Deutsches Rentensystem
Neue Zahlen zur Altersarmut: Über zwei Millionen Rentner leben unter Armutsgrenze
- Veröffentlicht: 23.05.2025
- 08:26 Uhr
- Benedict Hottner
Immer mehr ältere Menschen in Deutschland leben unterhalb der Armutsgrenze – besonders betroffen sind Frauen. Neue Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen einen dramatischen Anstieg.
Das Wichtigste in Kürze
Altersarmut wird in Deutschland ein immer größeres Problem.
Neue Zahlen des Statistischen Bundesamts sind alarmierend.
Frauen sind besonders davon betroffen.
In Deutschland sind aktuell rund 3,4 Millionen Menschen im Rentenalter von Armut bedroht. Das zeigen neue Daten des Statistischen Bundesamts. Besonders betroffen: Frauen. Allein 2,1 Millionen Rentnerinnen leben unterhalb der Armutsgefährdungsgrenze, bei Männern sind es etwa 1,3 Millionen.
Die Auswertung der Statistikbehörde geht auf eine Anfrage des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW) zurück. Sie zeigt: Die Altersarmut nimmt seit Jahren zu – im Vergleich zu 2005 ist die Zahl der betroffenen Rentnerinnen und Rentner um 76 Prozent gestiegen.
Frauen und Ältere besonders gefährdet
Im Jahr 2024 galten laut Statistischem Bundesamt 19,6 Prozent der Menschen ab 65 Jahren in Deutschland als armutsgefährdet. Damit ist die Quote um 1,2 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr gestiegen – und auf dem höchsten Stand seit 2020. Besonders gefährdet sind Frauen, ausländische Rentner:innen und alleinlebende Ältere.
Wagenknecht fordert Mindestrente nach österreichischem Modell
BSW-Chefin Sahra Wagenknecht kritisiert das deutsche Rentensystem scharf. Im Gespräch mit dem Stern bezeichnete sie es als "frauenfeindlich" und sprach sich für eine Reform nach österreichischem Vorbild aus. Ihre Partei fordert eine Mindestrente von 1.500 Euro nach 40 Beitragsjahren.
In Österreich zahlen fast alle Erwerbstätigen in die gesetzliche Rentenkasse ein. Die durchschnittliche Rentenhöhe liegt dort spürbar über dem deutschen Niveau. Fachleute weisen jedoch darauf hin, dass die Systeme nicht eins zu eins vergleichbar sind.
Rentenversicherung kritisiert fehlende Bundesmittel
Auch die Deutsche Rentenversicherung sieht strukturelle Probleme. Laut Expertinnen und Experten wären deutlich höhere Renten oder niedrigere Beiträge möglich, wenn der Bund alle politisch gewollten Leistungen aus Steuergeldern zahlen würde.
Im Jahr 2023 fehlten dafür laut Rentenversicherung rund 40 Milliarden Euro. Der aktuelle Beitragssatz von 18,6 Prozent könnte um zwei Prozentpunkte sinken – oder das Rentenniveau von derzeit 48 Prozent um vier Punkte steigen, erklärte Imke Brüggemann-Borck von der Deutschen Rentenversicherung.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa
- t-online.de: "Armut bei Rentnerinnen auf Rekordhoch"