Demütigung eines Politikers
Per Kamera überführt: Republikanerin mobbt demokratischen Abgeordneten
- Veröffentlicht: 20.06.2024
- 12:05 Uhr
- Stefan Kendzia
Eine Politikerin drangsalierte so lange unerkannt einen Kollegen, bis dieser der Übeltäterin auf die Spur kommt.
Ein demokratischer Abgeordneter im US-Bundesstaat Vermont musste monatelang unter den kindischen und anonymen Attacken einer republikanischen Kollegin leiden.
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Schikane-Kampagne unter Erwachsenen
Über Monate hinweg ärgerte sich der demokratische Abgeordnete Jim Carroll, dass immer wieder Wasser in seiner Tasche gestanden hatte. Was sich wie ein Kindergartenstreich anhört, ist in Wahrheit eine Schikane-Kampagne unter Erwachsenen.
Carroll konnte sich das ständige Wasser in seinem Stoffbeutel nicht erklären - lediglich, dass es sich wohl um eine gegen ihn gerichtete Aktion handeln musste. Schnell verdächtigte Carroll eine republikanische Kollegin, Mary Morrissey, die mehrere Monate lang "gemein" zu ihm gewesen sein soll, wie "The Guardian" den Geschädigten zitiert. "[Sie] sagte vor anderen Abgeordneten erniedrigende Dinge", so Carroll. Der Demokrat hatte allerdings keine Beweise für Morrisseys "Watergate". Nach Monaten kam er auf die Idee, seine Aktentasche per Video zu überwachen. Mit Erfolg.
Überführung per Videokamera
In zwei von Carroll aufgenommenen Videos wollen Kolleg:innen Morissey identifiziert haben, wie sie eine Tasse Flüssigkeit in Carrols Tasche geschüttet haben soll. Dennoch wollte Carroll die Video-Beweise zunächst nicht an die große Glocke hängen: "Ich war sehr zurückhaltend, das Video zu veröffentlichen, weil ich glaube, dass es Abgeordnete Morrissey zutiefst in Verlegenheit bringen wird", schrieb Carroll in einer Erklärung. "Mir ist jedoch klar geworden, dass die Medien über die Einzelheiten des Verhaltens des Abgeordneten Morrissey informiert sind und in naher Zukunft wahrscheinlich weiterhin über dieses Verhalten berichten werden."
"Ich schäme mich wirklich für meine Taten", soll Morrissey gesagt haben, als sie ertappt wurde. Allerdings soll sie zunächst behauptet haben, nicht zu wissen, wem die Tasche gehörte. Das Wasser schüttete sie angeblich auf den Beutel, um Insekten zu vertreiben. Später fügte sie jedoch hinzu, sie wisse nicht, warum sie monatelang Wasser auf Carrolls Tasche geschüttet habe, wie der "Spiegel" berichtet.
Ein Ende mit schlechten Erinnerungen
Für Carroll hat das Mobbing seitdem ein Ende - allerdings mit bleibenden Eindrücken: "Ich lief hier herum, war paranoid gegenüber meinen Mit-Abgeorndeten und zerbrach mir den Kopf darüber, was ich wohl gesagt oder getan haben könnte." Carroll soll noch darüber nachdenken, ob er Morrissey anzeigen wolle. Auf die Frage, ob er der Übeltäterin verzeihe, sagte er: "Ich schätze, ich müsste im Geiste der Vergebung ja sagen, wenn auch widerwillig. Aber [...] ihre Entschuldigung ist ungefähr so wasserdicht wie mein Stoffbeutel."
- Verwendete Quellen:
- Spiegel: "Republikanerin gießt über Monate Wasser in Stoffbeutel von Demokrat"
- The Guardian: "Vermont Republican secretly poured water into colleague’s bag over months"