Hygienemangel beim Herrenfriseur?
Immer mehr Hautpilz-Fälle nach Friseurbesuch – Barbershops in der Kritik
- Aktualisiert: 21.08.2024
- 09:55 Uhr
- Clarissa Yigit
Der Besuch in einem Barbershop schien bisher eine günstige Alternative - gerade für Männer - zu einem herkömmlichen Friseur zu sein. Allerdings klagen immer mehr Kunden nach solch einem Termin über eine Pilzinfektion.
Immer mehr Menschen in Deutschland klagen über juckende oder schuppige Kopfhaut. Grund hierfür könnte unter Umständen eine allergische Reaktion gegen die Pflegeprodukte sein - oder ein Hautpilz.
Ein Pilzbefall der Haut kann von zahlreichen Pilzarten hervorgerufen werden, berichtet ZDF-"heute". Einer davon sei der Fadenpilz Trichophyton tonsurans (auch Ringerpilz genannt), der zu einer Ringelflechte der Kopfhaut (Tinea Capitis) führen und den Körper (Tinea Corporis) befallen kann.
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Pilzbefall in Barbershops
In letzter Zeit wurden immer mehr Pilzinfektionen beobachtet. "Wir weisen den Pilz bei uns inzwischen drei- bis fünfmal so oft nach wie noch vor fünf Jahren", erklärt der Dermatologe der Uniklinik Tübingen, Martin Schaller, gegenüber dem "Spiegel".
Vor allem junge Männer und Kinder seien von dem grassierenden Hautpilz betroffen. Dabei hätten die meisten angegeben, zuvor einen Barbershop aufgesucht zu haben, wie Andreas Maronna, Dermatologe an der Universitätsklinik Erlangen, in der Ambulanz der Hautklinik feststellt.
Meist ließen sich die Barbershopkunden frisieren und/oder rasieren. Hier sehen Expert:innen einen klaren Zusammenhang mit Hygienemängeln. So würden in Läden, die als Barbershops firmieren, oftmals Scherköpfe und Klingen zu nachlässig oder gar nicht gereinigt. "Und wenn keiner desinfiziert, wird halt der Pilz übertragen", betont Schaller. So könne dann der hochansteckende Pilz von Kunde zu Kunde übertragen werden.
"Bei der Kopfrasur entstehen mitunter winzige Verletzungen. Das reicht dann womöglich aus, dass Pilzanteile in die Haut eindringen und zur Infektion führen", ergänzt Maronna.
So äußert sich der Ringerpilz
Bei den betroffenen Kunden bilden sich meist im Nacken rötliche Flecken mit ringförmig verdicktem Rand. Diese schuppen und jucken. Zudem können sich die Flecken auf dem Kopf und über den Körper verteilen. Im schlimmsten Fall können sie zu eitrigen Abszessen und Haarausfall führen.
Friseurmeisterin Judith Warmuth aus Erlangen vermutet auf "Spiegel"-Nachfrage, dass die "Schnitte zu Tiefstpreisen" im Barbershop ein Grund für die mangelnde Hygiene seien. Demnach sei es problematisch, dass der Pilz lange auf bestimmten Oberflächen überleben könne. Nur durch eine gründliche Reinigung oder Desinfektion könne der Pilz beseitigt werden.
Hinzu komme, dass die Angestellten der Shops innerhalb kurzer Zeit eine hohe Kundenanzahl bedienen müssten, um kostendeckend zu arbeiten.
Auch könne es zwischen zwei und vier Wochen dauern, bis sich die ersten Hautveränderungen bemerkbar machen, schreibt "gesund.bund.de". Zudem könnten auch symptomfreie Infizierte den Pilz übertragen.
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Pilzbehandlung
Betroffene sollten eine Dermatologin oder einen Dermatologen aufsuchen. Meist muss eine Infektion medikamentös in Form von Tabletten, Shampoos, Lösungen oder Salben behandelt werden. Zudem müssen täglich Kleidung, Handtücher und Bettwäsche gewechselt werden. Auch ein intensiver Kontakt mit anderen Menschen müsse vermieden werden.
Zudem sollten keine Kämme, Bürsten, Rasierapparate, Handtücher und Waschlappen innerhalb eines Haushaltes gemeinsam benutzt werden. Auch sollten die Schneidegeräte nach jeder Benutzung desinfiziert werden. Unter betroffenen Kindern sollten keine Plüschtiere und Spielgeräte geteilt werden.
Bleibt die Hauterkrankung unbehandelt, könnte es zu dauerhaft kahlen Stellen auf dem Kopf kommen. Eine Behandlung kann bis zu mehreren Wochen dauern.
- Verwendete Quellen:
- ZDF."heute": "Lästiger Hautpilz nach Besuch im Barbershop"
- Spiegel: "Hautpilz verbreitet sich durch Trendfrisuren"
- gesund.budn.de: "Ringelflechte"