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Ausschreitungen bei Europa-League-Spiel

Brutale Gewalt gegen jüdische Fußball-Fans: Israel und die Niederlande sind geschockt

  • Aktualisiert: 08.11.2024
  • 15:08 Uhr
  • dpa

Israelische Politiker sprechen von bestürzenden Gewaltszenen. Pro-palästinensische Anhänger haben Jagd auf jüdische Fußball-Fans in Amsterdam gemacht. Laut israelischen Berichten wurden niederländische Sicherheitskräfte gewarnt.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Im Anschluss an das Fußballspiel zwischen Ajax Amsterdam und Maccabi Tel Aviv ist die Gewalt pro-palästinensischer Jugendlicher gegen jüdische Fußball-Fans in Amsterdam eskaliert, der israelische UN-Botschafter sprach von einem "Pogrom".

  • Die Unruhestifter seien "aktiv auf die Suche gegangen nach israelischen Fans, um sie anzugreifen und zu misshandeln", teilten Stadt und Polizei in einer gemeinsamen Erklärung mit.

  • Das israelische Außenministerium riet, keine jüdischen oder israelischen Symbole zu tragen, offenbar zum Schutz vor antisemitischen Attacken. Laut israelischen Berichten wurden niederländische Sicherheitskräfte vor Angriffen gewarnt.

Propalästinensische Jugendliche haben nach Angaben von Behörden aktiv Jagd auf israelische Fußballfans in Amsterdam gemacht. Mehrere Menschen seien bei den gewalttätigen Angriffen nach dem Fußballspiel von Ajax Amsterdam gegen Maccabi Tel Aviv verletzt worden, teilten Stadt und Polizei in einer gemeinsamen Erklärung mit.

Fünf Menschen mussten nach Angaben der Polizei in Krankenhäusern behandelt werden. Die Unruhestifter seien "aktiv auf die Suche gegangen nach israelischen Fans, um sie anzugreifen und zu misshandeln", heißt es in der Erklärung.

"An mehreren Stellen in der Stadt wurden Fans belagert, misshandelt und mit Feuerwerkkörpern beworfen", erklärte Bürgermeisterin Femke Halsema. Sie verurteilte dieses "antisemitische Verhalten". Stadt und Justiz untersuchen nun die Vorfälle. Die Behörden rufen alle Opfer auf, sich bei der Polizei zu melden und Anzeige zu erstatten.

"Verfolgt, geschlagen und getreten"

Nach dem Fußballspiel in der Europa League von Ajax Amsterdam gegen Maccabi Tel Aviv hatten propalästinensische Jugendliche nach Angaben von israelischen Zeugen Fans angegriffen, als diese aus dem Stadion ins Zentrum der Stadt zurückkamen. Menschen berichteten von beängstigenden Momenten. Sie seien von maskierten jungen Männern verfolgt geschlagen und getreten worden.

Die Polizei hatte zunächst von kleinen Konfrontationen gesprochen und sich sehr zurückhaltend geäußert. 62 Menschen wurden den Angaben zufolge vorläufig festgenommen, zehn befinden sich noch in Haft. Die Polizei hatte die Israelis nachts in ihre Hotels gebracht. Diese würden nun extra geschützt, hieß es.

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Außenministerium hat alle Israelis erreicht

Nach Angriffen auf israelische Fußballfans in Amsterdam hat Israels Außenministerium eigenen Angaben zufolge inzwischen alle Israelis in der niederländischen Hauptstadt erreicht. Zuvor bestand demnach zu mehreren israelischen Bürgern in Amsterdam kein Kontakt, drei galten als vermisst.

Wurden Sicherheitskräfte gewarnt?

Vor den Angriffen sind niederländische Sicherheitskräfte israelischen Berichten zufolge gewarnt worden. Israels Diaspora-Ministerium habe vorab über Pläne Bescheid gewusst, einen bestimmten israelischen Fan zu verletzen, der für den israelischen Grenzschutz arbeiten soll, meldeten israelische Medien. Gleiches gelte für einen geplanten Angriff auf ein Hotel, in dem israelische Fußballanhänger übernachtet haben. Die niederländischen Behörden seien darüber informiert worden.

Zudem rechnete das Diaspora-Ministerium den Berichten zufolge auch mit einem gewalttätigen Protest vor Beginn des Fußballspiels vor der Johan-Cruijff-Arena, den die Stadtverwaltung eigentlich verboten hatte. Auch diese Erkenntnis sei mit den Niederlanden geteilt worden. Etwa 200 Demonstranten hatten nach Angaben der niederländischen Polizei am Donnerstagabend versucht, zu der Spielstätte zu gelangen. Die Stadtverwaltung bestimmte einen anderen Ort in der Nähe für die Kundgebung.

Nach Darstellung der Amsterdamer Polizei hatten die propalästinensischen Jugendlichen gezielt auf die Israelis am Bahnhof gewartet. Reporter des Amsterdamer TV-Senders AT5 berichteten, propalästinensische Demonstranten hätten Maccabi-Fans mit Stühlen beworfen, als diese vom Stadion am späten Donnerstagabend ins Zentrum zurückkehrten. Mobile Einsatzkräfte der Polizei hätten die Israelis abgeschirmt und mit Bussen in ihre Hotels begleitet.

Bereits vor dem Spiel gab es im Zentrum der Stadt Zusammenstöße von israelischen Fußballfans und Sicherheitskräften. Dabei wurden laut Polizei etwa zehn Personen festgenommen wegen Störung der öffentlichen Ordnung und des verbotenen Besitzes von Feuerwerkskörpern. Israelische Fans sollen sich auch provozierend verhalten haben, berichteten Zeugen. Auf Videos im Internet ist zu sehen, dass sie palästinensische Flaggen von Häusern zerren und beleidigende Parolen rufen.

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:newstime

Israels Außenminister reist in die Niederlande

Israels neuer Außenminister Gideon Saar reist kurzfristig in die Niederlande. Er wolle hochrangige Vertreter der niederländischen Regierung treffen, darunter seinen Amtskollegen, teilte das israelische Außenministerium mit. Saar werde dabei die Bedeutung des Kampfes gegen Antisemitismus betonen. Den Angaben nach wird sich der israelische Außenminister auch mit Mitgliedern der jüdischen Gemeinde vor Ort treffen.

Israelis könnten mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Flughafen reisen, wo Flüge nach Israel bereitgestellt würden, so das Außenministerium. Örtliche Sicherheitskräfte seien im Einsatz. Zunächst hatte die Behörde den Menschen geraten, ihre Hotels nicht zu verlassen. Das Außenministerium riet zugleich, keine jüdischen oder israelischen Symbole zu tragen.

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Netanjahu erinnert an Nazi-Pogrome in Deutschland

Die Gewalt hatte in Israel empörte Reaktionen ausgelöst. Politiker sprachen von einer Jagd auf Juden. Die israelische Regierung wollte zwei Flugzeuge schicken, um Maccabi-Anhänger abzuholen. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hat die Angriffe meist propalästinensischer Jugendlicher auf israelische Fußballfans in Amsterdam in eine Reihe mit Verbrechen gegen Juden während der Nazi-Pogrome vom 9. November 1938 in Deutschland gestellt. "Morgen vor 86 Jahren war die Kristallnacht, als Juden auf europäischem Boden angegriffen wurden, weil sie Juden waren. Dies hat sich nun wiederholt", klagte Netanjahu.

Auch niederländische Politiker waren entsetzt. Ministerpräsident Dick Schoof verurteilte auf X diese "unakzeptablen antisemitischen Angriffe auf Israelis". Er habe inzwischen mit Ministerpräsident Benjamin Netanjahu telefoniert. Er sagte dem Land alle Unterstützung zu.

Auch aus Deutschland gab es Reaktionen. So verurteilte Außenministerin Annalena Baerbock die Vorfälle in Amsterdam auf X als zutiefst beschämend. "Der Ausbruch solcher Gewalt gegenüber Juden überschreitet alle Grenzen. Dafür gibt es keine Rechtfertigung."

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Rettungsflüge für hunderte israelische Fans

Die israelische Fluggesellschaft El Al teilte mit, um 14 Uhr Ortszeit starte ein erster Rettungsflug aus Amsterdam Richtung Israel. Zudem seien im Anschluss noch zwei weitere reguläre Flüge nach Tel Aviv geplant. Hunderte israelische Fans sollen auf diesem Wege nach Hause gebracht werden.

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu habe angeordnet, Maschinen in die Niederlande zu schicken, um die Fußball-Fans auszufliegen, teilte das Büro des Regierungschefs auf der Nachrichtenplattform X mit. "Ministerpräsident Netanjahu nimmt den schrecklichen Vorfall sehr ernst und fordert die niederländische Regierung und die Sicherheitskräfte auf, energisch und schnell gegen die Randalierer vorzugehen und die Sicherheit unserer Bürger zu gewährleisten."

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Statements der UEFA und von Ajax

Die Europäische Fußball-Union UEFA hat die "Gewalttaten" am Rande des Europa-League-Spiels "aufs Schärfste" verurteilt. "Wir vertrauen darauf, dass die zuständigen Behörden so viele Verantwortliche wie möglich für diese Aktionen identifizieren und anklagen werden", heißt es in einer UEFA-Stellungnahme weiter: "Die UEFA wird alle offiziellen Berichte prüfen, verfügbare Beweise sammeln, diese auswerten und weitere geeignete Maßnahmen entsprechend ihres Regelwerks prüfen."

Auch Ajax Amsterdam verurteilt "diese Gewalt auf das Schärfste", wie der niederländische Club in einem Beitrag auf der Plattform X mitteilte. Nach einem Spiel mit guter Atmosphäre habe man "mit Entsetzen erfahren, was gestern Abend im Zentrum von Amsterdam geschehen ist", heißt es in der Stellungnahme weiter.

Unter vorherigen X-Beiträgen wurde der Verein teils scharf kritisiert, da Ajax am Vormittag Videoausschnitte des Spiels gegen Maccabi Tel Aviv teilte und sich erst am frühen Nachmittag zu den Geschehnissen in der niederländischen Hauptstadt äußerte.

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