Einfluss auf Ukraine-Invasion
Einbruch bei Rohöl-Einnahmen: Gefährdet das Putins Kriegspläne?
- Aktualisiert: 30.09.2024
- 09:25 Uhr
- Michael Reimers
Die Gewinne aus Rohöl-Lieferungen in Russland sind auf den niedrigsten Stand seit acht Monaten gesunken. Das könnte Auswirkungen auf die Kriegskasse für weitere Angriffe auf die Ukraine haben.
Das Wichtigste in Kürze
Russlands Wirtschaft erleidet Berichten zufolge derzeit schwere Einbußen.
Demnach sind die Einnahmen aus Rohöllieferungen in Russland auf den niedrigsten Stand seit acht Monaten gesunken.
Das könnte Auswirkungen haben auf die Kriegspläne Wladimir Putins gegen die Ukraine.
Russlands Wirtschaft verzeichnet mehreren Berichten zufolge seit acht Monaten sinkende Einnahmen aus Rohöl-Lieferungen. Wie "Newsweek" meldet, könnte das die Pläne von Wladimir Putin für die weitere Kriegsführung gegen die Ukraine möglicherweise erschweren. Putins ehemaliger stellvertretender Energieminister Wladimir Milow, der seit 2021 im Exil lebt, bezeichnete im Interview mit dem US-Magazin diesen Rückgang der russischen Öl-Lieferungen als "interessanten Trend". Es sei jedoch noch zu früh, um zu sagen, ob dieser anhalten werde.
Dem Bericht zufolge erwirtschaftete Russland mit Öl im vergangenen Jahr 16 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts. Um Moskaus Kriegsmaschinerie zu bremsen, sei Öl als wichtiger Finanzfaktor Moskaus seit dem Beginn von Putins großangelegter Invasion in der Ukraine im Jahr 2022 deshalb das Ziel westlicher Sanktionen - einschließlich einer von der G7 auferlegten Preisobergrenze in Höhe von 60 US-Dollar für ein Barrel Rohöl auf dem Seeweg. Russland umgehe jedoch die Sanktionen mit einer Schattenflotte von Schiffen, deren Besitzverhältnisse neu geregelt wurden, um Verbindungen nach Moskau zu verschleiern.
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"Newsweek" beruft sich auf Informationen von Bloomberg, wonach bis zum 22. September die durchschnittlichen Rohöl-Mengen Russlands der vergangenen vier Wochen auf 3,1 Millionen Barrel pro Tag sanken. Die volatileren wöchentlichen Lieferungen seien um etwa 390.000 zurückgegangen.
Niedrigste Rohöl-Förderung seit Ende Juni
Der starke Rückgang der Öl-Ströme aus dem Osten des Landes sei auf die Aktivitäten am Exporthafen Kosmino in Sibirien zurückzuführen, was möglicherweise auf Wartungsarbeiten am Hafen oder an der Ostsibirien-Pazifik-Pipeline, die den Hafen versorgt, liege. Bloomberg zufolge soll die durchschnittliche tägliche Ölverarbeitung in Russland zwischen dem 12. und 18. September auf 5,28 Millionen Barrel und damit auf den niedrigsten Stand seit Ende Juni gesunken sein. Weiter heißt es bei "Newsweek", dass in der Woche bis zum 22. September 27 Tanker 20,23 Millionen Barrel russisches Rohöl geladen hätten. In der Vorwoche seien es noch 22,95 Millionen Barrel auf 31 Schiffen gewesen.
"Es ist ein interessanter Trend, der zu beobachten ist, und die Schlüsselfrage ist, ob er weiter anhält", sagte Wladimir Milow. "Der Schlüsselparameter, den man im Auge behalten muss, sind jedoch die Öleinnahmen aus dem Haushalt. Sie könnten sich wieder erholen und durch geringere Ölpreisnachlässe ausgeglichen werden", so der Ökonom. Er glaube jedoch nicht, dass der Rückgang der Lieferungen allein schon erhebliche Auswirkungen auf die russische Wirtschaft habe.
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Russland umgeht Sanktionen mit Schattenflotte
Das Büro für die Kontrolle ausländischer Vermögenswerte des US-Finanzministeriums hat dem Bericht zufolge unterdessen den Druck auf russische Exporte erhöht, indem es von mindestens einem Schifffahrtsversicherer Informationen über 14 Unternehmen angefordert hat, von denen es vermutet, dass sie die Sanktionen gegen russisches Öl umgehen. Die Drohnenangriffe, die die Ukraine auf russische Ölverarbeitungsanlagen durchgeführt habe, hätten Moskaus Fähigkeiten auf dem Schlachtfeld zwar beeinträchtigt, aber die Exporte bisher nicht nachhaltig beeinflusst.
Wie Bloomberg weiter melde, gebe es Haushaltsentwürfe, die eine Erhöhung der russischen Verteidigungsausgaben auf 13,2 Billionen Rubel (142 Milliarden Dollar) im kommenden Jahr vorsehen. Das wäre eine Steigerung von mehr als einem Viertel im Vergleich zu den 10,4 Billionen Rubel (112 Milliarden Dollar), die für 2024 vorgesehen sind. Diese Summe entspreche 6,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, womit die Ausgaben für Verteidigung und nationale Sicherheit höher wären als die Mittel für Bildung, Gesundheitsfürsorge, Sozialpolitik und die nationale Wirtschaft insgesamt. Im Jahr 2025 betragen Bloomberg zufolge die Verteidigungsausgaben demnach 40 Prozent der gesamten Staatsausgaben Russlands. In den Folgejahren beabsichtige Moskau, die Militärausgaben zu senken: 2026 auf 5,6 Prozent des BIP und im Jahr 2027 auf 5,1 Prozent.
- Verwendete Quellen:
- Newsweek: "Russia's Economy Suffers Another Major Blow"