"Killer der Meere"
Italien: Krabben-Plage bedroht Muschel-Produktion
- Veröffentlicht: 23.02.2024
- 13:35 Uhr
- Stefan Kendzia
In Italien geht die Blaue Schwimmkrabbe um. In einem Ausmaß, das immer mehr Fischer zwingt, ihre Muschel-Produktion einzustellen. Denn die Krabben lieben Austern und Muscheln im Übermaß.
Das Wichtigste in Kürze
Der "Killer der Meere", die Blaue Schwimmkrabbe, vermehrt sich in Italien explosionsartig.
Das Schalentier ernährt sich besonders gerne von Muscheln und Austern - Hauptbestandteil italienischer Spezialitäten.
Bereits 14 Genossenschaften des Fischereikonsortiums mussten ihre Produktion aufgrund von Muschelmangel bereits einstellen.
Eigentlich ist die Blaue Schwimmkrabbe an der Ostküste der USA oder im Golf von Mexiko beheimatet und dort längst als "Killer der Meere" bekannt. Spätestens seit letztem Jahr fühlen sich die Schalentiere auch in Italien wie Gott in Frankreich: Sie fressen Muscheln ohne Ende und verbreiten sich immer stärker.
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Krabbe ist süchtig nach Meeresgetier
Wie die "WAZ" berichtet, wird die Blaue Schwimmkrabbe immer mehr zu einer ernstzunehmenden Plage in Italien. Denn die ersten Fischer geben schon auf und stellen ihre Muschelproduktion ein. Der Grund: Die Krabbe ist geradezu süchtig nach Muscheln, Austern und anderem Meeresgetier. Problem: Die Hauptbestandteile für die italienischen Klassiker wie Spaghetti alle vongole oder Zuppa di cozze werden immer knapper. Das bereitet nicht nur Gastronomen Sorgen.
Der Grund für die Invasion der Krabbe? Wieder der Klimawandel. Die Adria erwärmt sich und die Krabbe freut's. Denn bei höheren Temperaturen vermehrt sie sich besonders gerne und zuverlässig. Bereits 14 Genossenschaften des Fischereikonsortiums der Region Polesine an der Mündung des Po mussten ihre Produktion aufgrund von Muschelmangel bereits einstellen. "Die Produktion ist um 70 Prozent eingebrochen", so Luigino Marchesini, Präsident des Fischereikonsortiums.
Die Krabbe landet auf den Gourmet-Speiseplan
Wie man der Plagegeister Herr werden kann, ist längst nicht geklärt - denn man kenne die Schalentiere noch nicht im Detail. Was man allerdings weiß: "Ein Weibchen [Blaukrabbe] legt bis zu acht Millionen Eier. Für unsere Meere ist dies eine Tragödie." Die Not macht erfinderisch: Laut einem Bericht von "Heute.at" werde die Blaukrabbe mit rechenartigen Instrumenten "gefischt" und dann zum Verkauf angeboten: Restaurants nahe Venedig und in Triest setzen die Tiere schon als Delikatesse auf die Speisekarte. Und das soll seine Berechtigung haben. Denn Gourmets heben ihren Geschmack besonders hervor - in den USA gelten sie längst als Leckerbissen.
Die Lösung sei das aber nicht. Die Krabbe müsse dringend mehr erforscht werden, um sie zu bekämpfen. Außerdem stehe der Tourismus erneut vor einer gruseligen Invasion der Krabben. Denn die Tiere vermehren sich besonders in seichtem Gewässer unweit der Strände der Adria-Küste. Auch diese Saison könnte es - wie im vergangenen Jahr auch - zu einer Plage an der Adria kommen. Eine direkte Gefahr für Menschen stellen die Blaukrabben allerdings nicht dar - auch wenn sie in Massen aggressiv werden können.
- Verwendete Quellen: