Qualitätsurteil
Olivenöl bei Stiftung Warentest: Sechs von 23 Produkten fallen durch
- Aktualisiert: 21.03.2024
- 16:49 Uhr
- Clarissa Yigit
Stiftung Warentest hat 23 Olivenöle untersucht. Nach ihrem Ergebnis hätten sechs Öle erst gar nicht in den Handel kommen dürfen. Lediglich zwei schnitten mit dem Qualitätsurteil "gut" ab.
Das Wichtigste in Kürze
Die Tester:innen der Stiftung Warentest nahmen 23 Olivenöle unter die Lupe.
Dabei entdeckte das Testinstitut sensorische Fehler, die bei den getesteten Produkten einen ranzigen, stichigen oder schlammigen Eindruck hinterließen.
Nicht nur schlechtere Qualität wurde festgestellt, der Preis der Öle ist zudem stark gestiegen.
Stiftung Warentest hat Olivenöle getestet. Ernüchterndes Ergebnis der Tester:innen: Schlechte Gesamtqualität zu deutlich höheren Preisen. Insgesamt haben die Warentester:innen 23 Olivenöle unter die Lupe genommen - vier Bratolivenöle und 19 Öle der Güteklasse "Nativ Extra".
Dabei erreichten nur zwei der "nativen Öle" - der in Deutschland überwiegend verkauften Güteklasse – ein gutes Qualitätsurteil. Sechs hingegen sind mangelhaft, da sie Fehler in der Sensorik wie ranzig, stichig oder schlammig aufweisen. Mit diesen Mängeln hätten die Öle der höchsten Güteklasse somit gar nicht erst verkauft werden dürfen.
Bei "Nativen Olivenölen Extra" sind laut Stiftung Warentest keine sensorischen Fehler erlaubt. Falls dennoch ein Fehler entdeckt wurde, gelte das Öl als nicht mehr "nativ extra". Insgesamt 15 nennt dabei die Olivenöl-Verordnung.
"Native Olivenöle" hingegen dürfen "leichte sensorische Fehler und eine weniger gute chemische Qualität haben."
Als "extra vergine" wird ein Olivenöl bezeichnet, wenn dieses ein Mindestmaß an Fruchtigkeit ("eicht“, "mittel", "intensiv", "grün" oder „reif“) aufweist.
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Deshalb wurde die Qualität der Öle schlechter
Verantwortlich für die schlechten Ergebnisse bei dem Öltest seien unter anderem Schädlinge, die vielen Olivenbäumen im Mittelmeerraum in den vergangenen beiden Sommern zusetzten und den Früchten schadeten. Aber auch die extreme Hitze sowie Wassermangel sorgten dafür, dass die durchschnittliche Qualität im Vergleich zu früheren Jahrgängen deutlich gesunken ist.
"Zum ersten Mal haben wir den Eindruck, dass sich die Klimakrise in einem Lebensmitteltest niederschlägt", erklärt Jochen Wettach, Lebensmittelchemiker der Stiftung Warentest.
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Auswirkungen des Qualitätsrückgangs
So würden sensorische Fehler beispielsweise entstehen, wenn Früchte vor dem Pressen zu lange zu warm gelagert wurden und angegoren sind. Dies hinterlasse dann einen stichig-schlammigen Eindruck. Daher seien Oliven in manchen Gegenden bereits früher reif und müssen "statt im kühleren Herbst schon in wärmeren Monaten gepflückt werden", so Stiftung Warentest. Zudem könne auch der Gehalt des gesundheitsförderlichen Polyphenols durch den Klimastress gesenkt werden.
Polyphenole senken unter anderem das Risiko für bestimmte Krebsarten, wirken positiv auf das Immunsystem und sind antioxidativ, erklärt "gesundheit.gv.at". Aktuell fanden die Tester:innen ein Sechstel weniger Polyphenole als im letzten Test aus dem Jahr 2022.
Einige werden die hohen Standards des deutschen Handels nicht halten können.
Tomislav Bucic, Manager von Bertolli
"Einige werden die hohen Standards des deutschen Handels nicht halten können“, zitiert der "Spiegel" Bertolli-Manager Tomislav Bucic, der damit andeute, dass sich auch das Sortiment in den Supermarktregalen verkleinern werde.
Ein weiteres Manko ist, dass die Öle zwar in der Qualität gesunken sind, im Preis aber deutlich gestiegen. So habe sich seit dem Jahr 2022 kaum ein Lebensmittel in Deutschland so verteuert wie Olivenöl. Zudem sei der Preis für diese Ölsorte deutlich stärker gestiegen als für andere Pflanzenöle.
Der durchschnittliche Preis für einen Liter natives Olivenöl lag damit im letzten Test aus dem Jahr 2022 bei 10,30 Euro. Heute liege dieser im Durchschnitt bei 15,70 Euro. Die beiden guten "Nativ-Extra"-Olivenöle kosten sogar 34 beziehungsweise 46 Euro je Liter.
Susanne Henn aus der SWR 3-Umweltredaktion ergänzt, dass die Verteuerung auch mit dem Einbruch bei der Ernte einhergehe. So sind diese um 40 Prozent gesunken, was die Preise für Olivenöl um bis zu 70 Prozent ansteigen hat lassen.
Das sind die Testsieger
Native Olivenöle (Qualitätsurteil: "gut")
- "Caieta Olio extra vergine di oliva" (Cosmo di Russo, 46 Euro/Liter)
- "Kreta Olivenöl nativ extra", bio (Rapunzel, 34 Euro/Liter)
Bratöle (Qualitätsurteil: "gut")
- "Brat Olivenöl", bio (Alnatura, 18,70 Euro/Liter)
- "Brat-Olive Mediterran", bio (Byodo, 20 Euro/Liter)
Beide "Nativen Olivenöle" seien rundum ausgewogen, deutlich bitter und scharf und hätten somit geschmacklich hervorgestochen, so die Tester:innen. Für die gut prämierten Öle müssten Konsument:innen allerdings tiefer in die Tasche greifen.
Das sind die Testverlierer
Schadstoffnote: "ausreichend"
- "Classico Natives Olivenöl Extra" (Filippo Berio)
- "Brat Olivenöl" (Bertolli)
- "Beste Wahl Olivenöl" (Bratöl zum Braten und Grillen von Rewe)
Bei allen drei Ölen fanden die Tester:innen eine starke Belastung mit aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffen (Moah). Zwar gebe es keinen Grenzwert, aber alle Sorten hätten den Orientierungswert von Lebensmittelüberwachung und -wirtschaft überschritten. Moah gilt als möglicherweise krebserregend und werden beispielsweise von Erntemaschinen eingetragen.
Zudem seien sowohl das "Brat Olivenöl" von Bertolli als auch das "Beste Wahl Olivenöl" von Rewe hoch mit einem Fettschadstoff belastet (3-MCPD) - hielten aber noch den Grenzwert ein.
Qualitätsurteil: "Mangelhaft"
- "Olivenöl nativ extra mild", bio (Bio Planète)
- "Natives Olivenöl extra" (Edeka Gut & Günstig)
- "Natives Olivenöl Extra" (Fiore)
- "K-Bio Natives Olievenöl Extra", bio (Kaufland)
- "K-Classic Natives Olivenöl Extra" (Kaufland)
- "Natives Olivenöle Extra" (La Española)
- Verwendete Quellen:
- Stiftung Warentest: "Klimawandel lässt Produktqualität sinken"
- Stiftung Warentest: "So schmeckt Klimawandel"
- Spiegel: "Qualität von Olivenöl ist drastisch gesunken"
- SWR 3: "Olivenöl im Test: So schneiden billige Produkte bei Stiftung Warentest ab!"
- Gesundheit.gv.at: "Polyphenole"