Pressefreiheit
"Informationskrieg": Wie Putin den freien Journalismus bekämpft
- Aktualisiert: 09.02.2023
- 17:48 Uhr
- Stefan Kendzia
In der Ukraine tobt ein grausamer Krieg - in Russland selbst wird gegen freie und kritische Journalist:innen gekämpft. Die Lage hat sich für Medienschaffende seit dem Angriff auf das Nachbarland Ukraine nochmal deutlich verschärft, wie zwei Experten der "Frankfurter Rundschau" unabhängig voneinander bestätigt haben.
Das Wichtigste in Kürze
Unabhängiger Journalismus in Russland am Ende.
"Die Lage ist katastrophal", so Birger Schütz von der Organisation Reporter ohne Grenzen.
Journalismus-Studenten werden befremdliche Studien-Inhalte vermittelt.
Kritische Stimmen innerhalb Russlands - besonders von unabhängiger Seite - sucht man vergebens. Selbst die unter Präsident Putin bisher geduldeten Medien Nowaja Gaseta, der Sender Doschd oder das Echo Moskau sind inzwischen von der Medien-Landkarte verschwunden. Nur aus dem Exil ist unabhängiger, russischer Journalismus noch möglich.
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Düstere Analyse zur Medienlandschaft
"Wir hatten den Eindruck, dass diese Inseln noch zugelassen wurden, um letztlich von der Staatsspitze her nicht den Kontakt zu jeder Kritik zu verlieren", erläuterte Peter Franck, Amnesty-Russlandexperte, im Videointerview mit der "Frankfurter Rundschau".
Birger Schütz, Pressereferent für den postsowjetischen Raum von der Organisation Reporter ohne Grenzen, sieht die Entwicklung besonders deprimierend: "Die Lage ist katastrophal" und eigentlich "beobachten wir den Zusammenbruch der unabhängigen Medienlandschaft".
Ein Grund für diese fatalen Entwicklungen sind auch die Restriktionen in der Berichterstattung, wenn es um den Ukraine-Krieg geht. Ausschließlich das russische Verteidigungsministerium ist die derzeit zulässige Quelle, auf die man sich beziehen darf. Jegliche Kritik an oder über die russische Armee wird schwer geahndet. Journalist:innen müssen mit bis zu 15 Jahren Haft rechnen, sollten sie - nach Kremlmeinung - falsche Informationen und Diskreditierungen über das Militär verbreiten.
Journalismus-Ausbildung: Eine Farce
Journalismus-Studierende kommen seit dem Beginn des Überfalls auf die Ukraine in den "Genuss" einer ganz besonderen Ausbildung: Ihnen wird beigebracht, dass sie sich in einem Informationskrieg mit dem Westen befänden, wie Schütz sagte. Zusätzlich sollen sich die jungen Studierenden lernen, sich gegen Meldungen über Homosexualität oder jegliche Kritik gegen Russland - gerne auch pauschal als "Russophobie" bezeichnet - zu stellen.
Der generelle Zugang zu Medien ist zwar gegeben - vorausgesetzt man kann VPN nutzen. Nur was soll das bringen, wenn die Masse der Russen diesen Zugang nicht hat und dadurch nicht erreicht werden kann? Hervorzuheben ist laut Franck aber die hervorragende Arbeit von Exil-Journalist:innen, die sich weiterhin für Aufklärung der Menschen in Russland einsetzen und sich damit nicht selten in Gefahr bringen.
- Verwendete Quellen: