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Landwirte besorgt

Maul- und Klauenseuche: Krisenstab einberufen und Sondersitzung des Bundestags

  • Aktualisiert: 10.01.2025
  • 21:23 Uhr
  • dpa
10. Januar 2025: Männer in Schutzkleidung und mit Gewehren gehen zu einem Stall in Hoppegarten. In dem Betrieb gibt es Fälle der Maul- und Klauenseuche in Brandenburg.
10. Januar 2025: Männer in Schutzkleidung und mit Gewehren gehen zu einem Stall in Hoppegarten. In dem Betrieb gibt es Fälle der Maul- und Klauenseuche in Brandenburg.© Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Aus Sorge der deutschen Landwirte um wirtschaftliche Folgen nach dem Ausbruch der für Tiere höchst gefährlichen Maul- und Klauenseuche in Brandenburg hat Agrarminister Özdemir einen Zentralen Krisenstab eingerichtet. Auch der Bundestag wird sich kommende Woche mit der Tierseuche befassen.

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Erstmals seit mehr als 35 Jahren ist es in Deutschland zu einem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) gekommen. Die für Tiere hoch ansteckende Viruserkrankung wurde in einer Büffel-Herde im brandenburgischen Landkreis Märkisch-Oderland nicht weit von Berlin entfernt entdeckt.

Eine Taskforce aus Tierärzt:innen und Spezialist:innen des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) will nun klären, auf welchem Weg es zur Ansteckung kam. Auch weitere Betriebe - darunter einige in Berlin - werden überwacht.

Im Video: Vogelgrippe breitet sich weiter aus: Drosten warnt vor neuer Pandemie

Özdemir beruft Krisenstab ein

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) informierte seine Amtskolleg:innen aus den Bundesländern über die Entwicklung und berief einen Zentralen Krisenstab ein. Landwirt:innen sind in großer Sorge vor einer raschen Ausbreitung der Tierseuche und wirtschaftlichen Folgen.

2001 zum Beispiel hatte es einen verheerenden Seuchenzug in Großbritannien mit Folgeausbrüchen in anderen europäischen Ländern gegeben, Millionen Tiere wurden getötet.

Die Maul- und Klauenseuche ist eine hochansteckende Viruserkrankung bei Klauentieren wie Rindern, Schafen, Ziegen und Schweinen. Auch viele Zoo- und Wildtiere können erkranken. Für Menschen ist sie nicht gefährlich.

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Drei infizierte Wasserbüffel verendet

Drei Wasserbüffel verendeten in Hönow, nicht weit von der Berliner Stadtgrenze entfernt, wie Brandenburgs Agrarministerin Hanka Mittelstädt mitteilte. Das Friedrich-Loeffler-Institut bestätigte für Proben eines Tieres eine Infektion mit dem MKS-Virus, so das Forschungsinstitut und Nationale Referenzlabor für Maul- und Klauenseuche. Der Landwirt habe drei Büffel tot auf seiner Weide gefunden, schilderte eine Landkreis-Sprecherin. 

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Betroffene Schweine werden getötet

Der gesamte Bestand wurde getötet - in Hönow sind es weitere elf Büffel des betroffenen Tierhalters gewesen. Dort waren am Freitagnachmittag (10. Januar) mehrere Männer in Schutzanzügen und teils mit Gewehren im Einsatz.

Auch Schweine in einer Nachbarregion sollen getötet werden. Wie der Vize-Landrat des Kreises Märkisch-Oderland, Friedemann Hanke, sagte, werden in einem Umkreis von einem Kilometer um die Weide mit der betroffenen Wasserbüffel-Herde alle Paarhufer getötet. Dies betreffe vier Schafe und im angrenzenden Landkreis Barnim eine Schweinezucht mit rund 200 Tieren.

Landesagrarministerin Mittelstädt sagte, die Tierseuche sei nicht zu unterschätzen. "Es ist in der Tat ein wirtschaftliches Risiko für die tierhaltenden Betriebe." Deutschland und die EU galten dem FLI zufolge in den vergangenen Jahren als frei von MKS. Den letzten Ausbruch der MKS in Deutschland gab es 1988 in Niedersachsen.

Bundestag beschäftigt sich mit Ausbruch der Tierseuche

Der Bundestag beschäftigt sich in der kommenden Woche mit dem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche. Nach Angaben der Grünen-Abgeordneten Renate Künast kommt der Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft am Mittwoch (15. Januar) auf Antrag ihrer Fraktion und der SPD zu einer Sondersitzung zusammen. An dem Treffen nimmt demnach auch Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) teil.

Im Video: Bayern - Drei Menschen mit tödlicher Tierseuche infiziert

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Weitere Tierhaltungsbetriebe werden überprüft

Im betroffenen Landkreis in Brandenburg müssen Sicherheitsvorkehrungen greifen: Es wird für einen Umkreis von mindestens drei Kilometern eine Sperrzone eingerichtet. Tiertransporte etwa sind vorerst verboten. Es gibt zudem eine sogenannte Überwachungszone, die auch einen Teil des Landkreises Barnim und Berlin erreicht.

Nach dem Ausbruch bei der Wasserbüffel-Herde folgen auch Untersuchungen in anderen Tierhaltungs-Betrieben, wie eine Landkreis-Sprecherin sagte. Ein Krisenstab des Landkreises tritt in Märkisch-Oderland zusammen. Am Samstag wird dazu Agrarministerin Mittelstädt erwartet.

Fleischverzehr für Menschen ungefährlich

Es werde sicher bis Montag dauern, bis die Expert:innen der FLI mehr zum Virus und aus den Untersuchungen wissen, hieß es von dem Forschungsinstitut. Landesagrarministerin Mittelstädt sagte: "Die Untersuchungen werden hoffentlich herausfinden, wie der Eintrag passiert ist und wie jetzt gegebenenfalls Übertragungen stattgefunden haben oder nicht".

Wer Lebensmittel von an Maul- und Klauenseuche (MKS) erkrankten Tieren verzehrt, muss keine Erkrankung befürchten. Darauf weist das Bundesinstitut für Risikobewertung hin. Infektionen des Menschen mit dem MKS-Virus seien grundsätzlich selten - und Folge eines unmittelbaren intensiven Kontakts mit erkrankten Tieren. Es sei nicht bekannt, dass eine Infektion und eine Erkrankung nach dem Verzehr von Lebensmitteln möglich sei. Auch die Übertragung des Virus von Mensch zu Mensch sei nicht bekannt.

Der Berliner Tierpark muss wegen des Ausbruchs vorübergehend schließen. Das teilte der Betreiber auf seiner Internetseite mit. Die Schließung sei als Präventivmaßnahme mit dem Bezirksamt Lichtenberg abgestimmt.

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:newstime vom 10. Januar 2025 | 19:45
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:newstime vom 10. Januar 2025 | 19:45

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  • Ab 12
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