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Altbundespräsident bei "maybrit illner"

Joachim Gauck: "Menschen sind veranlagt zum Hassen"

  • Aktualisiert: 27.10.2023
  • 10:37 Uhr
  • Rebecca Rudolph
 Joachim Gauck, ehemaliger Bundespräsident, ist bei "maybrit Illner" zu Gast.
Joachim Gauck, ehemaliger Bundespräsident, ist bei "maybrit Illner" zu Gast.© Uwe Anspach/dpa

Der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck sieht Deutschland fest an der Seite Israels stehen – auch aus historischer Verantwortung.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Joachim Gauck ist sicher, dass Deutschland sich nicht von Israel abwenden wird.

  • Er erkennt eine Schieflage in der innerpolitischen Diskussion über den Judenhass.

  • Der Politiker prognostiziert, dass die neue Partei der Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht vor allem AfD und SPD Wähler abwerben wird.

Der frühere Bundespräsident Joachim Gauck ist sich sicher: "Wir werden die Allerletzten sein, die die Solidarität mit Israel aufkündigen", wie er in der ZDF-Sendung "maybrit illner" betont. Auch, wenn die israelische Politik Fehler mache, die auch in Israel selbst scharf kritisiert würde. Unvorstellbar für den 83-Jährigen ist, dass das Volk derer, die Abermillionen Juden hingemordet hat, sich abwendet.

Gauck erkennt eine Schieflage in der innerpolitischen Diskussion über den Judenhass. Die Erwähnung von importiertem Antisemitismus führte rasch dazu, dass von links der Vorwurf der Fremdenfeindlichkeit erhoben wurde.

Dabei handele es sich um einen sehr virulenten Antisemitismus, dem zu wenig entgegengesetzt worden sei. "Menschen sind veranlagt zum Hassen", stellt Gauck fest, "wir werden Hass nicht wegdiskutieren und wegzaubern können. Aber wir können Menschen lösen, vielleicht auch erlösen aus dem Gefängnis des Hasses."

Deutsche Pflicht gegenüber Israel

Aus der deutschen Geschichte, gemeint ist hier der Nationalsozialismus, resultiert nicht nur eine spezielle Verpflichtung gegenüber dem Staat Israel und der jüdischen Bevölkerung.

Deutsche wollen gut sein. Und das ist gut so.

Joachim Gauck, Bundespräsident a.D.

Nach Gaucks Meinung sehe das Grundgesetz deshalb ein besonders weit reichendes Asylrecht vor, das zu massiver Zuwanderung geführt habe. Das wiederum führe zu Unsicherheit und dem Empfinden von Fremdheit.

"Es gibt einen bestimmten Punkt, wo diese massive Zuwanderung so viel Wandel erzeugt, dass die Menschen abswitchen, und dann fehlt die Akzeptanz für eine liberale Politik. Manchmal sind uns gute Absichten im Wege, die bittere Realität zu erkennen."

Doch Politik sei nicht immer die Gestaltung des Schönen und Wünschenswerten, sondern auch des weniger Schlechten. Ohne dieses Verständnis würden die extremistischen Gruppen an Einfluss gewinnen.

Im Video: Ex-Bundespräsident Gauck für "neue Entschlossenheit" in Flüchtlingspolitik

Ex-Bundespräsident Gauck für "neue Entschlossenheit“ in Flüchtlingspolitik

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Wagenknechts Partei ist ein "verhängnisvolle Überschneidung" zur AfD

Nach Einschätzung Gaucks wird das Bündnis der bisherigen Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht vor allem AfD-und SPD-Wähler:innen abwerben. "Hier entsteht eine Partei, die ausgewählte linke mit nationalpopulistischen Argumenten verbindet – und vor allem den Sozialdemokraten und der AfD Wähler:innen abspenstig machen könnte", sagte Gauck den Zeitungen der Mediengruppe Bayern. 

In der ZDF-Sendung "maybrit illner" sagte Gauck, eine verhängnisvolle Überschneidung mit der AfD bestehe darin, dass Wagenknecht es liebe, die Eliten im Grunde niederzumachen und ihnen Unfähigkeit und strukturelles Versagen vorzuwerfen. "Und diese Elitenfeindlichkeit, das ist ein schönes Sammelbecken, wo sich die Reaktionären unterschiedlicher Farben miteinander verbinden können."

Er gab die Prognose ab, dass die neue Partei "überall im Osten kräftig absahnen" werde. "Ich bedauere schon jetzt diejenigen, die mit einer Partei von Sahra Wagenknecht koalieren müssten. Ich sehe dieses einstweilen nicht." Er sei auch gespannt, wie es gelinge, ein gemeinsames Programm der doch ziemlich verschiedenen Frustrierten zu gestalten.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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