Diskussion über Gaspreisdeckel
Russland gibt Europa Schuld für Gas-Lieferstopp durch Nord Stream 1
- Veröffentlicht: 06.09.2022
- 17:16 Uhr
- dpa
Russland will durch die Pipeline Nord Stream 1 vorerst kein Gas nach Europa liefern. Als Grund gibt Moskau die Sanktionen des Westens an. Europa sei selbst schuld am Lieferstopp, sagte Kremlsprecher Peskow.
DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE:
- Russland will durch die Pipeline Nord Stream 1 vorerst kein Gas nach Europa liefern.
- Als Grund gibt Moskau die Sanktionen des Westens an.
- In der EU wird über einen Preisdeckel für Gas diskutiert.
Durch die Pipeline Nord Stream 1 strömt weiterhin kein Gas. Dass das so ist, liege in der Verantwortung des Westens, sagte Kremlssprecher Dimitri Peskow am Dienstag. "Wir wissen nicht, wie die Reparaturarbeiten durchgeführt werden sollen, weil die Sanktionen dies verhindern", sagte Peskow beim Wirtschaftsforum in Wladiwostok der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Die Verantwortung dafür liege bei den europäischen Staaten und den Staaten, die Sanktionen gegen das Land eingeführt hätten.
Der russische Staatskonzern Gazprom hatte am Samstag nach einer planmäßigen Wartung der Turbine die Gaslieferungen durch Nord Stream 1 nach Europa nicht wieder aufgenommen. Gazprom begründet den Lieferstopp mit austretendem Öl aus der Turbine und der daraus entstandenen Brandgefahr. Ursache für das Leck sei ein Konstruktionsfehler an der von Siemens Energy gelieferten Turbine.
Defekte Turbine: Siemens Energy widerspricht russischer Darstellung
Das Unternehmen widersprach der russischen Darstellung. "Solche Leckagen beeinträchtigen im Normalfall den Betrieb einer Turbine nicht und können vor Ort abgedichtet werden", sagte ein Sprecher von Siemens Energy am Montag. Auch früher sei es wegen solcher Öllecks nicht zu einem Stillstand gekommen.
Noch immer nimmt Russland mit dem Export von Gas, Öl und Kohle Milliarden ein. In den ersten sechs Monaten des Ukraine-Kriegs verdiente Russland mit dem Export fossiler Energieträger 158 Milliarden Euro, zeigt ein am Dienstag veröffentlichter Bericht der Forschungsorganisation Centre for Research on Energy and Clean Air (Crea). Das sei mehr als Russland nach Schätzungen für den Angriffskrieg gegen die Ukraine ausgebe.
Energiepreise: EU-Kommission erwägt Gaspreisdeckel
Wegen der angespannten Lage auf dem Energiemarkt prüft die EU-Kommission nun mehrere Möglichkeiten für einen Gaspreisdeckel. Ein Weg ist dabei, sich auf einen Höchstbezugspreis für russisches Gas zu verständigen, wie aus einem internen Papier hervorgeht, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
Die Preisgrenze könnte nach dem Diskussionspapier per Gesetz umgesetzt werden. Die EU könnte auch als einzelner Käufer mit Russland über Preise und Mengen verhandeln. Eine weitere Option ist demnach, den Preis an europäischen Handelsplätzen unter bestimmten Voraussetzungen zu deckeln. In einem früheren Entwurf hatte die EU-Kommission davon abgeraten, den Gaspreis in der gesamten EU zu deckeln. Der Gaspreisdeckel könnte am Freitag Thema beim Treffen der EU-Energieminister werden. Dann wollen die Minister über Notfallmaßnahmen wegen der stark gestiegenen Energiepreise beraten.