Stall, Weide oder Bio?
Neues Logo zur Tierhaltung: Bundestag will Kennzeichnung beschließen
- Veröffentlicht: 16.06.2023
- 10:33 Uhr
- Anne Funk
Schon lange wurde um die Kennzeichnung für den Fleischkauf gerungen, nun will der Bundestag endlich eine Entscheidung treffen. Ein neues Logo soll Verbraucher:innen darüber aufklären, wie das Schwein einst sein Leben verbracht hat.
Wie gut ging es dem Tier, dessen Fleisch man für seinen Grillabend im Supermarkt kauft? Diese Frage lässt sich meist nur schwer beantworten, ein neues Logo soll nun Klarheit schaffen. Der Bundestag will nach jahrelangem Hin und Her am Freitag (16. Juni) eine staatliche Kennzeichnung beschließen.
Daran soll man beim Fleischkauf die Bedingungen der Tierhaltung erkennen. Die Pflichtanzeige soll noch in diesem Jahr in die Kühltheke gebracht werden, zunächst einmal für frisches Schweinefleisch. Außerdem sollen im Parlament Erleichterungen für Bauern beschlossen werden, wenn sie ihre Ställe für bessere Haltungsformen umbauen wollen.
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Die Kennzeichnung sei ein überfälliger Schritt, so Grünen-Fraktionschefin Britta Haßelmann. "Verbraucherinnen und Verbraucher wollen wissen, was sie essen", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Nun werde die dafür notwendige Transparenz geschaffen. Mit der Eierkennzeichnung gebe es seit fast 20 Jahren ein erfolgreiches Vorbild, doch daran seien die Vorgängerregierungen beim Fleisch nicht herangekommen. "Damals wurde im Supermarkt für alle erkennbar, wie Hühner gehalten werden." Der Anteil unverarbeiteter Eier aus Käfighaltung sei damit stark reduziert worden.
Das ist das neue Tierhaltungslogo
Das Logo solle sachlich-nüchtern aussehen: ein weißes, leicht abgerundetes Rechteck, in dem in schwarzer Umrahmung "Tierhaltung" steht. Ein schwarz ausgefülltes kleineres Rechteck soll dann die Haltungsform anzeigen. Für jede der fünf Kategorien gibt es kleine Rechtecke.
Die Haltungsform-Kategorien lauten:
- "Stall": gesetzliche Mindestanforderungen
- "Stall + Platz": 12,5 Prozent mehr Platz
- "Frischluftstall": Kontakt zu Außenklima etwa mit offenen Stallseiten
- "Auslauf/Weide"
- "Bio"
Bei gemischten Produkten wie Hackfleisch oder großen Packungen mit Fleisch aus verschiedenen Haltungsformen können in den kleinen Rechtecken auch Prozentangaben stehen: also beispielsweise "70 % Stall" und "30 % Stall+Platz". Wenn eine Haltungsform mit mindestens 80 Prozent dominiert, kann nur sie auf dem Aufdruck markiert werden. Die Kennzeichnung soll verpflichtend für inländische Erzeugnisse aller Haltungsformen sein.
Die schrittweise Einführung rechtfertigte Agrarminister Cem Özdemir (Grüne), um das Logo nach früheren geplatzten Anläufen überhaupt wahrzumachen - es solle aber zügig weitergehen. Nach dem Willen der Ampel-Koalition soll noch in diesem Jahr eine Ausweitung auf verarbeitete Ware wie Wurst und die Gastronomie vorgenommen werden - ebenso auf Zuchteber, Sauen und Ferkel. Anschließend sollen noch in dieser Wahlperiode bis 2025 andere Tierarten folgen. Auch eine ausgedehntere Kennzeichnung nach dem Herkunftsland stehe auf dem Plan.
Neben dem Logo will der Bundestag am Freitag auch Erleichterungen im Baurecht für Ställe beschließen. Diese sollen möglich werden, wenn Anlagen für die Haltungsformen "Frischluftstall", "Auslauf/Weide" und "Bio" umgestaltet werden. So sollen Bauern größer bauen können, um jedem Tier mehr Platz zu bieten - solange die Höchstzahl der Tiere gleich bleibt.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa