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"Schneller als erwartet"

Patriots gegen Putin: So läuft die Ausbildung der ukrainischen Soldaten in Deutschland

  • Aktualisiert: 15.02.2023
  • 17:08 Uhr
  • Lisa Apfel

Ukrainische Soldaten sollen in Deutschland innerhalb von Wochen den Umgang mit westlicher Flugabwehr erlernen. Wie das funktioniert.

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Das Wichtigste in Kürze

  • In Deutschland wird ukrainischen Soldaten die Technik westlicher Flugabwehr nähergebracht.

  • Innerhalb von Wochen soll das Training Früchte tragen.

  • Die Soldaten seien "hoch motiviert", es ginge sogar schneller als erwartet, heißt es von der Bundeswehr. 

Im Video: Verschleppte ukrainische Kinder - so reagiert Russland

Die Ausbildung ukrainischer Soldaten am Flugabwehrsystem Patriot in Deutschland kommt laut Einschätzung der Luftwaffe zügig voran.

Die Ukrainer seien hochmotiviert und oft schon im Einsatz erfahren, so dass es "schneller geht als erwartet", sagt der Kommandeur des deutschen Ausbildungsverbandes am Mittwoch (15.02.).

Ausbildung geht "schneller als erwartet"

Etwa 70 Männer, die aus den laufenden Kämpfen gegen die Armee von Kremlherrscher Wladimir Putin nach Deutschland gebracht wurden, werden ausgebildet. Circa zwei Wochen dauert das Training an einem Bundeswehrstandort, der aus Sicherheitsgründen nicht genannt werden soll.

Patriot ("Phased Array Tracking Radar for Intercept on Target") zählt zu den modernsten Flugabwehrsystemen der Welt. Mit ihm können feindliche Flugzeuge, ballistische Raketen und Marschflugkörper bekämpft werden. Auf eine Entfernung von etwa 100 Kilometern und bis in Höhen von 30 Kilometern können die Abwehrraketen in einer gedachten Glocke um die Stellung Ziele treffen - abhängig vom eingesetzten Lenkflugkörper.

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Umgang mit Patriot wird erprobt

Deutschland hatte sich zusammen mit den USA bereiterklärt, der Ukraine jeweils ein System der modernen Flugabwehr zur Verteidigung gegen russische Angriffe zu überlassen, die verstärkt auf die zivile Infrastruktur des Landes zielen.

Die ukrainischen Soldaten werden in Deutschland in drei Aufgaben trainiert. Sie erlernen die Arbeit im Feuerleitstand, beim praktischen Betrieb der Startgeräte - wie die mobilen Abschussanlagen genannt werden - sowie in der Wartung und Instandsetzung des Waffensystems.

Ukrainer sind bereits erfahren

"Unsere Brigade ist eine Kampfbrigade und wir haben Erfahrung im Gefecht", sagt ein ukrainischer Offizier am Mittwoch auf dem Bundeswehrgelände. "Unser Verband hat bereits mehr als 200 Ziele abgeschossen", sagte er. Hauptwaffe ist demnach bisher das in Sowjetzeiten entwickelte Flugabwehrsystem S-300, dessen Fähigkeiten und Grenzen dem russischen Gegner genau bekannt sind. Patriot kann auch zur Abwehr von taktischen, ballistischen Raketen eingesetzt werden, was mit S-300 so nicht möglich ist.

Der ukrainische Soldat war zuletzt in der Region seiner Heimatstadt Dnipro eingesetzt, wo Mitte Januar nur 800 Meter von seinem Haus eine russische Rakete verheerend in einem bewohnten Hochhaus eingeschlagen war, wie er schildert. Für die ukrainische Luftabwehr sind dies schwarze Stunden, "ein komplexes, dunkles Gefühl" wenn der Angreifer die Abwehr überwinde, sagt der 40-Jährige. Es sei dann klar, dass Menschen sterben oder Infrastruktur zerstört werde. Es müsse aber kein menschliches Versagen im Spiel sein. Vielfach komme die Luftabwehr technisch an Grenzen.

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"Die Motivation ist hoch"

In Deutschland wird nun sechs Tage in der Woche gelernt. Auf dem Gelände laufen die Waffensysteme im Übungsbetrieb. Lastwagen mit angebautem Kran heben zur Übung schwankende Wassereimer, Generatoren laufen, Hydraulikpumpen surren. In einige Wochen lernen die Männer, Frauen sind nicht darunter, was für Bundeswehrsoldaten sonst auf Monate angelegt ist. "Die Motivation ist hoch, weil jeder weiß, worum es geht", erklärt ein deutscher Offizier.

Patriot als "Gamechanger"

"Patriot ist das stärkste System zur Abwehr taktischer, ballistischer Raketen. Dafür ist das System optimiert", so der Ausbildungsleiter. Ein weiterer Offizier spricht von einem "gamechanger" - einer Waffe, die die Regeln auf dem Gefechtsfeld zu Gunsten der Ukrainer verändert - weil sie weiter und schneller schießt als bisher vorhandene Systeme. Die Bundeswehr selbst hat 12 Patriot-Systeme, davon sind 3 in Polen im Einsatz und 2 in der Slowakei. Mehrere werden derzeit von der Industrie modernisiert. Es handelt sich um ein knappes Gut. Im Kalten Krieg hatte die Bundeswehr selbst noch 36 der Systeme.

Die Startstationen sind auf große, vierachsige MAN-Lastwagen montiert. Sie bestehen aus bis zu vier Kanistern. Das sind lange Kisten, in denen die Raketen stecken. Auch zum System gehören der Feuerleitstand, das Radar und ein großer Generator - von den Soldaten "Dreigestirn" genannt. Das System stuft Flugobjekte am Himmel in die Kategorien Freund und Feind ein. Im Bedrohungsfall feuern Soldaten im Leitstand die Lenkflugkörper ab, um die Objekte der Angreifer unschädlich zu machen. Überwacht werden können nach früheren Angaben gleichzeitig bis zu 50 mögliche Ziele, aktiv bekämpft bis zu fünf.

Die Patriot-Raketen wirken im Verbund mit anderen Systemen. Vereinfacht kann man sagen, dass ein wie von Deutschland bereitgestelltes System für den Schutz einer mittelgroßen Stadt ausreicht. Sobald die mobile Anlage an ihrem Zielort ist, kann binnen Minuten Einsatzbereitschaft hergestellt werden. Auf dem "Marsch" zum Einsatzort ist sie allerdings auch besonders verwundbar.

  • Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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