Haftanstalten übler als gedacht
Großbritanniens Premier Starmer schockiert von Lage in Gefängnissen
- Veröffentlicht: 11.07.2024
- 16:54 Uhr
- dpa
In Großbritannien wird schon lange gewarnt, dass den Justizvollzugsanstalten die Überlastung droht. Viele Haftplätze sind nicht mehr frei. Der neue Regierungschef Keir Starmer muss eine Lösung finden.
Kaum im Amt wird Großbritanniens neuer Premierminister Keir Starmer mit der Realität in britischen Gefängnissen konfrontiert. Über die Lage in den Haftanstalten zeigt sich Starmer entsetzt.
"Es ist schockierend, dass unser Land so weit gekommen ist, dass wir zu viele Häftlinge und nicht genug Haftplätze haben", so Starmer. "Bis zu einem Punkt, an dem jede Regierung nun in der Position wäre, Häftlinge vorzeitig zu entlassen." Medienberichten zufolge arbeitet die Regierung daran, eine frühere Entlassung von Gefangenen zu ermöglichen. Starmer könnte noch diese Woche Notmaßnahmen genehmigen.
Im Video: Neuer Premierminister für England - Keir Starmer gewinnt Wahl in Großbritannien
Nahezu alle Haftplätze belegt
Die Zahl der Gefängnisinsassen habe vergangenen Freitag bei 87.453 gelegen bei einer Kapazität von 88.864 nutzbaren Haftplätzen. Nicht eingeschlossen seien 1.350 weitere Zellen, die als Notmaßnahme bereitgehalten würden. Die Justizvollzugsanstalten in England und Wales sind seit Längerem überfüllt. Britische Gefängnisse geraten auch immer wieder wegen schlechter Bedingungen in die Schlagzeilen.
Schuld an Gefängnis-Zuständen soll bei Vorgängerregierung liegen
Starmer warf der Regierung seines Vorgängers Rishi Sunak Versagen vor. Die Situation sei schlimmer als erwartet. Seine sozialdemokratische Partei Labour hatte vergangene Woche die Wahl gewonnen und die konservativen Tories abgelöst.
Die neue Justizministerin Shabana Mahmood könnte nun verkünden, dass Gefangene entlassen werden, wenn sie 40 statt bisher 50 Prozent ihrer Haftstrafe verbüßt haben, bei schweren Gewalttaten solle das nicht gelten.