Zwei Männer tot
"Ostern unter Angst" in Bad Nauheim: Ermittler gehen nach Doppelmord von persönlichem Motiv aus
- Aktualisiert: 20.04.2025
- 20:07 Uhr
- dpa
In einem Wohngebiet im hessischen Bad Nauheim fallen Schüsse. Zwei Männer sterben. Anwohner sind geschockt und beunruhigt. Die Polizei nimmt ein persönliches Motiv an.
Zwei Kreidekreise der Spurensicherung auf dem Bürgersteig zeugen von der Bluttat in der hessischen Kurstadt Bad Nauheim. Am Tag nach den tödlichen Schüssen auf zwei türkische Männer aus einer Familie ermittelt die Polizei mit vielen Kräften weiter und fahndet auch nach möglichen Schützen. Die beiden Männer waren am späten Nachmittag des Karsamstags (19. April) auf dem Rasen vor einem Mehrfamilienhaus gefunden worden.
Opfer gehörten zu einer Familie
Die getöteten Männer waren 28 und 59 Jahre alt und Schwiegervater und Schwiegersohn, teilen Polizei und Staatsanwaltschaft am Nachmittag des Ostersonntag (20. April) mit. Die Ermittler:innen gehen von einem persönlichen Motiv als Tathintergrund aus - und betonen: "Hinweise auf Gefahren für Unbeteiligte liegen aktuell nicht vor." Einzelheiten nennen sie aus ermittlungstaktischen Gründen nicht, auch nicht, ob und nach wie vielen Tätern sie suchen.
Im Hauseingang am Tatort in einem Wohngebiet am Stadtrand sieht man noch die Spuren der Bluttat. Nachbarn in der Wohnsiedlung sind geschockt und besorgt, einige verlassen nur ungern ihre Wohnungen. Ihre Namen wollen viele Menschen, die mit Hunden oder zu einem Ausflug unterwegs sind, nicht nennen. Viele von ihnen hatten am Tag zuvor mehrere Schüsse gehört.
Anwohner sind geschockt und haben Angst
Anwohnerin Brigitte Schäfer hat fünf Schüsse gehört, da ist sie sich ganz sicher - und Menschen hätten geschrien, sagt sie am Ostersonntag. "Wir haben alle noch Angst", sagt Schäfer. "Das nimmt die Leute ganz schön mit." Sie hätten auch Angst, dass sich der Täter irgendwo im Grünen verstecke.
Gegen 17.40 Uhr am Karsamstag hatten Zeugen über den polizeilichen Notruf die Schussgeräusche gemeldet, berichten Polizei und Staatsanwaltschaft. Trotz sofort eingeleiteter Rettungsmaßnahmen seien die beiden Männer mit Schussverletzungen aber noch am Tatort gestorben.
Opfer hatten Schusswunden und starben am Tatort
Es sei eigentlich so ein schöner Tag heute, sagt eine 24-Jährige mit Blick auf den Ostersonntag und das Wetter. "Aber das ist einfach nur düstere Stimmung hier." Die Tat beschäftigt sie und ihren 26 Jahre alten Begleiter noch sehr. Ihre Namen wollen sie auch lieber nicht nennen.
Sie seien erst nach den Schüssen nach Hause gekommen und hätten das Blaulicht und Großaufgebot der Einsatzkräfte in ihrer Straße gesehen, erzählen die beiden. Sie hätten googeln müssen, um herauszufinden, was vorgefallen ist. "Und dann kam der Schock", sagt die junge Frau. Die Menschen, die in dem Haus lebten, kenne sie nicht, wisse aber, dass dort auch Kinder wohnten: "Für die wird es einfach schrecklich gewesen sein."
Anwohner wünschen sich mehr Informationen
Der 26-Jährige sagt: "Was einen wundert, ist, dass nichts Näheres bekanntgegeben wird. Das kann ja immer auf ermittlungstaktische Gründe zurückzuführen sein, versteht man dann natürlich auch." Aber mehr Informationen zur Beruhigung der Bevölkerung wären gut gewesen. Die Unklarheiten beschäftigten die Menschen.
"Worauf sollen wir überhaupt achten, wenn wir in der Gegend spazieren gehen?", ergänzt die 24-Jährige mit Blick auf die zu dem Zeitpunkt noch andauernde Fahndung. "Es kann ja jeder gewesen sein. Man weiß ja gar nichts. Man hat ja gar keine Täterbeschreibung."
Die Stadt Bad Nauheim äußerte sich auf Instagram betroffen. "Trotz der Auswirkungen der tragischen Tat auf unseren heutigen Feiertag, sollten wir uns daran erinnern, dass Ostern ein mächtiges Symbol für Hoffnung und Erneuerung ist", heißt es dort. "Lasst uns die Gelegenheit nutzen, an die Kraft des Neuanfangs zu denken - besonders in herausfordernden Zeiten."
Polizei ermittelt und fahndet weiter
Bad Nauheim liegt in der Wetterau zwischen Frankfurt am Main und Gießen und hat mehr als 30.000 Einwohner. Ein anderer Mann in dem Wohngebiet findet es auch besonders beunruhigend, dass so wenig über die Tat bekanntgegeben wird. "Das ist ein Ostern unter Angst", sagt eine Frau.
Zu dem oder den Schützen sagt die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen auch am Ostersonntagnachmittag noch nichts. Nur, dass die am Samstag sofort eingeleiteten umfangreichen Fahndungs- und Ermittlungsmaßnahmen noch andauerten.
Die Spurensicherung am Tatort habe am Sonntag weitgehend abgeschlossen werden können, sagen die Ermittler. Die Obduktion stehe aber noch aus. "Weiterhin vernimmt die Polizei Zeugen, prüft und bewertet neu gewonnene Erkenntnisse und lässt diese in die Fahndungsmaßnahmen einfließen."