Harte Haftbedingungen
Patrick Schöbel: Freigelassener Deutscher berichtet über Hafterfahrungen in Russland
- Aktualisiert: 09.08.2024
- 09:20 Uhr
- Babette Büchner
Patrick Schöbel berichtet von seiner Zeit in russischer Haft. Dabei erlebte er nicht nur harte Haftbedingungen, sondern schildert auch herzliche Mithäftlingen.
Das Wichtigste in Kürze
Patrick Schöbel kam vergangenen Donnerstag (1. August) beim Gefangenenaustausch mit Russland frei.
In einem "Stern"-Interview berichtet er nun von Stahlbetten und durchgekochtem Essen im russischen Gefängnis.
Mehrmals sei ihm auch angeboten worden, an der russischen Front zu kämpfen.
Bei seiner Einreise nach Russland war Patrick Schöbel am 16. Januar festgenommen worden. Der Grund: Er führte sechs Cannabis-Gummibärchen mit sich im Gepäck. Dafür drohten ihm bis zu sieben Jahre Haft wegen Drogenschmuggels.
Am vergangenen Donnerstag (1. August) dann die Überraschung: Beim Gefangenenaustausch mit Russland kommt der 38-jährige Hamburger frei. Dem "Stern" berichtete Schöbel nun exklusiv von seiner Zeit in Haft.
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Ein videoüberwachter Raum mit Stahlbetten
So sei er morgens mit der russischen Nationalhymne geweckt worden und musste dann mit freiem Oberkörper zur Inspektion antreten. Eingesperrt war er mit fünf weiteren Männern in einem videoüberwachten Raum. Darin habe es Stahlbetten gegeben mit Matratzen, die kaum dicker waren als eine Decke. "Unbequem ist gar kein Ausdruck", so Schöbel.
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Auch bei der Verpflegung waren die Bedingungen hart. Das Essen sei immer komplett durchgekocht gewesen und zudem eintönig: Porridge zum Frühstück, Mittags eine "warme Pampe aus Nudeln oder Kartoffeln" und am Abend habe es Kohl gegeben.
Anwerber des Militärs bieten Deal an
Dabei berichtete er aber auch Positives. So hätten die Häftlinge ihn mitversorgt, als sie bemerkten, dass er keine Familie in Russland hat, die ihm Pakete schickt. Die meisten bekämen Essen, Deo und andere Utensilien zugeschickt. Schöbel berichtet im "Stern": "Die anderen Häftlinge waren unglaublich nett zu mir. Sie gaben mir direkt eine Zahnbürste und Klopapier. Denn vom Gefängnis selbst bekommt man gar nichts." Russen seien unglaublich tolle, herzliche Menschen. Von den Insassen sei er "Gummibärchen-Mann" genannt worden.
In seiner Zeit im russischen Gefängnis sei ihm auch mehrfach ein Deal angeboten worden. Anwerber des Militärs hätten ihm das Angebot gemacht, ein Jahr an der Ukraine-Front zu kämpfen und dafür einer weiteren Haftstrafe zu entgehen. Es sei jeder genommen worden, erinnert sich Schöbel. Auch Drogenabhängige, die kaum mehr laufen konnten. Er spricht von "Kanonenfutter". Der Hamburger lehnte mehrfach ab.
Nach dem historischen Gefangenenaustausch hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) die 13 Freigelassenen in Deutschland empfangen. "Das war sehr bewegend", sagte Scholz anschließend am Flughafen Köln/Bonn. Schöbel begrüßte ihn mit den lockeren Worten: "Moin, Herr Scholz. Danke für Ihre Hilfe!"
- Verwendete Quellen:
- "Stern.de": "Alter, die lassen mich wirklich nach Hause!"
- "Tagesspiegel.de": "Freigekommener Deutscher berichtet von Haft"