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Tödlicher Zwischenfall

Raketeneinschlag in Polen: Wohl aus Ukraine abgefeuert

  • Aktualisiert: 16.11.2022
  • 13:07 Uhr
  • Joachim Vonderthann
Kanzler Scholz berät sich u.a. mit US-Präsident Biden und Frankreichs Staatschef Macron auf dem G20-Gipfel.
Kanzler Scholz berät sich u.a. mit US-Präsident Biden und Frankreichs Staatschef Macron auf dem G20-Gipfel.© Hebestreit/Regierung/dpa

Der Raketeneinschlag im NATO-Land Polen nahe der ukrainischen Grenze mit zwei Toten hat die Welt in Aufregung versetzt. Eine weitere Eskalation des russischen Angriffskrieges wird befürchtet. Nun gibt es erste Hinweise auf die Herkunft der Rakete.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Rakete schlägt in Polen nahe der ukrainischen Grenze ein.

  • Zwei Menschen sterben bei dem Vorfall.

  • Vermutlich handelte es sich um eine ukrainische Abwehrrakete.

Ein Raketeneinschlag im NATO-Land Polen, zwei Todesopfer: Der russische Krieg gegen die Ukraine hat nun auch ganz unmittelbar dessen Nachbarland erreicht und die Welt in Aufruhr versetzt. Es wurde befürchtet, dass Russland den Krieg weiter eskalieren will. Inzwischen gibt es aber Hinweise, dass es sich bei dem Geschoss um eine ukrainische Abwehrrakete handelt.

Rakete in Polen wohl aus der Ukraine

US-Präsident Joe Biden sprach am Mittwoch (16. November) gegenüber anderen Teilnehmer:innen des G20-Gipfels auf Bali laut dpa von einer Rakete des Systems S-300. Dieses System sowjetischer Bauart ist ein wesentlicher Bestandteil der Flugabwehr der Ukraine.

Biden hatte später öffentlich erklärt, dass die in Polen eingeschlagene Rakete vermutlich nicht von Russland abgefeuert worden sei. Informationen über die Flugbahn sprächen dagegen. Biden betonte: "Ich werde sicherstellen, dass wir ganz genau herausfinden, was passiert ist."

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Biden informiert Partner auf G20-Gipfel

An dem Krisentreffen mit Biden nahmen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sowie die Regierungschefs aus Großbritannien, Italien, Kanada und Japan teil. Biden hatte zuvor auch mit dem polnischen Präsidenten Andrzej Duda telefoniert. 

Duda bestätigte inzwischen die US-Einschätzung. Der Raketeneinschlag sei kein gezielter Angriff auf sein Polen gewesen, sagte er am Mittwoch in Warschau. Es gebe auch keine Beweise dafür, dass die Rakete von Russland abgefeuert worden sei, sondern es handele sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine ukrainische Flugabwehrrakete.

Aus Kreisen des G20-Krisentreffens hieß es, dass das von Präsident Wladimir Putin regierte Russland mit seinem Beschuss der Ukraine die Verantwortung für den Vorfall in Polen trage. Dies sei auch der Fall, wenn es sich um eine ukrainische Abwehrrakete handeln sollte.

Scholz: Verantwortung dennoch bei Russland

Kanzler Scholz sagte nach dem Ende des G20-Gipfels zu dem Vorfall in Polen: "Jede voreilige Festlegung über den Tatsachenverlauf vor seiner sorgfältigen Untersuchung verbietet sich bei einer so ernsten Angelegenheit." Zugleich macht er deutlich, wer die eigentliche Verantwortung trage: "Wichtig ist, dass wir alle gleichzeitig klar machen und klar gemacht haben, dass all das ja nicht passiert wäre ohne den russischen Krieg gegen die Ukraine, ohne die Raketen, die jetzt intensiv und in großem Ausmaß auf die ukrainische Infrastruktur verschossen werden."

Russland hatte am Dienstag massive Luftangriffe gegen Energie-Infrastruktur geflogen. Mehr als ein Dutzend ukrainische Landesteile vermeldeten russische Attacken oder Versuche ihrer Luftabwehr, die Raketen abzufangen. Die Angriffe verursachten zahlreiche Stromausfälle in der Ukraine.

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Im Video: Scholz äußert sich zu Raketeneinschlag in Polen

Bundeskanzler Olaf Scholz: "Keine falschen Gerüchte"

In Polen gab es einen Raketeneinschlag. Bundeskanzler Olaf Scholz warnte im Interview davor, voreilige Schlüsse zu ziehen.

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Russland warnt vor Drittem Weltkrieg

Moskau nannte unterdessen den Raketeneinschlag in Polen eine westliche Provokation. Der frühere russische Präsident  Dmitri Medwedew warnte zudem vor einem Dritten Weltkrieg. Die Geschichte mit den ukrainischen "Raketenschlägen" auf eine polnische Farm beweist nur eins: Der Westen erhöht durch seinen hybriden Krieg gegen Russland die Wahrscheinlichkeit für den Beginn des Dritten Weltkriegs“, schrieb er auf Twitter.

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Kein NATO-Bündnisfall?

Sollte die Rakete doch von Russland abgefeuert worden sein, wäre dies der erste direkte Beschuss eines NATO-Landes. Polen hat seine Streitkräfte teils in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Es wurde überlegt, den Artikel 4 des Nato-Vertrags einzuleiten. Er sieht Beratungen der Nato-Staaten vor, wenn einer von ihnen die Unversehrtheit seines Gebiets, die politische Unabhängigkeit oder die eigene Sicherheit bedroht sieht. Artikel 4 gilt als Vorstufe von Artikel 5, der den Bündnisfall regelt. Darin steht, dass die Nato-Staaten einen bewaffneten Angriff gegen einen oder mehrere Partner als Angriff gegen alle ansehen. Daraus ergibt sich die Verpflichtung, Beistand zu leisten.

Verwendete Quellen:

  • Nachrichtenagentur dpa
  • Nachrichtenagentur AP
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