Kein gutes Wort
"Können froh sein, dass wir sie los sind": Galeria-Mitarbeiter über Benko-Insolvenz
- Aktualisiert: 18.01.2024
- 13:20 Uhr
- Clarissa Yigit
Wieder wissen die Beschäftigten des Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof nicht, wie es für sie weitergeht. Dass René Benko allerdings bald nicht mehr das Sagen haben wird, scheint offenbar eher für positive Stimmung zu sorgen.
Das Wichtigste in Kürze
Der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof steht vor der dritten Insolvenz.
Einmal mehr müssen die Beschäftigten um ihren Arbeitsplatz bangen.
Dem Anschein nach wird der bisherige Eigentümer aber nicht vermisst werden.
Erneut müssen sich die Mitarbeiter von Galeria Karstadt Kaufhof Sorgen um ihre berufliche Zukunft machen - das dritte Mal innerhalb von vier Jahren, schreibt der "Spiegel".
Grund für den erneuten Insolvenzantrag seien nicht etwa schlecht laufende Geschäfte gewesen, sondern finanzielle Engpässe des Mutterkonzerns Signa rund um den österreichischen Geschäftsmann René Benko, wie Galeria-Chef Olivier van den Bossche erklärt.
Nun suche Galeria Karstadt Kaufhof dringend nach einem neuen Eigentümer. Wie es mit den Beschäftigten weitergeht, ist noch unklar.
Im Video: Insolvenzantrag von Galeria Kaufhof Karstadt - Mitarbeiter bangen um Jobs
Insolvenzantrag von Galeria Kaufhof Karstadt: Mitarbeiter bangen um Jobs
Benko gehe "über Leichen"
Klar ist allerdings auch, dass viele sich schon eine Meinung über ihren momentanen Eigentümer Benko gebildet haben. So auch Susanne Brocker, Betriebsrätin einer Galeria-Karstadt-Kaufhof-Filiale mit mehr als 100 Mitarbeitenden. Der Name wurde auf Wunsch der Protagonistin von der "Spiegel"-Redaktion geändert.
"Wie ich über René Benko denke? Das wollen Sie gar nicht wissen“, zitiert sie der "Spiegel". "Für mich ist das ein Mensch, der nur auf sich, nur auf seinen Ertrag schaut - und dafür über Leichen geht." So habe Benko in ihren Augen bereits bei der Übernahme gewusst, dass ihm nichts an den Menschen liege, die dort arbeiten.
Zumindest sei das Insolvenzgeld sicher. Somit würden ihre Kolleg:innen für die nächsten drei Monate eine finanzielle Sicherheit haben, so Brocker. Auch sollen die Zeitgutschriften - nicht wie bei der vorangegangenen Insolvenz - verfallen, sondern als Urlaubstage verbucht werden, fügt sie hinzu.
Allerdings sei für den Fortbestand der Filialen wichtig, günstige Mieten zu bekommen. "Es müssen normale Preise sein, nicht diese Signa-Mieten."
Im Video: Beliebter Sportartikelhändler ist pleite
Beliebter Sportartikelhändler ist pleite
"Signa und Benko waren wie ein Krake"
Guido Lehmann, Betriebsratmitglied, sieht das Ganze eher gelassen. Lehmann arbeitet seit knapp 33 Jahren in der Galeria-Karstadt-Kaufhof-Filiale am Freiburger Bertoldsbrunnen, schreibt der "Spiegel". Allerdings habe er seine Bindung zum Unternehmen mehr und mehr verloren.
Für ihn ist es bereits die dritte Insolvenz. Seiner Einschätzung nach werden circa 40 bis 50 Filialen weiter existieren - so auch seine Niederlassung, da diese eine der wirtschaftlichsten und ertragreichsten sei.
Allerdings hoffe das Unternehmen auf den bestellten externen Insolvenzverwalter und somit auf dessen gute Entscheidungen, denn diese Insolvenz werde nicht mehr in Eigenverantwortung laufen. "Die Signa und Benko waren wie ein Krake. Wir können froh sein, dass wir sie los sind", bekräftigt Lehmann.
Zudem seien die Mieten, die Benko für die Filialen verlangt habe, "alles andere als ortsüblich" gewesen, beschreibt auch er und macht sich in diesem Zuge Luft über die Regierung. "Warum gibt es keine Kontrolle darüber, ob Mieten deutlich zu hoch angesetzt sind?", erklärt er und ärgert sich, dass sich ein Unternehmer so immens bereichern kann.
Lehmann würde bleiben, wenn es weitergehe, aber "wenn nicht, mache ich einen Haken hinter die Zeit".
- Verwendete Quellen: