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Wirtschaftsdelegation begleitet Kanzler

Scholz reist nach Peking - diese deutschen Unternehmen hat er im Reisegepäck

  • Veröffentlicht: 03.11.2022
  • 18:02 Uhr
  • glö
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© dpa

Der Bundeskanzler reist nach China und wird auf seine Reise von einer Wirtschaftsdelegation begleitet. Ein Überblick über die zwölf Unternehmen – und ihre jeweiligen Ziele.

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Im Umgang mit China will die Bundesregierung eine "Zeitenwende". Beim "Antrittsbesuch" von Kanzler Olaf Scholz am Freitag (4. November) in Peking soll die deutsche Wirtschaft keine Milliardenverträge unterschreiben, ganz im Gegenteil. Alles soll sich darum drehen, wie die Abhängigkeit von der inzwischen zweitgrößten Volkswirtschaft verringert werden kann. Dennoch hat Scholz eine Delegation von zwölf Wirtschaftsvertretern dabei – und jeder davon hat eigene Interessen im Gepäck.

Denn: rund 5.000 deutsche Unternehmen sind heute in China tätig. 1,1 Millionen Arbeitsplätze in Deutschland hängen laut Handelskammer vom China-Geschäft ab. "Der chinesische Markt ist für viele deutsche Firmen von überragender Bedeutung, und zwar als Absatz- und als Wachstumsmarkt", sagt Jens Hildebrandt, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutschen Handelskammer (AHK) der Deutschen Presse-Agentur. Das gelte insbesondere für deutsche Autobauer und Chemie-Hersteller.

So wundert es nicht, dass Olaf Scholz besonders viele Unternehmer aus diesen Wirtschaftssegmenten im Regierungsflieger nach Peking mitnimmt. Wie das "Handelsblatt" berichtet, hatten sich mehr als 100 Unternehmen um die heiß begehrten Plätze beworben. Mitkommen dürfen demnach aber nur diese.

VW, Oliver Blume

Dass der deutsche Autohersteller Volkswagen mit nach China reist, ist wenig verwunderlich. Vierzig Prozent seines Umsatzes macht VW in der Volksrepublik. Allerdings sinken aktuell die Gewinne: Während VW mit seinen chinesischen Joint Ventures 2015 noch 5,2 Milliarden Euro verdiente, waren es 2021 lediglich drei Milliarden Euro. Das "Handelsblatt" nennt als Grund dafür den Boom nationaler Automarken in China.

Doch Blumes Gesellschaft ist vor allem im Hinblick auf Scholz' Ankündigung brisant, bei seinen Gesprächen mit der chinesischen Führung "schwierige Themen" nicht ausklammern zu wollen. Darunter auch die Rechte der ethnischen Minderheit der Uiguren, die in der Provinz Xinjang unterdrückt werden. Volkswagen unterhält in der Provinz sein China-Werk und wurde nicht selten dafür kritisiert. Forderungen nach einer Schließung der Fabrik wies VW-Chef Blume zurück.

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Siemens, Roland Busch

Für Roland Busch ist es als Nachfolger von Joe Kaeser die erste Delegationsbegleitung nach China. Der Siemens-CEO will dem Bericht nach mit dem Projekt "Marco Polo" groß in China investieren und Teilbereiche dorthin auslagern, darunter auch "Digitale Industrien". Nachdem das Auswärtige Amt und die Bundesregierung wirtschaftliche Abhängigkeiten von China in den nächsten Jahren aber eher abbauen und nicht vertiefen wollen, wird dieses Vorhaben von Experten als heikel eingeschätzt.

Merck, Belén Garijo

Das Darmstädter Wissenschafts- und Technologie-Unternehmen soll in der Volksrepublik China weiter wachsen, das ist laut Bericht Garijos Vorhaben. Demnach plane der Konzern, innerhalb von sechs Jahren 100 Millionen Euro in den Bau eines neuen Herstellungszentrums zu investieren. 1.000 neue Arbeitsplätze sollen so geschaffen werden. Die Vereinbarung wurde im April unterzeichnet, die Inbetriebnahme soll 2024 erfolgen.

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Deutsche Bank, Christian Sewing

Unklar ist laut Bericht, was die Deutsche Bank in China plant. Die Zeitung verweist aber auf einen früheren "FAZ"-Bericht, wonach die Deutsche Bank plane, mit ihrem Joint Venture DWS in Chinas gigantischem Privatkundenbereich wachsen will. Als Partner käme Chinas fünftgrößte Bank, die Postal Savings Bank, infrage. Diese verfügt über 600 Millionen Kunden.

BASF, Martin Brudermüller

Der Chef des Chemiekonzerns bekräftigte erst vor wenigen Tagen gegenüber dem "Spiegel", an der geplanten Investition von zehn Milliarden Euro in einen neuen Verbundstandort in China festhalten und den Umsatz in dem Land deutlich steigern zu wollen. Kritik bekam er dafür mitunter vom Vorsitzenden der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), Michael Vassiliadis.

Der Chemiekonzern mache sich in der deutschen Industrie öffentlich zum "Frontrunner" für eine Fortsetzung der bisherigen China-Strategie, sagte Vassiliadis, dienstältester Aufsichtsrat bei BASF, dem "Spiegel". "Ich warne davor, alles auf eine Karte zu setzen und die geopolitischen Risiken zu unterschätzen." Wenn BASF-Chef Martin Brudermüller "die Expansionspläne für China noch weiter antreiben und zugleich für die Standorte in Europa keine strategische Perspektive aufzeigen würde, wäre das nicht akzeptabel". Auch BASF betreibt wie Volkswagen ein Werk in der Region Xinjiang.

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Biontech

Wer von der Firma Biontech gemeinsam mit dem Bundeskanzler nach China reist, ist bislang nicht bekannt. Klar ist allerdings der Grund ihres China-Besuchs. Denn der Hersteller des Covid-19-Impfstoffs Comirnaty wartet aktuell auf eine Zulassung in China. Diese wird von der Führung in Peking seit mehr als zwei Jahren hinausgezögert.

BMW

Auch wer für BMW anreist, ist aktuell noch nicht klar. Die BMW Group stellt fast ein Drittel ihrer Fahrzeuge in Shenyang her. Sie führen außerdem noch eine Motoren- und Batteriefabrik im Land. Im vergangenen Jahr hat BMW in China 846.000 Autos verkauft und in Shenyang mit 23.000 Mitarbeitern mehr als 700.000 BMW-Autos sowohl für den chinesischen Markt als auch für den Export gebaut.

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Wacker Chemie

Der Münchener Chemiekonzern Wacker übernahm 2021 für 120 Millionen Euro 60 Prozent des chinesischen Spezialsilan-Herstellers Sico Performance Material. Zuvor stellte Wacker die Silane nur in Deutschland her, mittlerweile wird auch in dem Werk in Wuxi nahe Shanghai produziert. Die Produkte von Sico werden unter anderem in der Bauindustrie, im Automobilbau, in der Halbleiter- und in der Elektronikindustrie benötigt.

Adidas

Der Herzogenauracher Sportartikelhersteller Adidas leidet seit 2021 unter Boykott-Aufrufen chinesischer Nationalisten. Die Jugendorganisation der Kommunistischen Partei und die Volksbefreiungsarmee hatten Chinas Bevölkerung dazu aufgerufen, bestimmte Marken aus dem Westen nicht mehr zu kaufen. Darunter auch Adidas. Der Grund: Adidas hatte sich wie andere westlichen Unternehmen kritisch zur Menschenrechtslage und dem Verdacht der Zwangsarbeit in Xinjiang geäußert.

Hipp

Deutsche Babynahrung ist in China hoch im Kurs. Nach vielen Lebensmittelskandalen von heimischen Produzenten vertrauen sie inzwischen ausschließlich auf Nahrung aus der EU, insbesondere Hipp, die seit 2009 auf dem chinesischen Markt vertreten sind. Deren wird in China nicht selten für den drei- bis fünffachen Preis verkauft. Weil Chinas 2018 eine Initiative startete, um chinesisches Milchpulver in der Bevölkerung wieder attraktiv zu machen, gibt es wohl Gesprächsbedarf für den Babynahrungshersteller.

Bayer

Bayers aktueller Vorstandschef Werner Baumann glaubt an sein Geschäft in der Volksrepublik – trotz Chinas Drohungen gegen die Insel-Demokratie Taiwan. Das wurde in der Antwort des Konzerns auf eine Anfrage der "Welt" deutlich: Man trage "zur Versorgung der chinesischen Bevölkerung bei", argumentiert Bayer, mit Medikamenten, Gesundheitsprodukten, Nahrungsmitteln. "Wir sind überzeugt, dass globale Herausforderungen wie der sich beschleunigende Klimawandel, die sich abzeichnende Nahrungsmittelkrise und die geopolitische Situation nicht weniger, sondern mehr Zusammenarbeit auf globaler Ebene erforderlich machen." Man hoffe auf "Frieden und Stabilität in der Straße von Taiwan und darüber hinaus".

Geo Clima Design

Das Heiztechnikunternehmen Geo Clima Design ist wohl das kleinste Unternehmen in Scholz' China-Delegation. Die Firma lässt in Brandenburg Kapillarrohrmatten sowie Flächenheiz- und Kühlsysteme, Kollektoren und Speicher herstellen. Warum sie den Bundeskanzler begleiten, ist unklar.

Verwendete Quellen:

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