Uneins mit Sender
"Fake News": Donald Trump schwänzt wichtigen Wahlkampf-Auftritt in US-Sendung
- Aktualisiert: 04.10.2024
- 12:22 Uhr
- Lisa Apfel
Donald Trump möchte nicht an einem traditionellen TV-Interview im Rahmen des US-Wahlkampfes teilnehmen. Während sein Team sich mit dem Sender zankt, freut sich die demokratische Konkurrenz.
Das Wichtigste in Kürze
Keine "60 Minutes" mit Donald Trump: Der republikanische Präsidentschaftskandidat hat wohl keine Lust auf die traditionsreiche Wahlsondersendung.
Der verantwortliche Sender CBS lässt verlauten, Trump habe dem Termin bereits zugestimmt und dann kurzfristig abgesagt. Sein Team sieht das komplett anders.
Indes will die demokratische Konkurrentin Kamala Harris sich dem Interview stellen, ihr Team empfindet Genugtuung bezüglich Trumps Absage.
Auf die ein oder andere - eigentlich fest gesetzte - Tradition im US-Wahlkampf hat der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump in der Vergangenheit bereits verzichtet. So nahm er im Vorfeld seiner Nominierung nicht an den TV-Debatten der republikanischen Präsidentschaftsbewerber teil - er habe es wegen seiner guten Umfragewerte nicht nötig, an den Diskussionsrunden teilzunehmen, hatte Trump damals begründet.
Sender wirkt genervt, Trump-Team spricht von "Fake News"
Nun stellt sich Trump offenbar bei einem weiteren Fernseh-Event quer: Ein Interview mit der US-Nachrichtensendung "60 Minutes" hat der Ex-US-Präsident offenbar kurzfristig abgesagt: "Nachdem die Kampagne des ehemaligen Präsidenten Trump zunächst die Anfrage von '60 Minutes' für ein Interview mit Scott Pelley akzeptiert hatte, hat sie nun beschlossen, nicht daran teilzunehmen", hieß es vom Übertragungssender CBS auf X. Von diesem Sinneswandel sei man kurzfristig am Dienstag (1. Oktober) unterrichtet worden, was die "Programmpläne durcheinanderbrachte".
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Trumps Wahlkampf-Kampagne hingegen bezichtigt den Sender der Lügen: "Fake News. '60 Minutes' hat um ein Interview gebettelt, selbst nachdem sie im Jahr 2020 bei einer Lüge über Hunter Bidens Laptop erwischt wurden. Es gab erste Gespräche, aber es wurde nie ein Termin vereinbart oder festgeschrieben", wird Trumps Kampagnensprecher Steven Cheung von CNN zitiert. Weiter störte sich Cheung an einem entscheidenden Detail: "Sie haben darauf bestanden, das Interview zu unterbrechen, um einen Faktencheck durchzuführen.“
Auf Nachfrage von CNN, ob es doch noch eine Chance gebe, dass der ehemalige Präsident sich auf das Interview einlässt, antwortete der Sprecher: "Jetzt, wo sie über die Interaktion gelogen haben, haben sie sich selbst in die Pfanne gehauen" (eine milde Übersetztung zum englischen Original-Ton "they just f**ked themselves".)
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Trump-Absage für Harris-Team gefundenes Fressen
Trumps demokratische Konkurrentin Kamala Harris plant derweil hingegen, den Interview-Termin wie gewohnt wahrzunehmen - nicht aber ohne Trumps Absage für sich zu nutzen. "Angst vor der Debattenbühne. Angst vor 60 Minuten. Und sein Wahlkampfteam hat - nach den letzten drei Tagen, in denen er auf seinen Kundgebungen zunehmend aus dem Gleichgewicht geraten ist - eindeutig Angst davor, ihn jenseits der bequemen Grenzen zu entlarven", schätzte David Plouffe, ein führender Berater von Harris, die Lage ein.
Das vorab aufgezeichnete Gespräch mit der amtierenden Vize-Präsidentin soll kommenden Montag ausgestrahlt werden. Ursprünglich war für denselben Tag auch die Ausstrahlung von Trumps Interview geplant. Normalerweise ist das CBS-Nachrichtenmagazin aufgrund hoher Einschaltquoten CNN zufolge ein beliebtes Format bei Präsidentschaftskandidaten.
"60 Minutes" ist seit Jahrzehnten fester Bestandteil des US-Wahlkampfes: Schon über ein halbes Jahrhundert lang treten die Kandidaten von sowohl Demokraten als auch Republikanern laut Eigenaussage des Senders vor der Präsidentschaftswahl in der Sendung auf.
2020 schon einmal Trump-Kontroverse bei Format
Trump kann nicht gerade auf eine ruhmreiche Geschichte mit dem Format zurückblicken: Während des Wahlkampfes 2020 hatte der heute 78-Jährige das Interview mit "60 Minutes" vorzeitig abgebrochen. Auf X - damals noch Twitter - hatte Trump gegen die Moderatorin Lesley Stahl gewettert: Das Interview mit ihr sei "fake" und "parteiisch" gewesen, wie die Deutsche Presse-Agentur damals berichtet hatte.
Eine Chance zur Umkehr hat Donald Trump noch: Wie CBS mitteilte, stünde die Einladung zu einem Interview nach wie vor.
Im Video: "New York Times" - Trump ungeeignet als Präsident, Aufruf zur Wahl von Harris
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa
- CBS News: Trump backs out of "60 Minutes" election special; Kamala Harris to be interviewed