Kampf gegen Schleuser
Großrazzia gegen irakisch-kurdisches Schleusernetzwerk in NRW und Baden-Württemberg
- Veröffentlicht: 04.12.2024
- 13:22 Uhr
- dpa
Ohne Rücksicht auf Menschenleben soll ein irakisch-kurdisches Netzwerk Flüchtlinge in unzulänglichen Schlauchbooten über den Ärmelkanal geschleust haben. Jetzt ist die Polizei ihnen auf der Spur.
In Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg läuft seit den frühen Morgenstunden (4. Dezember) ein internationaler Polizeieinsatz gegen ein irakisch-kurdisches Schleusernetzwerk. Die gesuchten Tatverdächtigen sollen Migrant:innen aus dem Mittleren Osten und Ostafrika "in kleinen minderwertigen Schlauchbooten" von Frankreich nach Großbritannien geschleust haben, so eine Sprecherin der Bundespolizei.
Einsätze in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen
Die Ermittlungen werden der Sprecherin zufolge von Frankreich geleitet. Die Bundespolizei in NRW sei gebeten, hier mehr als zehn europäische Haftbefehle zu vollstrecken - "soweit wir die Leute antreffen". Dabei gehe es sowohl um Drahtzieher als auch einfache Mitglieder des Netzwerks.
Schwerpunkt der Aktion mit mehr als 500 Beamt:innen der Bundespolizei allein in NRW sei hier das Ruhrgebiet. Darüber hinaus gebe es Polizeimaßnahmen in Baden-Württemberg.
Zu konkreten Einsatzorten gibt es keine Angaben
Der Großeinsatz wird demnach von den europäischen Behörden Europol und Eurojust koordiniert. In NRW sind nach Angaben der Bundespolizei in Sankt Augustin auch mehr als 20 französische Ermittler:innen sowie drei Europol-Expert:innen dabei.
Zu konkreten Einsatzorten wollte die Bundespolizei keine Angaben machen. Nähere Informationen seien für Donnerstag (5. Dezember) geplant, sagte die Sprecherin. Bekannt wurde aber, dass unter anderem Gelsenkirchen zu den Einsatzorten gehört haben soll.
Todesfalle Ärmelkanal
Erst im Februar hatte es in vier Bundesländern einen großen Polizeieinsatz gegen ein irakisch-kurdisches Schleusernetzwerk gegeben. Schwerpunkt war wiederum NRW mit allein hier rund 700 beteiligten Beamt:innen. Nach damaligen Angaben von Europol waren mehr als 15 Haftbefehle vollstreckt worden.
Seit Jahren überqueren Migrant:innen in großer Zahl von Nordfrankreich aus den Ärmelkanal, um Großbritannien zu erreichen. Auf diesem Weg seien in diesem Jahr bisher mehr als 33.000 Menschen angekommen.
Schleuser:innen pferchen die Menschen auf überfüllte Schlauchboote, die bei der Überfahrt häufig sinken. In diesem Jahr kamen dabei nach Polizeiangaben bereits mindestens 72 Migrant:innen ums Leben.
Grenzschutz in Großbritannien soll ausgebaut werden
Großbritanniens frühere konservative Regierung hatte Menschen von der Überfahrt abhalten wollen, indem sie Migrant:innen drohte, sie ohne Rücksicht auf ihre Herkunft nach Ruanda abzuschieben. Gerichte und Menschenrechtsorganisationen kritisierten den Plan scharf. Die neue britische Regierung von Premierminister Keir Starmer will dagegen den Grenzschutz ausbauen und stärker gegen Schleuserbanden vorgehen.