Krise in Großbritannien ist nicht in Sicht. Bei Notfällen können Patient:innen wegen Überlastungen nicht rechtzeitig oder nicht angemessen versorgt werden.
Es handelt sich um ein "langfristiges Problem"
Der Vizepräsident des Royal College of Emergency Medicine, Ian Higginson, warnte bei dem TV-Sender BBC, wie der "Stern" schreibt. Es handle sich nicht um vorübergehende Schwierigkeiten. "Wenn man vor Ort ist, weiß man, dass es sich um ein langfristiges Problem handelt, nicht nur um ein kurzfristiges", erklärte Higginson.
Bei einem von fünf Patient:innen, die in England von einem Krankenwagen abgeholt wurden, dauerte es demnach länger als eine Stunde, bis sie in die Notaufnahme gebracht wurden. Zehntausende Patient:innen mussten mehr als zwölf Stunden warten, bis sie in der Notaufnahme versorgt wurden.
Alleine im November 2022 mussten laut dem staatlichen Gesundheitsdienst NHS ("National Health Service") knapp 38.000 Menschen länger als zwölf Stunden in der Notaufnahme ausharren, bevor sie auf eine Krankenhausstation verlegt wurden – dreieinhalb Mal so viele wie noch im Vorjahr.
Ein Dauerthema in Großbritannien
Die British Medical Association, ein Pflegekräfteverband, schlug Alarm: "Es stimmt nicht, dass das Land nicht die Mittel hat, um diesen Schlamassel zu beheben", erklärte ihr Vorsitzender Phil Banfield. "Es ist eine politische Entscheidung und Patienten sterben unnötigerweise aufgrund dieser Entscheidung." Die derzeitige Lage beschrieb er als "unhaltbar". Banfield forderte ein "sofortiges" Handeln der Regierung.
Die Krise des NHS, der hauptsächlich durch Steuergelder finanziert wird, ist ein Dauerthema in Großbritannien: Der National Health Service leidet seit mehr als zehn Jahren unter harten Sparmaßnahmen.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa