Antrag bei EU eingereicht
Döner-Drama: Das Kult-Gericht könnte in Deutschland bald ganz anders schmecken
- Veröffentlicht: 01.07.2024
- 12:38 Uhr
- Lisa Apfel
Die Frage, wo der Döner am besten schmeckt, stellt sich künftig nicht mehr. Zumindest, wenn es nach einem türkischen Antrag an die EU geht. Darin werden einheitliche Regeln gefordert.
Das Wichtigste in Kürze
Der Döner zählt zur Leibspeise vieler Menschen in Deutschland.
Doch nun scheint die Individualität des leckeren Gerichts in Gefahr.
Eine türkische Gruppe möchte den Döner nun nämlich als "garantiert traditionelle Spezialität" eintragen lassen - inklusive strenger Zubereitungs-Vorschriften.
Jeder kennt ihn, fast alle lieben ihn: Der Döner ist ein fest etabliertes Lieblingsessen in Deutschland. Welcher Imbiss den Drehspieß am besten zubereitet, darüber gibt es hitzige Debatten.
Doch die könnten bald gezwungenermaßen enden - zumindest, wenn es nach einer türkischen Erzeugergemeinschaft geht. Die will den Döner ins Register der "garantiert traditionellen Spezialitäten" eintragen lassen. Das berichtet das Redaktions-Netzwerk Deutschland.
Antrag: Döner-Zubereitung soll genau festgeschrieben werden
Das Ziel eines entsprechenden Antrags an die EU ist demnach, die Zubereitung und Inhaltsstoffe des Döners genau festzuschreiben. Sprich: Wer dann einen nicht der Rezeptur entsprechenden Döner als solchen verkauft, riskiert eine Strafanzeige wegen Betrugs, so das RND.
Der Antrag wurde bereits im Mai 2022 gestellt, jedoch wurde er im Amtsblatt der EU-Kommission erst am 24. April 2024 veröffentlicht. Nun endete laut RND an diesem Montag (1. Juli) die Frist, um bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Einspruch gegen den Antrag einzulegen. Laut einer Sprecherin der Behörde sind zehn solcher Einsprüche erhoben worden. Geprüft und an die EU-Kommission weitergegeben werden diese wiederum bis 24. Juli.
Ja, es gibt sie wirklich: Das ist die Internationale Döner-Föderation
Doch wer genau möchte dem Döner ein einheitliches Rezept auferlegen? Hinter dem Antrag verbirgt sich die 2019 gegründete Internationale Döner-Föderation (Udofed) mit Sitz in Istanbul, wie die "FAZ" zuvor bereits berichtet hatte. Deren Gründer Mehmet Mercan, Dönerkettenbesitzer in Istanbul, wollte mit der Udofed "Chaos in der Dönerbranche" verhindern. Mercan war laut RND Vorsitzender der Provinz Istanbul für die Partei der Großen Einheit (BBP). Die Bundeszentrale für politische Bildung stuft die Partei als rechtsextrem, islamistisch und nationalistisch ein. 2023 verstarb Mercan, den Verband führt laut "FAZ" seither seine Frau.
In ihrem fünfseitigen Antrag schreibt die Udofed laut RND über die Geschichte, die Herkunft und Zubereitungs- sowie Inhaltsstoffe des Döners.
Für das Kult-Gericht fordert die Föderation demnach Vorgaben bis ins kleinste Detail: Von Gewürzen, über die Breite der Fleischscheiben bis hin zur Länge des Edelstahlmessers, mit dem der Dönerblock geschnitten wird. Kreativen Freiraum soll es in Dönerbuden also nicht mehr geben, wenn es nach der Udofed geht.
Einsprüche: Branchen befürchten Einschränkungen
Doch es gibt Gegenwind: Von Gürsel Ülber, Vorsitzender des Vereins Türkischer Dönerhersteller in Europa, beispielsweise kommt einer der Einsprüche gegen den Antrag. Die Mitglieder des Vereins befürchten wirtschaftliche Nachteile. Man müsse jetzt abwarten, so Ülber zum RND. Große Sorgen mache man sich allerdings nicht.
Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), fürchtet "neue Bezeichnungen für Dönergerichte" und im Zuge dessen "Unklarheiten und Intransparenz". Auch der Dehoga hat Einspruch eingelegt.
Ob dem Antrag stattgegeben wird, ist abzuwarten. Aus der EU-Kommission heißt es laut RND, sollte es sachlich und verfahrenstechnisch korrekten Widerspruch gegen die Eintragung des Döners geben, würde ein solcher Antrag abgelehnt. Anfragen blieben von Udofed demnach bisher unbeantwortet.
Im Video: Döner-Debatte – Steinmeier bleibt ernst, Erdogan scherzt herum
- Verwendete Quellen:
- RedaktionsNetzwerk Deutschland: Scharfe Sache: Ist der Döner in Gefahr?
- "FAZ": Wem gehört der Döner?