Soldaten und Panzer ziehen sich zurück
Nach Putschversuch in Bolivien: Ex-General festgenommen
- Veröffentlicht: 27.06.2024
- 02:59 Uhr
- Franziska Hursach
In Bolivien hat es offenbar einen Putschversuch gegen die Regierung gegeben. Soldaten besetzten kurzzeitig den zentralen Platz von La Paz und sind in den Präsidentenpalast eingedrungen.
Das Wichtigste in Kürze
In Bolivien ist ein Putschversuch mit mehreren gepanzerten Fahrzeugen und Soldaten auf dem Platz vor dem Präsidentenpalast gescheitert.
Der bisherige Oberbefehlshaber Juan José Zúñiga, der den Putsch anführte, wurde abgesetzt und festgenommen.
Auf der Online-Plattform X rief Boliviens Präsident Luis Arce zur Achtung der Demokratie auf.
In Bolivien ist es offenbar zu einem Putschversuch gekommen. Am Mittwoch (26. Juni) wurde der Platz vor dem bolivianischen Regierungspalast kurzzeitig von Soldaten eingenommen. Aufnahmen des bolivianischen Fernsehens zeigten zwei Panzer und etliche Männer in Militäruniformen vor dem Palast. Die gepanzerten Fahrzeuge rammten die Türen des Gebäudes.
Oberbefehlshaber festgenommen
Nach Angaben der Nachrichtenagenturen Reuters und AFP haben sich die Einheiten des Militärs wieder aus der Umgebung zurückgezogen. Mit ihrem Rückzug kamen die Soldaten demnach der Aufforderung eines neu eingesetzten Armeechefs nach. Medienberichten zufolge hatte der bolivianische Präsident Luis Arce zuvor den bisherigen Oberbefehlshaber Juan José Zúñiga, der den Putsch anführte, für abgesetzt erklärt und festnehmen lassen.
Zúñiga wird Terrorismus und bewaffneter Aufstand gegen die Sicherheit und Souveränität des Staates vorgeworfen. Zuvor hatte die Staatsanwaltschaft einen Haftbefehl ausgestellt. Der Ex-Generalkommandant selbst erklärte, sein Ziel sei, die Demokratie im Land "umzustrukturieren".
Genug der Verarmung unseres Heimatlandes, genug der Demütigung des Militärs. Wir sind gekommen, um unseren Unmut zu äußern.
Juan José Zúñiga, bisheriger Armeechef
Vor Medienvertretern sprach er von "Angriffen auf die Demokratie", ohne dies näher zu erläutern.
"Geplanter Staatsstreich"
Boliviens Präsident Arce äußerte sich zu dem "irregulären Truppenaufmarsch" auf der Plattform X und warnte vor einem Putsch des Militärs.
Wir verurteilen die irregulären Mobilisierungen einiger Einheiten der bolivianischen Armee. Die Demokratie muss respektiert werden.
Boliviens Präsident Luis Arce
Arce zufolge könne man keine Putschversuche zulassen. Der ehemalige bolivianische Präsident Evo Morales prangerte ebenfalls in einer Botschaft auf X die Bewegung des Militärs auf dem Murillo-Platz vor dem Palast an und bezeichnete sie als einen "geplanten Staatsstreich".
Boliviens Vizepräsident David Choquehuanca sagte: "Wir prangern vor der internationalen Gemeinschaft an, dass es sich um einen Staatsstreich gegen unsere demokratisch gewählte Regierung in Bolivien handelt."
In den vergangenen Monaten haben sich die Proteste wegen des wirtschaftlichen Abstiegs Boliviens verschärft. Das Land erlebt zudem ein Zerwürfnis an der Spitze der Regierungspartei. Arce und sein einstiger Verbündeter Morales ringen vor den für 2025 geplanten Wahlen um die Zukunft der zersplitterten Bewegung zum Sozialismus.
Im Video: Unwetter in Bolivien - Dutzende Tote und gewaltige Schlammflut
- Verwendete Quelle:
- Nachrichtenagentur dpa