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Internationale Filmfestspiele Berlin

Gegen Nazi-Film und "mordende Bastarde": Erneut politische Statements zum Ende der Berlinale

  • Aktualisiert: 23.02.2025
  • 08:18 Uhr
  • dpa
Der rumänische Regisseur Radu Jude
Der rumänische Regisseur Radu Jude© Ronny Hartmann/AFP Pool/dpa

Nach dem Eklat des Vorjahres fielen die Reden und Reaktionen zum Abschluss der 75. Berlinale insgesamt deutlich zurückhaltender aus. Regisseur Radu Jude jedoch wählte drastische Worte.

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Zum Finale der diesjährigen Berlinale haute der rumänische Regisseur Radu Jude kräftig auf die Pauke. In Bezug auf die Bundestagswahl in Deutschland sagte er, er hoffe, "dass das nächste Festival nächstes Jahr nicht mit dem 'Triumph des Willens' von Leni Riefenstahl eröffnet wird".

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Eine klare Mahnung vor rechtsextremen Kräften. Der 1935 uraufgeführte Riefenstahl-Film verherrlicht die mörderische NS-Ideologie. Auch in diesem Jahr prägten politische Statements wie diese die Abschlussgala der 75. Ausgabe der Filmfestspiele.

Mehrmals konnte man dabei auch an den Gaza-Konflikt denken - aber die Beteiligten vermieden es nach dem Eklat des Vorjahres, konkret zu werden.

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Regisseur Jude wettert gegen "mordende Bastarde"

Jude, der einen Silbernen Bären für das beste Drehbuch zu seinem Film "Kontinental '25" erhielt, sagte auf der Bühne auch: Er hoffe, dass der Internationale Gerichtshof in Den Haag "seine Arbeit machen wird gegen all diese mordenden Bastarde". Er führte nicht aus, worauf genau er sich bezieht. Aus dem Publikum gab es zu seiner Aussage viel Beifall und Jubel.

Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag hatte vergangenes Jahr Haftbefehle gegen den israelischen Premier Benjamin Netanjahu, Ex-Verteidigungsminister Joaw Galant und den Hamas-Anführer Mohammed Deif erlassen. Doch ob Jude sich darauf bezog, war nicht eindeutig. Das Gericht hatte auch gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin Haftbefehl erlassen wegen des Ukrainekrieges.

Jude machte Anspielungen, die mitunter an den Gaza-Konflikt denken ließen, sprach diesen aber nicht direkt an. Ähnlich wie Meryam Joobeur, Jury-Mitglied der neuen Sektion Perspectives.

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"Bombenabwürfe" auf Kinder in Rede thematisiert

Auf der Bühne sagte sie: "In jüngster Zeit und in der Gegenwart haben wir miterlebt, wie Männer und Frauen durch die Linse eines Scharfschützengewehrs blickten, auf den Kopf und das Herz eines Kindes zielten und abdrückten. Wir haben die Vernichtung Tausender Kinder gesehen, die von politischen und journalistischen Kräften als reine Kollateralschäden abgetan wurden."

Auch Joobeur erwähnte keinen konkreten Konflikt, sagte aber: "Wir haben gesehen, wie lächelnde gewählte Amtsträger für Bombenabwürfe auf Schulen und Krankenhäuser unterschrieben haben, als ob sie Geburtstagskarten oder Dankesbriefe unterzeichnet hätten."

Zurückhaltung nach dem Eklat des Vorjahres

Die spürbare Vorsicht in den diesjährigen Äußerungen könnte ein Resultat des Eklats vom Vorjahr sein: Die Berlinale wurde nach der damaligen Abschlussgala dafür kritisiert, dass einzelne Preisträger:innen das Vorgehen Israels massiv kritisiert hatten, ohne den Terrorangriff der islamistischen Hamas vom Oktober 2023 zu erwähnen.

Dieses Mal hat die Berlinale unter ihrer neuen Chefin Tricia Tuttle Zeichen gegen Antisemitismus gesetzt, hatte etwa zwei Filme über das Schicksal israelischer Hamas-Geiseln im Programm. Einer von ihnen, "Holding Liat" von Brandon Kramer, wurde als bester Dokumentarfilm gekürt.

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Die Gewinner-Filme der diesjährigen Berlinale

Einen ganz anderen Fokus hingegen hat der Gewinner des Goldenen Bären: "Drømmer" (deutscher Titel: "Oslo Stories: Träume") des norwegischen Regisseurs Dag Johan Haugerud. Der Spielfilm erzählt die Geschichte der 17-jährigen Schülerin Johanne (Ella Øverbye), die sich in ihre Lehrerin (Selome Emnetu) verliebt. Doch die Gefühle der Jugendlichen werden nicht erwidert.

Thematisch passen dazu weitere Gewinnerfilme: Der Große Preis der Jury ging an den poetischen Spielfilm "O último azul" ("The Blue Trail") des brasilianischen Regisseurs Gabriel Mascaro über eine Rentnerin, die sich gegen massive Bevormundung zur Wehr setzt.

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Den Preis der Jury erhielt die elegische Familiensaga "El mensaje" ("The Message") des argentinischen Regisseurs Iván Fund. Die Auszeichnung für die beste Regie bekam der chinesische Filmemacher Huo Meng für sein Gesellschaftspanorama "Sheng xi zhi di" ("Living the Land").

Die Australierin Rose Byrne nahm einen Silbernen Bären für die beste schauspielerische Leistung in einer Hauptrolle entgegen. In der Tragikomödie "If I Had Legs I'd Kick You" (Regie: Mary Bronstein) spielt Byrne eine ausgelaugte Mutter kurz vor dem Nervenzusammenbruch. Ihr Ehemann und sie seien aus Freude über die Auszeichnung in Tränen ausgebrochen, sagte die Schauspielerin der dpa.

Der Ire Andrew Scott ("Sherlock") wurde für seine Nebenrolle im Kammerspiel "Blue Moon" geehrt. Er war nicht im Saal, bedankte sich aber per Videobotschaft. Das kreative Ensemble von "La Tour de Glace" ("The Ice Tower") bekam eine Auszeichnung für eine herausragende künstlerische Leistung.

Die Entscheidungen der Internationalen Jury rund um Präsident Todd Haynes gelten vor allem künstlerisch eigenwilligen Statements für schlichte Menschlichkeit.

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