Krieg in der Ukraine
Was plant Belarus an der ukrainischen Grenze: Angriff oder Ablenkung?
- Aktualisiert: 27.08.2024
- 16:51 Uhr
- Nelly Grassinger
Kiew schlägt Alarm wegen größeren Truppenbewegungen an der Grenze zu Belarus. Könnte Lukaschenko als Partner von Russland tatsächlich belarussische Soldaten in den Krieg schicken?
Das Wichtigste in Kürze
Bisher hat sich die belarussische Armee von Machthaber Alexander Lukaschenko nicht aktiv am Kriegsgeschehen in der Ukraine beteiligt.
In Kiew besteht die Sorge, dass sich das ändern könnte.
Belarus gilt als Verbündeter von Kremlchef Wladimir Putin.
Die Ukraine hat die von Alexander Lukaschenko angekündigte Truppenverstärkung im Nachbarland Belarus an der ukrainischen Grenze am Sonntag (25. August) gemeldet. Was ist der Plan hinter dem Manöver?
Militärexperte Gustav Gressel sagte gegenüber "ZDFheute", Belarus habe auch 2023 bereits Übungen an der ukrainischen Grenze durchgeführt. Dass die Manöver in diesem Jahr größer seien, sorge für Nervosität in Kiew.
Nach Angaben des Außenministeriums in Kiew wurden in der Region Gomel in Belarus neue Einheiten mit Panzern, Artillerie und Flugabwehr beobachtet. Daneben seien auch Söldner der ehemaligen russischen Wagner-Truppe erkannt worden. Als Grund nannte Lukaschenko starke Truppenansammlungen auf ukrainischer Seite. Dort habe die Ukraine bis zu 120.000 Soldaten stationiert, behauptete er.
Armee von Belarus auf Unterstützung angewiesen
Belarus ist als Teil der Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (CSTO) offiziell dazu verpflichtet, Russland zu unterstützen, sollte dessen territoriale Integrität angegriffen werden. Der ukrainische Vorstoß in Kursk hat jedoch Zweifel daran wachsen lassen, dass einer der CSTO-Staaten Russland zu Hilfe kommt.
Das Problem sei laut ZDF für Lukaschenko: Die belarussische Armee besteht - wie die russische auch - zum Großteil aus Wehrpflichtigen und nicht aus Vertragssoldaten. Sowohl Putin als auch Lukaschenko scheuten deren Einsatz, so Gressel.
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Belarus sei zusätzlich auf Unterstützung durch die russische Armee angewiesen und könne alleine nicht operieren. Eine größere Verlegung russischer Truppen nach Belarus sei aber bisher nicht erfolgt. Außerdem sei die ukrainisch-belarussische Grenze mittlerweile vermint und mit ukrainischen Verteidigungs-Stellungen versehen, was einen Angriff erschweren würde.
Belarus bisher nicht aktiv am Krieg beteiligt
"Es ginge sich also nur ein Ablenkungsangriff aus, um ukrainische Kräfte zu binden. Für einen tieferen Vorstoß fehlen die Kräfte", so Gressel. Einen Angriff mit Bodentruppen hält er deshalb für unwahrscheinlich. Es könnte allerdings zu Fernbeschuss durch Raketenartillerie von Belarus kommen.
Das mit Moskau verbündete Minsk ist bisher nicht aktiv am Krieg gegen die Ukraine beteiligt. Allerdings hat Lukaschenko im Februar 2022 den Vorstoß russischer Truppen aus Belarus heraus in die Ukraine erlaubt. Nach schweren Rückschlägen mussten sich diese russischen Einheiten wieder zurückziehen.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa
- "ZDFheute": Ablenkungsmanöver oder Angriff aus Belarus?