Wohnraum immer teurer
Kostenexplosion bei den Mieten
- Veröffentlicht: 13.12.2022
- 14:54 Uhr
- Clarissa Yigit
Wohneigentum ist aufgrund gestiegener Kreditzinsen und Baupreise als auch der Inflation kaum mehr bezahlbar. Zudem explodieren die Mieten in Deutschland. Eine Besserung für das kommenden Jahr scheint nicht in Sicht.
Das Wichtigste in Kürze
Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) sind die Mieten in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg am meisten gestiegen.
Gründe seien ein Ausgleichen der Inflation als auch Aufholeffekte im ländlichen Raum, wie Michael Voigtländer vom IW beschreibt.
Die Mietpreise in Metropolen sind nur moderat gestiegen.
Am Wohnungsmarkt in Deutschland rumort es. Nicht nur die Bauzinsen für neue Immobilien steigen, auch die Mieten sind teurer geworden. So sind diese nach Daten des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Schnitt um 5,8 Prozent zum Vorjahresquartal gestiegen. Besonders in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg hat sich das bemerkbar gemacht. In den beiden Bundesländern stiegen die Angebotsmieten im dritten Quartal – im Vergleich zum Vorjahreszeitraum – um 10,3 und um 9,1 Prozent, gefolgt von Berlin mit 8,3 Prozent.
Am wenigsten stark gestiegen sind die Mieten hingegen in Baden-Würtemberg (4,4 Prozent), Sachsen (4,1 Prozent), Hessen (4,3 Prozent) und Hamburg (4,3 Prozent). Auf den großen Immobilienportalen lagen dem Jahresvergleich der Angebotsmieten rund 1,5 Millionen Inserate zugrunde. Diese Angebotsmieten bedeuten noch keine abgeschlossenen Mietverträge, weisen aber die Richtung am Mietmarkt.
Zwei Gründe für den rasanten Anstieg
Michael Voigtländer, Leiter des Clusters Globale und regionale Märkte am IW, nennt vor allem zwei Faktoren, die diese Entwicklung beschleunigen. "Zum einen versuchen Vermieter, die hohe Inflation auszugleichen und über ihre Mieteinnahmen zumindest teilweise zu kompensieren", so Voigtländer. Zum anderen gelinge ihnen das aber nur, weil der Mietmarkt sich weiter zugespitzt habe. "Wer bisher kaufen wollte, kann sich jetzt durch die hohen Zinsen oft kein Eigentum mehr leisten, entsprechend schauen sich diese Menschen nun auf dem Mietmarkt um." Zudem gebe es Aufholeffekte im ländlichen Raum.
Aufgrund des Immobilienbooms der vergangen Jahre sind in den Metropolen Deutschlands die Mietpreise bereits auf einem vergleichsweisen hohen Niveau. Betrachtet man die einzelnen Großstädte, sind die Angebotsmieten daher teilweise nur moderat gestiegen. So gab es beispielsweise in Frankfurt einen leichten Anstieg um 1,4 Prozent. In Stuttgart waren es 2,4 Prozent und in München 3,5 Prozent.
Stärker gestiegen sind die Mietpreise in Düsseldorf mit einem Anstieg von 5,9 Prozent, Leipzig mit 7,8 Prozent und Berlin mit 8,3 Prozent. "In den sehr teuren Städten fallen die Zuwächse - wahrscheinlich aufgrund fehlender Zahlungsfähigkeit - geringer aus", meint Voigtländer.
Ursachen für die hohen Mieten
Gestiegene Kreditzinsen, Baupreise als auch die Inflation machen Wohneigentum zunehmend unbezahlbar. Aus diesem Grund weichen Menschen auf den Mietmarkt aus. Dies wiederum verstärkt den Aufwärtsdruck, wie es in einer Studie der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) heißt. Der Verband deutscher Pfandbriefbanken als auch die DZ Bank beobachteten jüngst anziehende Neuvertragsmieten. Die Zuwanderung von Flüchtlingen aus der Ukraine sei ebenfalls ein Grund, wie die DZ Bank beschreibt. Außerdem treffe ein hoher Bedarf an bezahlbarem Wohnraum auf sinkende Leerstände in den Städten.
Hinzu kommt, dass die jährlich geplanten 400.000 neuen Wohnungen, die sich die Bundesregierung als Ziel gesetzt hat, wohl ebenfalls nicht eingehalten werden können. Wie der Zentralverband des deutschen Baugewerbes prognostiziert, dürften 2023 lediglich 245.000 Wohnungen fertiggestellt werden, rund zwölf Prozent weniger als im laufenden Jahr.
DGB und Mieterbund fordern Eingreifen der Politik
Damit niemand in der Krise seine Wohnung verliert, fordert der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) "ein temporäres Mietmoratorium", wie DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell beschreibt. Solch ein Moratorium griff bereits während der Corona-Pandemie. Hier waren Mieter:innen vorübergehend vor Kündigungen geschützt, falls sie wegen der Krise in Zahlungsrückstand gerieten. Um den Druck aus dem Wohnungsmarkt zu nehmen, reiche außerdem die neue Wohngeldreform nicht aus. "Es fehlt zu viel Personal in den Wohngeldstellen, als dass das Geld schnell bei den Anspruchsberechtigten ankommen würde", ergänzt Körzell.
Der Deutsche Mieterbund fordert zudem "ein Verbot des Neuabschlusses von Indexmieten, eine
Kappung von Indexmieterhöhungen im Bestand, eine anwendbare Mietpreisbremse und die Ahndung von Mietwucher", wie Bundesdirektorin Melanie Weber-Moritz erläutert. So würden Indexmietverträgen die Mieten an die Inflation koppeln.